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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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herumspazieren und …«
    Â»Geld ausgeben?«, fauchte Matteo. »Los jetzt, Abmarsch. Es regnet nicht. Battista nimmt die Laute mit, Paolo die Flöte. Wollen doch mal sehen, ob wir den Dörflern nicht ein paar Florins aus den Taschen locken …« Bei dem Gedanken hellte sich seine Miene etwas auf. »Und Ihr, Madonna?«
    Beatrice blickte nach draußen, wo Tomeo und Gian Marco gerade zum Stall gingen, um ihre Pferde zu satteln. »Alba kann mit Euch gehen. Ich bleibe hier und ruhe mich aus.«
    Â»Wie Ihr meint.« Er zog eine Augenbraue hoch und drehte sich schwungvoll auf dem Absatz um. Vielleicht hatte er einen Verdacht, doch er sagte nichts.
    Alba zog begeistert mit den Schauspielern los. Beatrice wartete, bis die lärmende kleine Gesellschaft vom Hof war, und ging in den Stall, wo Tomeo sie ohne Umschweife in die Arme nahm. Gian Marco sah taktvoll zur Seite.
    Â»Wir haben noch einen halben Tag.«
    Gian Marco hob den Sattel wieder von seinem Pferd. »Also, ich muss ins Dorf zum Schmied. Einer der Hufe scheint mir doch recht lose. Gegen Mittag sollte ich zurück sein.« Der Bursche grinste und ging pfeifend davon.
    Â»Ein verständiger Begleiter, mein Gian Marco.« Tomeo küsste sie ausgiebig, bis sie den Kopf nach hinten legte und lachte.
    Â»Ihr macht mich ganz schwindelig!«
    Â»Gott, Ihr seid so schön! Mein Bruder ist ein solcher Narr! Ich hätte Euch nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen, geschweige denn aus meinem Bett. Lasst uns zur Pieve gehen, denn ins Zimmer können wir nicht zurück. Wir sind an der römischen Kirche vorübergekommen, als wir hierhergeritten sind.«
    Während sie an dem kalten Februarmorgen in die Hügel des Casentino spazierten, erzählte Beatrice noch einmal ausführlich von den Monaten auf Matraia und den dramatischen Ereignissen in Lucca und war dankbar, dass er ihr zuhörte und nur ab und an die Hand drückte. Die Pieve war nicht weit von Albertos Gasthof entfernt, und bald standen sie in der klaren Winterluft, die bereits etwas von ihrer Schärfe verlor, neben dem massigen, halbrunden Gebäude auf einem Hügel und überblickten das Tal des Arno. Tomeo lehnte an der Kirchenmauer und hielt Beatrice vor sich im Arm. Unterhalb der alten Kirchenanlage floss der Arno leise rauschend dahin.
    Â»Könntet Ihr Giulia lieben, Tomeo?« Ihre Hände waren ineinander verschränkt, und sie erwartete atemlos seine Antwort.
    Â»Sie ist Eure Tochter. Wie könnte ich sie nicht lieben?« Er drehte sie zu sich um und nahm zärtlich ihr Gesicht zwischen seine Hände. »Seht mich an, Beatrice, und Ihr seht einen Mann, der Euch alles geben würde, weil er Euch rückhaltlos liebt. Ihr dürft nicht an mir zweifeln, nur weil ich der Bruder des Mannes bin, der Euch in diese missliche Lage gebracht hat.«
    Â»Ich habe solche Angst, dass wir uns nie wiedersehen, Tomeo. Ich habe Angst vor Rom, Angst um meine Tochter …« Angst, dass sie Federico begegnete, doch die letzten Worte sprach sie nicht aus, sondern erstickte sie in einem Kuss.
    Vom Weg unten am Fluss klangen Stimmen herauf, und Tomeo hob den Kopf. »Ich habe Angst um Euch, wenn Ihr nach Rom geht, aber ich kann Eure Sorge verstehen. Versprecht mir, nein, schwört mir, dass Ihr nichts allein unternehmen werdet. Geht zu meinem Freund, dem Richter, und lasst ihn die nötigen Schritte veranlassen.« Eindringlich sah er sie an.
    Â»Ja, aber Ihr müsst mir versprechen, heil und gesund nach Rom zu kommen. Warum kehrt Ihr der Armee nicht einfach den Rücken? Wir könnten gleich nach Sizilien gehen!« Aber sie wusste, noch während sie es sagte, dass das für ihn unmöglich war. Er wäre nicht Tomeo, ehrenhaft und seinem Kaiser ergeben, wenn er den Befehl verweigern und seine Männer im Stich lassen würde. Sie lächelte. »Calascibetta, Tomeo. Irgendwann werden wir dort sein, und alles andere ist nur noch ein böser Traum.«
    Â»Irgendwann«, flüsterte er und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren.

XXXIII
    Rom, Februar 1526
    Die Welt steht am Abgrund, dachte Federico. Genau wie er selbst. Er saß in einer schäbigen Taverne mit Blick auf die schmutzige Fassade einer Mietskaserne nicht weit von der Piazza Navona. Lustlos stürzte er den verdünnten Wein hinunter, der so sauer war, dass er davon wahrscheinlich Löcher in den Magenwänden bekam. Die Männer, mit denen er hier Würfel

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