Die Tochter des Tuchhandlers
AnstöÃiges, und ich brauche mich nicht den ganzen Abend mit den üblichen Langweilern abzugeben. Ihr lasst mich doch nicht im Stich, Beatrice?« Er blinzelte ihr verschwörerisch zu.
»Nein. Ich komme gern.«
Als sie nach dem Essen allein mit Ines in ihrem Schlafgemach war und die Zofe ihr die Haare bürstete, sagte Beatrice: »Ich hatte geahnt, dass es Ãrger geben würde mit Lorenza, aber irgendwie hoffte ich, es würde sich alles zum Guten wenden â¦Â«
Ines rollte die Augen und sah Beatrice im Spiegel an. »Jedes Mal, wenn sie Euch sieht, kommt ihr wahrscheinlich die Galle hoch.« Mit aufgeblasenen Wangen äffte Ines die Signora nach.
Beatrice lachte. »Eigentlich ist sie aus dem Alter heraus, in dem Eitelkeit ein Grund zur Eifersucht wäre.«
»Eine selbstsüchtige Person wie sie findet immer einen Grund, denn das lenkt von ihr selbst ab. Oh, vergesst nicht, dass Ser Buornardi Euch gewogen ist. Ich würde sogar sagen, dass er einen Narren an Euch gefressen hat. Bitte, da habt Ihr genug Gründe für Eure Schwiegermutter, sich noch mehr fettes Fleisch zwischen die Zähne zu schieben, um sich zu trösten.« Ines legte die Bürste auf den Tisch und half Beatrice aus dem Umhang.
Mit nackten FüÃen lief Beatrice über den kalten FuÃboden und hüpfte in ihr Bett, wo sie sich in die Decke kuschelte. »Leg bitte etwas Holz nach, Ines. Nachts ist es mir immer noch zu kalt.«
Während Ines in der Glut der Feuerstelle stocherte und die frischen Scheite zu knistern begannen, überlegte Beatrice laut: »WeiÃt du, ich bin mir ziemlich sicher, dass Marcina Porretta ein Kind erwartet. Ich hoffe nur, es ist nicht von meinem Mann â¦Â«
Ines hängte den Schürhaken auf und überprüfte die Vorhänge am Fenster. Als sie sich zu Beatrice umdrehte, war diese bereits eingeschlafen. Fürsorglich zog Ines die Bettvorhänge zu, strich ihrer Herrin eine Haarsträhne aus der Stirn und flüsterte: »Ich wünsche es für Euch â¦Â«
IX
Das Fest
Schon von weitem wiesen die mit Lampions behängten Bäume in der Via San Donnino den Weg zum Palazzo der Connuccis. Die alteingesessene Luccheser Adelsfamilie gehörte zu den wenigen Aristokraten, die ihren Wohlstand vermehrt hatten, weil sie, Standesdünkel missachtend, frühzeitig in den Seidenhandel eingestiegen waren. Gadinos Vorfahr hatte Mitte des vierzehnten Jahrhunderts erkannt, dass die Einkünfte aus der Landwirtschaft allein nicht ausreichten, und seine Söhne bei Luccheser Kaufleuten in die Lehre geschickt. Heute zählten die Connuccis zu den bedeutendsten Seidenimporteuren der Toskana.
Die Fassade des Palazzo wurde von zahlreichen Fackeln erhellt, und livrierte Diener standen am Tor bereit, um die Gäste zu empfangen. Gewöhnlich lieà sich kein Luccheser, der eine Einladung der Connuccis erhielt, die Gelegenheit entgehen, an einem der opulenten Feste des Marchese teilzunehmen.
Wie es sich gehörte, betrat Beatrice den Palazzo hinter Ser Buornardi und seiner Frau, die unter dem Gewicht ihrer schweren Brokatrobe und ihrer Juwelen ächzte. Selbst in ihren aufgesteckten Haaren blitzte und funkelte es vor Diamantbroschen. Beatrice hatte ein schlichtes bordeauxfarbenes Kleid mit seidenen Unterkleidern in verschiedenen Rottönen gewählt. Nur der Rubinring und Clarices Ohrringe schmückten ihre Haut, deren weiÃes Dekolleté zur Hälfte von einem zarten Seidenschleier verhüllt wurde. Ines hatte ihr geholfen, die Locken so aufzustecken, dass sie hier und da wie zufällig auf die Schultern fielen.
Gold und Weià waren die vorherrschenden Farben im Festsaal, der von Hunderten von Kerzen in warmes Licht getaucht wurde. Diener und dunkelhäutige Sklaven in bunten Uniformen huschten schattengleich zwischen den Gästen umher, um ihnen jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Lorenza war entzückt. Affektiert hielt sie ihre beringte Hand zur Seite und tuschelte mit einer Matrone in schillerndem Grün. Ser Buornardi wurde sogleich von einigen Mitgliedern des Ãltestenrats in Beschlag genommen, so dass Beatrice ihr Weinglas nahm und sich nach einem bekannten Gesicht umsah.
»Raffiniert, Madonna, Kompliment!« Gadino del Connucci trat von hinten auf sie zu und hauchte ihr BegrüÃungsküsse auf die Wangen.
»Marchese.« Förmlich neigte Beatrice den Kopf.
»Nicht so bescheiden. Ihr stecht die übrigen
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