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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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toten Freund Pescara. Was wollt Ihr denn überhaupt? Dann übernehmt das Kommando hier in Mailand, und denkt einfach, dass Ihr damit Karls Träume verwirklicht, wenn Euch das glücklich macht.«
    Â»Ich kann das Kommando nicht übernehmen, weil ich dann den Söldnern verbieten müsste, die Stadt weiter zu plündern, Frauen und Kinder zu vergewaltigen und den Armen ihr letztes Stück Brot zu rauben«, herrschte Tomeo den Adligen an.
    Cajazzo zuckte ungerührt die Schultern. »Dann lasst es Euch eben gut gehen in einem beschlagnahmten Palazzo und verschließt die Augen vor dem Elend, bis wir weiterziehen.«
    Maramaldo und Leyva, ebenfalls ein älterer Heerführer, sahen sich an, bevor Maramaldo sagte: »Reizt unseren Tomeo nicht zu sehr, Cajazzo. Warum geht Ihr nicht zu den jungen Offizieren und seht nach dem Rechten, während wir das hier klären?«
    Â»Feigling«, zischte Cajazzo im Hinausgehen.
    Als die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, sah sich Tomeo den beiden altgedienten Männern allein gegenüber und presste wütend die Lippen aufeinander.
    Leyva, ein schlanker Spanier mit vernarbtem Gesicht, sagte: »Was ist los, Tomeo? Ich dachte, Ihr freut Euch über eine solche Position. Ihr habt Euch bewährt und hättet es mehr verdient, aufzurücken.«
    Â»Ich habe persönliche Probleme, Signori, und befinde mich in einer prekären Lage.«
    Â»Ah!« Maramaldo winkte die beiden Männer zu einem kleinen Tisch, auf dem ein Krug Wein und mehrere Becher standen, und schenkte Rotwein aus. Nachdem sie einen Schluck getrunken und sich gesetzt hatten, nickte der Feldherr Tomeo zu.
    Â»Ich mache mir große Sorgen um meine Familie in Lucca. Gestern erhielt ich einen Brief von meinem Bruder Alessandro aus Antwerpen. Es ist alles sehr merkwürdig. Seit dem Tod meines Vaters hat Federico die Geschäfte übernommen, aber plötzlich ist unser Geschäft hoch verschuldet und wir stehen vor dem Ruin. Alessandro hatte Schulden an der Börse, die von Federico beglichen wurden, aber dann hat mein Bruder ohne mein Wissen alle Zahlungen nach Antwerpen eingestellt, die Konten geräumt und meinen Bruder quasi sich selbst überlassen. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist!« Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und sich Vorwürfe gemacht, dass er sich nie um das Geschäft gekümmert hatte, aber das war nicht seine Aufgabe gewesen! Er war Soldat! Alessandro war sicher nicht unschuldig an den Verlusten, aber ihn im Stich zu lassen war unverzeihlich! Der Brief war vier Wochen unterwegs gewesen, bevor er Tomeo in Mailand erreicht hatte, in dieser Zeit konnte das Hohe Gericht von Antwerpen Alessandro verurteilt und gehängt haben, wenn die belgischen Kaufleute ihn des Betrugs beschuldigten.
    Leyva trank bereits den zweiten Becher Wein. »Das ist nicht angenehm, aber was wollt Ihr tun? Nach Antwerpen reisen? Dann kommt Ihr sowieso zu spät. Oder nach Lucca? Und was macht Ihr dort? Wenn Euer Bruder das Vermögen veruntreut hat, ist es weg. Bleibt Ihr hier, habt Ihr Aussicht auf fette Kriegsbeute.«
    Â»Ganz meine Meinung, Leyva. Kommt schon, Tomeo. Die Männer halten große Stücke auf Euch. Wenn Ihr jetzt geht, werden viele einfach alles hinwerfen, wir verlieren Mailand, Sforza triumphiert, und alles war umsonst.« Maramaldo wischte sich Rotwein aus dem Bart.
    Â»Ihr übertreibt. Die Soldaten bleiben nicht eines einzigen Mannes wegen.« Tomeo legte die Stirn in seine Hände.
    Â»Manchmal ist ein charismatischer capitano mehr wert als ein Dutzend aufgeblasener Generäle. Das muss ich Euch als Pescaras Freund nicht sagen.« Maramaldo kannte Tomeo gut genug, um zu wissen, worauf er anspringen würde.
    Sofort hob dieser den Kopf. »Pescara war eine Ausnahme, ein Ehrenmann in diesem Haufen von Lügnern und Betrügern. Er war krank, und die Intrige von Morone und diesem nichtsnutzigen Papst hat ihm den Rest gegeben. Trotzdem hat er nicht aufgegeben und …« Tomeo hielt inne und sah in Maramaldos zerfurchtes Gesicht, auf dem ein mildes Lächeln erschien.
    Â»Er ist für seine Sache, seinen Kaiser, seine Überzeugung gestorben. Habt Ihr da nicht Eure Antwort, Tomeo?«
    Â»Ich werde nachher zu den Truppen gehen und sehen, ob noch etwas übrig ist von Mailand, das es sich zu retten lohnt.« Er stand auf und nickte den beiden Älteren zu.
    Â»Jeder Mann hat eine Bestimmung zu

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