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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Kleine, es ist ja gut. Ich bin ja bei dir.« Fabios Tod bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.
    Â»Macht keine Dummheiten, Beatrice. Was auch immer dann geschieht, ist allein Eure Schuld.«
    Giulia gähnte und streckte die Ärmchen aus, eine Geste, die Federico zu verwirren schien, denn er betrachtete sie einen Moment lang, bevor er ohne weitere Drohungen den Raum verließ.
    Â»Er hat sie schon einmal beobachtet, als er dachte, niemand merkt es«, flüsterte die Amme.
    Â»Ja?«
    Die Amme nickte. »Ich kam mit einer Schüssel Suppe durch den Flur und sah ihn durch die offene Tür. Erst hatte ich Bedenken, aber er stand da über ihrem Bettchen und sah sie nur an. Dann ist er gegangen.«
    Er würde sie niemals mit Giulia gehen lassen, dachte Beatrice. Vielleicht liebte er seine Tochter nicht, aber sie gehörte ihm, und das war Grund genug, sie ihr nicht zu lassen. Giulia begann jetzt zu schreien, und Beatrice gab sie der Amme.
    Beatrice verließ die beiden und ging in ihr kleines studiolo , in dem es kalt und klamm war, weil kein Feuer brannte. Von nun an konnte sie keinem der Dienstboten mehr trauen. Die Angst vor Bestrafung war größer als die Loyalität zu ihr, und sie hatte kein Geld, um sich Vertrauen zu kaufen. Plantilla würde ihr mit Arzneien helfen, aber auch von ihr konnte sie nicht verlangen, Briefe zu überbringen. Die Köchin hatte Familie, und wenn sie ihre Arbeit verlor, bedeutete das Not und Hunger für Plantillas Kinder. Pietro Farini, der verschlagene maestro di casa , würde sie mit noch größerer Genugtuung bewachen und wahrscheinlich jeden Diener belohnen, der ihm verriet, wenn sie etwas Verbotenes tat. Selbst wenn es ihr gelang, Ismail Ansari eine Nachricht zukommen zu lassen, konnte er als Ausländer wenig für sie tun, und sie wusste nicht einmal, ob er überhaupt in Lucca war.
    Sie sah in den trostlosen winterlichen Garten hinunter. Die Jahreswende stand bevor. Im Januar war sie hergekommen, aber wie anders hatte sie sich ihr Leben in diesem Palazzo vorgestellt. Aus den Gesprächen der Männer war hervorgegangen, dass Mailand jetzt fest in den Händen der kaiserlichen Truppen war und die Verhandlungen zwischen dem noch immer in Madrid gefangenen König Franz I. und Karl V. langsam zu einem Abschluss zu kommen schienen. Hatte der Papst mit einer Einigung zwischen Frankreich und dem Habsburger gerechnet? Wollte er deshalb jetzt den Umsturz der Republik in Florenz vorantreiben? Alessandro de’ Medici war ein gieriger Spross dieser Familie, die Großes vollbracht hatte, deren Stern aber gesunken war. Beatrice nagte an ihren Knöcheln. Die Vorstellung, dass Lucca unter die Herrschaft dieses Bastards fiel, war schrecklich, und sie musste einen Weg finden, das zu verhindern. Was sie dabei am meisten bedrückte, war die Tatsache, dass ihr eigener Mann ein Verräter war, und sie schob Federicos Verhalten allein auf den Einfluss von Marcina und deren Bruder Filippo. »Hure …«, fluchte sie leise und legte die Stirn an den Fensterrahmen. »Verfluchtes Weib! Du bist schuld, du bist schuld …«
    Weinend stand Beatrice am Fenster. Seit ihrer ersten Begegnung mit Marcina in San Michele hätte sie gewarnt sein müssen. Nichts hatte Federico davon abhalten können, sich mit dieser Frau auch weiterhin einzulassen. Sie legte die Hände auf ihren Leib. Vielleicht war sie zu der Art Leidenschaft, die Federico erwartete, nicht fähig. Aber welcher Mann würde sie überhaupt noch haben wollen, sobald er wusste, dass sie verstümmelt war und keine Kinder mehr empfangen konnte. Sie hatte das Entsetzen in Federicos Augen beim Anblick der Narbe auf ihrem Bauch nicht vergessen.
    Ein leises Klopfen ließ sie auffahren. Sie wischte sich die Augen. »Ja bitte!«
    Mit verfrorenen Wangen kam Alba herein. »Ich bin jetzt fertig mit der Küchenarbeit.« Der dünne Mädchenkörper steckte in einem einfachen Hemdkleid, die Beine waren nackt, und einfache Schlappen waren alles, was sie an den Füßen trug.
    Â»Alba, musstest du so nach draußen? Du siehst ganz verkühlt aus.«
    Die Kleine nickte. »Fio darf nicht mehr in die Küche. Die Signora hat ihn erwischt und gesagt, er wird totgeschlagen, wenn er noch einmal drinnen zu sehen ist. Jetzt habe ich in der Mauer hinten im Garten eine Höhle für ihn gemacht mit einer Decke und bringe ihm das Futter dorthin.«
    Â»Komm

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