Die Tochter des Tuchhandlers
Alba?«
Die linke Wange des Mädchens glühte rot vom kräftigen Schlag der Köchin, und schon kam die erboste Plantilla hinterher, die Hände voller Mehl. »Du wischst das jetzt auf! Sofort!« Damit ergriff die Köchin Alba am Ohr. Zu Beatrice sagte sie: »Sie hat eine Schüssel fallen lassen und will den Boden nicht aufwischen.«
»Das war ich nicht!«, rief Alba und sah hilfesuchend zu Beatrice, doch die dachte an Ser Buornardis Worte und mischte sich nicht ein.
»Genug jetzt! Entschuldigt uns, Madonna.« Plantilla und das Mädchen verschwanden wieder in der Küche.
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Das Abendessen schien sich endlos in die Länge zu ziehen. Seit Ines den Boten fortgeschickt hatte, waren Stunden vergangen, in denen Beatrice sich immer wieder die Piazza und Marcina Porretta vor Augen gerufen hatte, ohne zu einer Erkenntnis zu kommen. Lorenzas nörgelnde Stimme riss Beatrice aus ihren Gedanken.
»Was höre ich da von einem Mädchen, das Ihr einfach hier aufgenommen habt?«
»Alba ist eine Waise, die in der Küche hilft.«
»Wir brauchen kein zusätzliches Personal. Ich werde sie morgen hinauswerfen.«
AuÃer Lorenza saà nur Ser Buornardi am Tisch, der an einem Fasanenbein nagte.
»Das werdet Ihr nicht, denn ich habe sie hier aufgenommen und bezahle für sie.« Sie hatte Mühe, ihren Zorn zu unterdrücken, denn es war offensichtlich, dass Lorenza Streit suchte und es auf eine Machtprobe anlegte.
Und wieder war es Ser Buornardi, der ihr zu Hilfe kam. »Wozu das Gezänk um ein Mädchen? Hat es einen Schlafplatz?«
»Ja, Signore, bei den Mägden«, versicherte Beatrice schnell.
»Arbeitet es ordentlich?«
»Ja.«
»Ha!«, schnaufte Lorenza.
»Ein Waisenkind?«, fragte Ser Buornardi.
Beatrice erntete einen bösen Blick von Lorenza. »Seine Mutter wurde hingerichtet, und die Verwandten wollten es nicht.«
Ser Buornardi lächelte vor sich hin und trank einen Schluck Rotwein. Lorenza trommelte wütend mit den Fingern auf dem Tisch, als sich die Türen des Salons öffneten und Ines hereinkam. Sie beugte sich zu Beatrice und flüsterte ihr ins Ohr: »Ugo lässt ausrichten, dass die Porretta vor zwei Tagen verreist ist. Keiner weiÃ, wohin und warum sie so plötzlich aufgebrochen ist. Aber das ist doch schon etwas, meint Ihr nicht?«
»Danke, Ines«, sagte Beatrice laut. »Ich kümmere mich nach dem Essen darum.« Diese Nachricht brachte Klarheit, denn was tat eine schwangere Frau, die nicht wollte, dass jemand von ihrem Umstand erfuhr? Sie verreiste für einige Monate und kam schlank und erholt zurück. Jetzt stellte sich nur noch die Frage nach dem Vater des Kindes.
»Eine schlechte Nachricht, Madonna Beatrice?«, fragte Lorenza lauernd. Die flackernden Kerzen des Kandelabers warfen die üppige Figur ihres Gegenübers als riesigen Schatten an die Wand.
»Nichts weiter. Macht Euch keine Sorgen.« Aber das tust du sowieso nicht, dachte Beatrice. Du hoffst doch nur auf eine Schwäche von mir, die du zu deinen Gunsten ausnutzen kannst.
Genüsslich stach Lorenza in ein Fleischstück, tauchte es in die fettige braune Sauce und schob es in den Mund. Kauend bemerkte sie: »Nächste Woche erwartet uns der Marchese zu seinem Frühlingsfest. Ihr könnt natürlich nicht mitkommen, Madonna Beatrice.« Unter dem Tisch balgten sich Lorenzas Hunde um Fleischstücke, die sie ihnen zuwarf.
Beatrice tat Lorenzas Bemerkung mit einer Handbewegung ab, doch Ser Buornardi schien anderer Meinung zu sein.
»Wie kommt Ihr darauf, dass unsere Beatrice hier Trübsal blasen muss, während wir uns amüsieren?«
»Nun, es schickt sich nicht für eine verheiratete Frau, allein dort zu erscheinen. Schon gar nicht, wenn es um den Marchese Connucci geht.« Mit gespitzten Lippen zelebrierte Lorenza den Namen.
»Jetzt habt Ihr mich aber neugierig gemacht. Erklärt Euch näher.« Gelassen trank Buornardi von seinem Rotwein.
Beatrice sah, wie Lorenzas Hals sich rot zu färben begann und ihre Schwiegermutter eine Serviette zerknüllte. »Ihr wisst genau, wovon ich spreche. Der Marchese hat einen zweifelhaften Ruf, was Frauen betrifft.«
»Aber unsere Beatrice nicht.«
»Darum geht es nicht â¦Â«, hob Lorenza an, doch Buornardi schlug leicht mit der flachen Hand auf die Tischkante.
»Genug! Sie begleitet uns. Daran ist nichts
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