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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Kirche näher anzusehen. Den ganzen Tag über waren Leute um sie gewesen. Sie faltete den Bogen auseinander. Die Buchdruckkunst war eine noch junge Erfindung, und Beatrice war immer aufs Neue erstaunt über die Präzision der schwarzen Buchstaben und Bilder. Zu sehen waren Darstellungen von Klerikern: ein schlangenköpfiger Abt mit einem Rosenkranz im Maul und einer Wurst über dem Kreuzstab, ein Wolf im Bischofsornat, das ihm anvertraute Schaf fressend, und der Papst als Narr mit Schellenkappe. Darunter stand: » sola fide - nur der Glaube führt zur Erlösung«, und mit der Hand hatte jemand dazugeschrieben: »Tod der römischen Kurie!«
    Das war Ketzerei! Sie faltete das Blatt zusammen und hielt es über die Kerze, als die Tür aufgestoßen wurde und Federico hereinkam. Mit zwei Schritten durchquerte er den Raum und entriss ihr das Papier. »Erwische ich Euch endlich, verlogenes Frauenzimmer?!«
    Â»Ich habe das in der Kirche gefunden …«, sagte sie tonlos, während er das Blatt umdrehte, um es zu lesen.
    Seine Miene hellte sich auf. Er wendete das Papier hin und her. »Das ist alles? Warum wolltet Ihr es verbrennen?«
    Â»Warum? Ketzerei, Luthers Schriften sind verboten. Wer damit erwischt wird, kommt ins Gefängnis.« Skeptisch sah sie ihn an, entdeckte aber keine Anzeichen von Wut, sondern nur wieder diesen unergründlichen Ausdruck, mit dem er sie auf der Terrasse gemustert hatte.
    Â»Ich finde die Karikaturen sehr gelungen, und ich würde Euch nicht verraten, solltet Ihr ein Traktat des deutschen Reformators lesen. Wir wissen doch alle, dass die römische Kirche diesen Widerstand selbst heraufbeschworen hat.« Er lächelte und gab ihr das angesengte Blatt zurück. Dann trat er an das offene Fenster und sog die kalte Nachtluft ein. »Seid Ihr glücklich, Beatrice?«
    Was sollte sie darauf sagen? Sie stand auf, nahm ihr Schultertuch vom Stuhl und legte es sich um. »Seid Ihr es?«
    Federico drehte sich um. Seine Augen lagen im Dunkeln. »Wieder eine Gegenfrage.« Er trug ein leichtes Wams über dem Hemd, Gürtel und Dolch hatte er abgelegt.
    Ein Windstoß fuhr durch das Zimmer und blies die Kerze aus. Regungslos blieb Beatrice stehen und hielt krampfhaft ihr Schultertuch fest, als Federico sich von seinem Platz löste und auf sie zukam. Doch er ging zum Kamin, nahm einen Holzspan und entzündete die Kerze wieder. Dann schloss er das Fenster. »Die Nächte sind noch kalt.«
    Beatrice ließ die Hände sinken. »Ich wünschte, es wäre schon Frühling. Der Palazzo hat einen schönen Garten.«
    Â»Dann habt Ihr das richtige Zimmer bekommen.« Seine Stimme klang weich.
    Das unruhige Licht der Flamme tauchte den Raum in bizarre Schatten. Sie zuckte nicht zurück, als er sie berührte. Seine Finger fuhren die Linie ihres Nackens entlang und ließen sie erschauern. Mit beiden Händen schob er das Tuch von ihren Schultern.
    Â»Ihr tragt das Collier nicht.« Er stand so dicht vor ihr, dass sie seinen Körper spüren konnte. Langsam ließ er seine Hand ihren Rücken entlanggleiten.
    Die Erinnerung an ihre Hochzeitsnacht kehrte zurück, und Beatrice erstarrte. Abwehrend stemmte sie sich gegen seine Brust, doch er zog sie fester an sich, und sie spürte, wie seine Hände das Fleisch ihrer Schenkel berührten. Resigniert sanken ihre Arme herunter, und sie schloss die Augen und wandte den Kopf ab.
    Â»Was ist nur los mit Euch? Wenn Ihr Euch immer derartig sträubt, werdet Ihr nie Gefallen daran finden!« Verärgert hielt er sie an den Schultern und zwang sie, ihn anzusehen.
    Â»Dann geht doch zu Eurer Hure! Die weiß sicher genau, wie sie Euch zufriedenstellen kann!« Mit erhobenem Kinn erwiderte sie seinen Blick.
    Seine Antwort war eine schmerzhafte Ohrfeige. »Haltet Eure Zunge im Zaum, Madonna! Ich habe Euch gewarnt!« Seine Augen funkelten wütend. »Und jetzt werdet Ihr Eure Pflicht erfüllen.«
    Er griff ihren Arm, zerrte sie in ihr Schlafgemach und stieß sie aufs Bett. Mit zitternden Fingern versuchte Beatrice, ihr Mieder aufzuschnüren.
    Â»Lasst nur, Madonna. Keine Umstände, wir bringen es schnell hinter uns.« Mit wenigen geübten Griffen hatte er ihre Röcke nach oben geschoben, seine Beinkleider geöffnet und sich zwischen ihre Schenkel gepresst.
    Beatrice erwartete denselben Schmerz wie beim ersten Mal und war erleichtert, als er

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