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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Schlag hat ihn getroffen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Mich interessiert die Frage, was diesen Mann nach Lucca trieb und wen er hier getroffen hat. Deshalb bin ich hier. Könnt Ihr mir helfen?« Luparini schob seinen Hut nach hinten, kratzte sich an der Stirn und nestelte an den Papieren, die in seinem Gürtel steckten.
    Die kleinen Augen waren die ganze Zeit über in Bewegung, damit ihm keine Regung von ihr oder Federico entging. Nein, Luparini war nicht zu unterschätzen, dachte Beatrice.
    Â»Alberto Mari war im Sommer bei uns in Matraia zu Gast«, sagte Federico und sah dabei Beatrice und nicht den Richter an.
    Â»Stimmt das?«, fragte Luparini prompt und wandte sich an Beatrice.
    Â»Ja. Mari war eine Zeit lang unser Gast. Ich, ich habe ihn sehr gern gehabt. Er war ein unterhaltsamer Mann. Giudice , verzeiht, aber mir geht das alles sehr nahe. Könnt Ihr das verstehen? Meine Eltern sind erst kürzlich gestorben, und das auf so grauenvolle Weise, und heute kommt Ihr mit dieser Nachricht … Es ist schwer für mich, mit den Ereignissen Schritt zu halten. Ich habe eine Tochter und war lange krank.« Sie lächelte schwach und legte die gefalteten Hände an die Lippen.
    Â»Madonna, es tut mir außerordentlich leid. Ich wollte Euch nicht mit meinen Fragen zur Last fallen. Euer Mann wird mir sicher alles sagen können, was notwendig ist. Doch wenn Euch etwas einfällt, vielleicht eine Bemerkung des Sekretärs, die Euch damals nicht wichtig schien, die heute aber etwas Licht auf seine Angelegenheiten werfen könnte, zögert nicht, mir eine Nachricht zukommen zu lassen. Ich bin für jeden noch so geringen Hinweis dankbar.«
    Â»Danke , giudice . Ich werde mich zurückziehen.« Beatrice nickte und ging ins Haus, wo sie auf Alba traf, die vor der Küche Rüben putzte. »Madonna! Was war denn nur los gestern …«
    Â»Schsch!« Sie drückte ihr einen Finger auf die Lippen. »Nicht jetzt, Alba. Da draußen steht der Richter mit seinen Bütteln. Sie fragen nach dem Mann, der gestern Nacht hier war, um mich zu sprechen. Alba, sieh mich an.« Sie nahm das Mädchen bei den Schultern. »Zu niemandem, wirklich niemandem ein Wort darüber, dass ich mit dem Mann gesprochen habe. Versprichst du mir das?«
    Mit großen Augen sah Alba sie an. »Ja, Madonna. Das verspreche ich. Aber warum denn?«
    Â»Das erkläre ich dir, wenn wir später allein sind. Alba, hast du Fabio heute schon gesehen?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Nein. Soll ich im Stall nachschauen?«
    Â»Ja, bitte.« Erschöpft hielt Beatrice sich am Türrahmen fest und legte eine Hand auf ihren Bauch, wo die Narbe wieder zu schmerzen begann, wie jedes Mal, wenn sie sich aufregte. Und hatte sie nicht allen Grund, sich zu sorgen? War ihr Mann nicht zusammen mit da Sesto und Menobbi weggegangen, und hatten diese drei nicht Alberto und Fabio mit sich geführt? Wenn Alberto tot war, und sie glaubte keinesfalls an einen natürlichen Tod, dann hatten sie Fabio ebenfalls umgebracht.
    Plantilla kam mit teigverschmierten Händen an die Tür. »Madonna, Ihr seid ganz blass! Kommt herein.« Sie wischte sich die Hände notdürftig an ihrer Schürze ab und dirigierte Beatrice auf eine Bank an einem Holztisch, auf dem eine Schüssel mit Äpfeln stand. Sie rief etwas in die dampfende Küche, in der die Vorbereitungen für das Mittagessen in vollem Gang waren, und eine Magd brachte einen Krug Wein und ein Stück Brot mit Olivenöl. »Setzt Euch und nehmt davon. Das gibt Kraft.«
    Beatrice griff zu und merkte, wie gut das Essen und der Wein taten.
    Â»Habt Ihr noch Schmerzen?«, fragte Plantilla sie leise.
    Â»Manchmal, aber das ist nicht schlimm. Alberto Mari ist tot.«
    Â»Oh?«
    Alba kam atemlos herein. »Ich war im Stall, und keiner hat Fabio gesehen. Fabio ist für die Sattelkammer zuständig, aber da ist er seit gestern Abend nicht mehr gesehen worden.«
    Â»Danke, Alba. Jetzt putz deine Rüben weiter, und nachher kommst du zu mir nach oben und hilfst mir mit Giulia.« Beatrice trank einen weiteren Schluck Wein und begegnete Plantillas sorgenvollem Blick.
    Â»Denkt an Eure Tochter, Madonna. Manchmal ist es besser, Ohren und Augen zu verschließen.«
    Â»Dazu ist es zu spät, Plantilla, viel zu spät …« Beatrice stand auf.
    Â»Gott steh uns bei …« Die Köchin bekreuzigte

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