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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Platz für die beiden Frauen. »Ich weiß, wo Eure Familie wohnt, weil ich den Herrn einige Male dorthin begleitet habe.«
    Â»Meinen Mann oder Ser Buornardi?«, fragte Beatrice.
    Â»Euren Mann.«
    Â»Hast du meinen Mann öfter durch die Stadt begleitet?« Das klang fast zu neugierig, doch nun war die Frage schon heraus.
    Â»Meistens geht Andrea mit, aber wenn er jemanden braucht, der seine Fäuste zu benutzen weiß und zur Not eine gute Klinge führt, dann muss ich ihn begleiten«, sagte Fabio nicht ohne Stolz.
    Â»Hat mein Mann Feinde? Außer den Poggios natürlich?«
    Sie passierten die Piazza San Salvatore, an der der Palazzo der Cenamis lag.
    Â»Na ja …« Er machte eine vage Handbewegung.
    Â»Ich will mich nicht unnötig sorgen, verstehst du?«
    Â»Also ehrlich, Madonna, das solltet Ihr ihn selbst fragen, wegen des Würfelspielens, meine ich. Es passierte öfter, dass er mit dem Marchese in Streit geriet.«
    Ines hatte Mühe, mit ihnen Schritt zu halten. »Sind sie nicht befreundet?«
    Fabio lachte. »Männer streiten sich und versöhnen sich genauso schnell wieder, nicht wie die Weibsbilder, die sich zanken und dann tagelang kein Wort wechseln.«
    Â»Was weißt du schon? Bist ja noch grün hinter den Ohren!«, schimpfte Ines.
    Â»Zu diesen Auseinandersetzungen kam es sicher nach Abenden im Haus der Menobbis, oder?«, hakte Beatrice nach.
    Â»Ihr wisst davon? Na ja, manchmal war es wegen irgendwelcher Geldgeschichten, und dann wegen …« Fabio räusperte sich.
    Â»Wegen einer Frau?«
    Murmelnd scheuchte er einen Bettler zur Seite. Mehr war aus Fabio nicht herauszubringen, doch Beatrice reichte das Gehörte, um ihr Bild von den Abenden bei Marcina und ihrem Bruder zu erweitern. Stück für Stück näherte sie sich der Wahrheit. Ihr Herz machte einen Freudensprung, als sie die Via Fillungo erreichte und das vertraute Portal ihres Elternhauses erblickte.
    Das runzlige Gesicht des alten Benedetto erstrahlte. »Madonna Beatrice! Welche Freude! Es ist still geworden ohne Euch. Kommt nur, kommt!« So schnell seine gichtigen Beine es zuließen, eilte er vor ihnen über den Hof ins Haus, um sie anzukündigen. »Messer Rimortelli! Seht, wer gekommen ist!«
    Ihr Vater kam aus seinem Kontor, die Haare standen wie immer wirr vom Kopf ab. »Beatrice!«
    Sie fielen einander in die Arme. Nachdem Jacopino Rimortelli seine Tochter auf die Wangen geküsst hatte, hielt er sie ein Stück von sich ab. »Du siehst gut aus, besser als gestern zur Ostermesse. Da hatte ich mir schon Gedanken gemacht. Vor allem, nachdem deine Mutter mit mir gesprochen hatte.«
    Â»Das sollte sie doch nicht!«
    Ines ging unterdessen mit Fabio in die Küche, um ihm eine Mahlzeit reichen zu lassen.
    Â»Wie geht es Mutter? Sie ist doch nicht krank?«
    Messer Rimortelli legte einen Arm um seine Tochter und führte sie in den kleinen salotto im Erdgeschoss. Camilla, eine junge Dienerin, erschien und wurde beauftragt, Wein und Brot zu richten. Als sie sich in zwei geräumigen Armstühlen gegenübersaßen, sagte Messer Rimortelli: »Deine Mutter muss sich in letzter Zeit öfter ausruhen. Wir haben Ismail konsultiert, aber auch er ist ratlos. Es scheint, als schwände täglich ein kleines Stück ihrer Lebenskraft.« Er seufzte. »Lass dir nichts anmerken, wenn sie gleich kommt. Sie will nicht, dass wir uns sorgen.«
    Ismail Ansari war ein persischer Medicus und Freund der Rimortellis. Jacopino hatte ihn vor Jahren auf einer Reise von Alexandria nach Genua kennengelernt, und seitdem war die Verbindung zwischen dem Perser und der lucchesischen Familie nie abgebrochen. Beatrice knetete ihre Fingerknöchel. Wenn selbst Ismail keinen Rat wusste, war die Lage ernst. »Es muss doch einen Grund für Mutters Zustand geben. Ohne Grund geschieht nichts.«
    Ratlos legte Jacopino seine Stirn in die Hände. »Wenn ich es wüsste … Obwohl der Tod von Hartmanns Sohn den Besuch überschatten wird, hoffe ich, dass diese Reise sie ablenkt und ihr neuen Lebensmut gibt. Margareta spricht schon so lange davon, ihre Familie besuchen zu wollen.« Er sah auf und wischte sich über die Augen. »Sie zu verlieren, könnte ich nicht ertragen …«
    Â»Das darfst du nicht sagen …« Sie horchte auf und schloss ihren Mund, denn Margareta Rimortelli kam in einem haselnussbraunen Kleid in den

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