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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Damen mit Eurer Schlichtheit aus, und das war Eure Absicht!« Er reichte ihr seinen Arm und geleitete sie durch die Menge.
    Vertraulich legte er seine Hand auf ihre und flüsterte an ihrem Ohr: »Seht nur, wie sie Euch anstarren. Ich höre sie förmlich ihr Gift verspritzen. Ah, da ist Rodolfo.«
    Rodolfo da Sesto tauschte sein leeres Weinglas gegen ein volles aus. Als er Beatrice erblickte, fasste er sich theatralisch an die Brust. »Madonna, Eure Schönheit raubt mir den Verstand, von dem, ich gebe es zu, nicht mehr viel übrig ist. Aber das, mein lieber Gadino, liegt an Eurem exzellenten Weinkeller. Zum Wohl!«
    Â»Der Abend ist noch lang, mein Freund«, ermahnte Gadino den weinseligen da Sesto.
    Â»Das hoffe ich doch, denn wisst Ihr, schöne Beatrice«, Rodolfo beugte sich zu ihr, so dass sie seinen säuerlichen Atem roch, »später wird es erst richtig lustig. Dann sind die spießigen Langweiler fort, und wir amüsieren uns auf eine Art, an der Ihr bestimmt Gefallen finden werdet …« Er grinste anzüglich.
    Der Marchese schlug seinem Freund auf die Schulter und drehte ihn nach rechts. »Da steht die junge Caterina Quilici. Ich glaube, sie wartet auf Euch.«
    Da Sesto warf sich in Pose und strich sich durch die langen braunen Haare. »Dann will ich sie nicht enttäuschen. Entschuldigt mich.«
    Durch die plaudernden und herumschlendernden Leute ging ein Ruck, als die Musiker den ersten Tanz des Abends anstimmten. Beatrice bewunderte den harmonischen Klang des zehnköpfigen Ensembles. »Wo habt Ihr diese Musikanten her? Sie spielen wundervoll.«
    Â»Mit genügend Geld bekommt man jeden, Madonna. Der Hof von Mantua muss sich nun um neue Musiker kümmern, aber wie ich die gute Isabella d’Este kenne, wird sie schnell für gleichwertigen Ersatz sorgen. Madonna, die Pflicht ruft. Auch wenn ich Euch gern den Tanz geschenkt hätte.« Höflich verneigte sich Gadino und schritt auf die Tanzfläche, an deren Rand eine Frau stand, deren unansehnliches Gesicht mit einer zu langen Nase im Gegensatz zu ihrer prächtigen Robe und dem erlesenen Geschmeide stand. Beatrice wusste, dass Connucci mit einer Frau verheiratet war, die er nirgendwohin mitnahm, und jetzt kannte sie den Grund. Sie schaute sich um und entdeckte Ortensia, die Tochter von Lorenzas älterer Schwester. Ortensia war klein, quirlig und hatte ein hübsches, mit Sommersprossen übersätes Gesicht, das sie unter einer dicken Schicht weißen Puders erstickte.
    Â»Ortensia, was für eine schöne Überraschung. Ich wusste nicht, dass Ihr auch hier seid.«
    Ortensia kicherte. »Seht Euch das an, Beatrice. Ist sie nicht furchtbar hässlich? Sie hasst es zu tanzen, aber er besteht darauf, dass sie bei jedem Fest den ersten Tanz mit ihm ausführt. Danach zieht sie sich zurück. Das arme Ding.«
    Ortensias rote Locken wippten, wenn sie den Kopf bewegte, und ihr gelbes Seidenkleid raschelte. Es war mit Perlen bestickt und mehr Scudi wert, als Alba je in ihrem Leben verdienen würde. »Ich verstehe das nicht. Ein Mann wie der Marchese hätte doch eine schönere Frau finden können …«
    Wieder kicherte Ortensia, musste dann aber husten und versteckte den Mund hinter einem Tuch. Schließlich räusperte sie sich. »Leidiger Husten. Hmm, natürlich fragt sich das jeder, aber das war eine Bedingung seines Vaters. Die Ehe wurde arrangiert, da waren beide noch Kinder. Bernardina entstammt einer Seitenlinie der Chigis aus Siena. Es wird gemunkelt, dass die Connuccis auf einen Kardinalshut spekulieren.«
    Die Chigis waren eine reiche, weit verzweigte Bankiersfamilie, deren Stern in Siena und Rom seit einigen Jahren im Sinken begriffen war. Für einen Adligen niederen Ranges wie Connucci war die Verbindung mit einer solchen Familie trotzdem von großem Vorteil, denn die Chigis hatten Verbindungen in die höchsten Gesellschaftsschichten. »Einen Kardinalshut?«
    Â»Sein Bruder Antonio ist Bischof von, ich weiß nicht mehr, geworden.«
    Das erklärte vieles. Wenn die Connuccis erst einen Kardinal im Vatikan sitzen hatten, bräuchten sie nichts zu fürchten, sollte der Kaiser wider Erwarten seinen Italienfeldzug verlieren. Es war nicht selten, dass verschiedene Mitglieder einer Familie unterschiedlichen politischen Parteien anhingen. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass Gadino zu den Päpstlichen gehört.«
    Â»Ach,

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