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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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her, Alba.« Sie streckte die Arme aus und drückte das Mädchen an sich, das sich vertrauensvoll an sie schmiegte. Der Gedanke, der Beatrice kam, war schändlich, aber sie hatte keine Wahl. »Alba, um was ich dich bitten möchte, ist viel verlangt, und ich kann verstehen, wenn du es nicht tun möchtest …«
    Alba schüttelte den Kopf. »Ich mache es!«
    Lächelnd strich Beatrice ihr über die dunklen Haare und hielt sie von sich, um ihr in die Augen zu sehen. »Es hat sich viel geändert hier im Haus, Alba.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Ich habe kein Geld mehr, meine Eltern können mir auch nicht mehr helfen, und ich weiß nicht, was mein Mann mit mir vorhat.«
    Â»Dann gehen wir weg, Madonna! Ich kann arbeiten, und Ihr könntet für einen Kaufmann die Bücher führen!«
    Beatrice lachte leise. »Eine gute Idee, Alba, nur wird mich niemand haben wollen. Frauen können vielleicht im Geschäft ihres Mannes mitarbeiten, aber niemals irgendwo anders. Fürs Erste sind wir hier noch versorgt. Es geht um mehr als nur mich, Alba. Es geht um Lucca!«
    Erwartungsvoll hing Alba an ihren Lippen.
    Â»Was ich dir sage, haben schon zwei Männer mit dem Leben bezahlt, also, kannst du mir versprechen, mit niemandem außer der Person, zu der ich dich schicken werde, darüber zu sprechen?«
    Â»Ich schwöre es«, sagte Alba feierlich.

XXVI
    Mailand, 23. Dezember 1525
    Â»Verdammt, ich will das Kommando nicht!« Tomeo schlug wütend mit der Faust auf den Tisch, dass Karten und Papiere durcheinanderflogen.
    Ein unwirsches Murmeln der anwesenden Feldherren und Kommandeure war die Antwort. Sie befanden sich im militärischen Hauptquartier der kaiserlichen Truppen im Palazzo Reale, im Zentrum der Stadt, direkt neben dem Dom Santa Maria Nascente. Seit wenigen Wochen hielten sie Mailand besetzt. Nur das Castello Sforzesco war noch nicht eingenommen worden, weil Herzog Francesco Sforza die Übergabe verweigerte. Wie lange der Herzog dort in seiner Feste ausharren konnte, war jedoch nur eine Frage der Zeit, früher oder später würde der Hunger ihn und seine Leute zur Aufgabe zwingen.
    Fabrizio Maramaldo, ein gestandener Feldherr mit silbergrauen Haaren und Vollbart, trat zu Tomeo. »Wir sind im Krieg, junger Buornardi, persönliche Angelegenheiten müssen jetzt warten.«
    Im Dom nebenan ertönten die Glocken, die zur heiligen Messe riefen. »Vielleicht hättet Ihr das auch persönlicher nehmen sollen, Maramaldo! Pescara war vielleicht nicht bei allen beliebt, aber er war kein Verräter. Er hat zum Kaiser gehalten, und jetzt, kaum dass er vier Wochen unter der Erde ist, zieht ihr alle über ihn her, als hätte er ganz Italien verkauft! Und Morone, diesem doppelzüngigen Bastard, ist nicht ein Haar gekrümmt worden. Sein verweichlichter Zögling, Herzog Sforza, verschanzt sich in seiner Burg und überlässt sein Volk seinem Schicksal. Ich finde, das alles stinkt zum Himmel!« Zornig starrte er in die Runde altgedienter Kriegsmänner.
    Frundsberg war abgereist, um in deutschen Landen neue Truppen auszuheben, Bourbon befand sich noch in Genua, und die Landsknechte und ihr Tross machten sich über Mailand her. Was noch an Volk in der Stadt geblieben oder nach der Pestepidemie zurückgekehrt war, wurde so schwer gebeutelt, dass es eine Schande war.
    Â»Das Volk leidet immer, wenn Krieg ist«, meinte Maramaldo sachlich.
    Â»Das Volk leidet immer – nicht nur, wenn Krieg ist!«, schimpfte Tomeo.
    Â»Was seid Ihr? Ein Weltverbesserer, ein Träumer oder einfach nur ein Feigling, der genug hat und nach Hause will?« Abfällig spuckte der Graf von Cajazzo vor ihm aus.
    Tomeo schäumte und wollte seinen Degen aus der Scheide ziehen, wurde jedoch von Maramaldo daran gehindert. »Lasst die Waffen stecken! Die Zeit zum Kämpfen wird kommen, für uns alle, und das früh genug!«
    Â»Und nennt mich einen Träumer! Dann bin ich ein Träumer wie unser Kaiser, der auch etwas Größeres mit diesem Krieg bewirken will! Er will ein Römisches Reich schaffen, ein vereintes Europa, in dem es keinen Hunger mehr gibt, weil der Handel über alle Grenzen möglich ist.« Konnten diese abgestumpften Kämpfer denn nicht mehr sehen, wofür sie das Blut vergossen?
    Cajazzo, ein junger Adliger mit gezierten Manieren, lachte spöttisch. »Jetzt hat ihn der Wahnsinn erfasst, genau wie seinen

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