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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Truppen sind immer unruhig, wenn der Sold nicht pünktlich gezahlt wird. Geht Franz auf die Forderungen von Karl ein, wird es jedoch bald genug Geld geben. Der französische König wird versuchen, so schnell wie möglich der Haft zu entkommen, und der Verlierer zahlt die Schulden. Ich muss selbst noch etwas in Ordnung bringen.« Federico schlug Agostino auf die Schulter. »Du wirst hier in meiner Abwesenheit die Geschäfte an der Seite meines Vaters führen. Ich weiß, dass wir uns auf dich verlassen können.«
    Agostino neigte den Kopf. »Danke. Ihr könnt unbesorgt fahren, Signore.«
    Im Hof schrie jemand, dann erklang Pferdegetrappel. Federico nahm die Schultern zurück und atmete tief ein. »Das Wetter ist gut, die Straßen sind trocken. Ich sollte jetzt aufbrechen. Mit Tomeo habe ich schon gesprochen. Er wird noch eine Woche bleiben, bevor er zur Truppe zurückmuss. Auf Wiedersehen, Vater.«
    Ser Buornardi streckte seine Hand aus, die sein Sohn ergriff, während er seinen Vater auf beide Wangen küsste. Beatrice senkte den Kopf und wollte sich zurückziehen, doch Federico hielt sie am Arm fest und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen. »Ich hoffe, Ihr habt eine freudige Mitteilung für mich, wenn ich zurückkomme.«
    Er ließ ihr keine Zeit, etwas zu erwidern, sondern ging, ohne sich umzudrehen, in den Hof hinaus, wo Andrea und vier bewaffnete Begleiter mit den Pferden warteten. Einem Impuls folgend lief Beatrice zur Tür und sah die Knechte mit den Packpferden, gefolgt von Federico, durch das Tor auf die Straße reiten. Sie wollte es ihm sagen, wollte ihm sagen, dass sie guter Hoffnung war, aber dann war er schon aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Nachdenklich spazierte sie durch den Garten.
    Hinter ihr näherten sich Schritte auf dem Sandweg. Ines war ihr langsam gefolgt. »Der B ote aus Genua ist heute früh gekommen. Nina hat mir eben erzählt, dass Euer Mann sehr aufgebracht war, denn er wartet schon lange auf diese Fracht.«
    Â»Er hätte Agostino schicken sollen …«, sagte Beatrice und berührte die Blätter des Strauches.
    Mit vielsagender Miene trat Ines vor ihre Herrin. »Ich kenne Euer Geheimnis, oder glaubt Ihr wirklich, dass Eure Zofe nicht merkt, was los ist? Ihr habt es ihm gesagt, nicht wahr?«
    Â»Nein!«
    Â»Ich dachte nur …«
    Â»Verstehe einer die Männer, Ines. Ich sorge mich, weil die Straßen unsicher sind. Dauernd werden Reisende überfallen, vor allem auf der Via Romana. Wenn die Poggios erfahren, dass er unterwegs ist, werden sie womöglich versuchen, ihn zu töten. Immerhin hat er Arrigo Poggio umgebracht!« Hatte Federico daran gedacht, als er sich nach Genua aufmachte? Vier bewaffnete Knechte waren kaum ein Schutz gegen Mordgesindel wie die Poggios.
    Â»Vielleicht schließt er sich einer größeren Reisegruppe an. Euer Mann ist kein Dummkopf«, tröstete Ines. »Die Sonne scheint. Wollt Ihr das nicht ausnutzen und spazieren gehen?«
    Im Palazzo zu bleiben würde sie nicht ablenken, und eine weitere Begegnung mit Lorenza ertrug sie heute nicht. »Gehen wir zu meinen Eltern. Ich wollte sie ohnehin besuchen.«
    Der maestro di casa stellte ihnen Fabio, einen kräftigen jungen Stallknecht, als Beschützer zur Seite. Bei ihrem Aufbruch nahm Farini das Dienerbuch zur Hand und näselte: »Ich trage alles ein. Wenn der Herr zurück ist, werde ich ihm Bericht über Eure Unternehmungen erstatten.«
    Â»Oh, bitte, Farini, walte deines Amtes und vergiss nicht, Monna Lorenza zu erzählen, was ich tue. Komm, Ines.«
    Mit sauertöpfischer Miene griff Farini nach der Feder, erwiderte jedoch nichts. Fabio war ein freundlicher Bauernbursche aus einem kleinen Bergdorf der Garfagnana, einem wildromantischen Landstrich zwischen dem Apennin und den Apuanischen Alpen an der Mittelmeerküste. Wache Augen in einem kantig bäuerlichen Gesicht musterten Beatrice neugierig, als sie auf die Via Santa Giustina traten. »Wo soll es hingehen, Madonna?«
    Â»Richtung San Frediano. Das Haus meiner Eltern liegt an der Piazza.« Vorsichtig setzte Beatrice einen Fuß vor den anderen. Aus dem gegenüberliegenden Gasthaus floss stinkendes Abwasser über Pflastersteine und Sand. Hühner rannten gackernd umher, und in den schmalen Gängen zwischen den Häusern huschten Ratten über Säcke und Kisten.
    Fabio schaffte mit energischen Armbewegungen

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