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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Bart fiel ihm auf die Brust. Mit einem Blick aus intelligenten schwarzen Augen unter dichten Brauen erfasste er die Situation. »Beatrice, seid gegrüßt.«
    Mit schlanken Fingern überprüfte er kundig das abgebundene Bein. »Gut. Habt Ihr das getan?«
    Sie nickte.
    Â»Schafft ihn in sein Schlafzimmer, hier sind zu viele Leute und wirbeln Dreck auf, der in die Wunden gelangen kann. Tücher? Wasser?«
    Wieder nickte Beatrice und sah zu, wie Fabio und ein Knecht die Trage anhoben und vorsichtig nach oben brachten. Auf dem Boden lagen die weißen Blüten zertreten in Federicos Blut. Ser Buornardi stand unsicher inmitten der Dienerschaft, die jetzt begann, das Reisegepäck fortzuschaffen. In einer Hand hielt er den Rest seines Gehstocks mit dem goldenen Knauf und drehte ihn hilflos hin und her. Beatrice ging zu ihm und nahm seinen Arm. »Kommt, wir wollen sehen, was Ismail für Federico tun kann.«
    Sie wusste ja nicht einmal, was überhaupt geschehen war.
    Â»Was ist passiert, Beatrice?«, fragte Ser Buornardi, während sie die Treppe hinaufstiegen.
    Â»Ein Überfall, denke ich, aber gleich kann Andrea uns mehr sagen.« Zuerst wollte sie Ismails Meinung hören, bevor sie den alten Mann unnötig in Angst versetzte.
    Die Männer hatten Federico auf sein Bett gelegt und entkleidet. Als sie eintraten, wollte Andrea eine Decke über den Verletzten legen.
    Â»Ich bin seine Frau. Erzähl uns lieber, was passiert ist!«
    Andrea verzog das Gesicht und kam ihrer Aufforderung nach. »Wir hatten Camaiore hinter uns gelassen und wähnten uns schon zu Hause, als eine Horde Banditen aus dem Wald brach und uns überfiel. Sie waren in der Überzahl und müssen auf uns gewartet haben. Ich kann es mir nicht anders erklären, als dass sie in Massa einen Spitzel hatten. Dort haben wir übernachtet. Aber …« Er hob ratlos die Hände. »Wir haben die Garfagnana vermieden, um nicht das Gebiet der Gesetzlosen durchqueren zu müssen, und dann an dieser Stelle … Es war übersichtlich. Auf der einen Seite der Wald und daneben offenes Feld. Kein Ort, an dem mit einem Überfall zu rechnen war.«
    Federico stöhnte, und Beatrice griff nach Ismails Arm. »Kommt er zu sich? Ihr könnt ihn doch retten?«
    Der Gelehrte strich sich über den Bart. »Die Schnittwunde an der Hand ist nur oberflächlich, aber das Bein macht mir Sorgen. Wenn der Wundbrand einsetzt, muss ich es abnehmen.«
    Â»Nein! Ismail, das dürft Ihr nicht! Ihr könnt sein Bein retten! Wenn es jemand vermag, dann Ihr, bitte!« Sie betrachtete Federicos blasses Gesicht. Seine Augen waren noch immer geschlossen. Der Verlust seines Beines würde ihn zum Krüppel machen, und das würde ihn zerstören, davon war sie überzeugt. Das Bein war geschwollen und verfärbt. Wo Beatrice es abgebunden hatte, verlief eine dunkle, rotblaue Linie.
    Ismail sah sie an. »Seid Ihr stark genug, mir zu helfen?«
    Â»Natürlich«, versicherte sie und verbarg die zitternden Hände hinter ihrem Rücken.
    Â»Gut. Dann …« Doch bevor er seine Erklärungen fortsetzen konnte, machte Beatrice eine entschuldigende Geste und ging zu Ser Buornardi, der sich an den Bettpfosten klammerte und mit bebenden Lippen dem Geschehen zu folgen versuchte.
    Â»Signore!« Sanft streichelte sie seine Hand. »Warum geht Ihr nicht zu Eurer Frau? Ihr seht mitgenommen aus. Denkt an Euer Herz. Ihr müsst für Euren Sohn stark sein.« Sie nickte Fabio zu, der Ser Buornardi seinen Arm reichte.
    Der alte Mann ließ sich wortlos hinausbringen. Plötzlich merkte sie, wie dunkel es im Zimmer geworden war. »Andrea, wir brauchen mehr Licht.«
    Ismail hatte sich die Ärmel aufgekrempelt und eine Nadel herausgeholt, die er über eine Kerze hielt. Dann fädelte er durch das Nadelöhr einen Faden, den er zuvor in eine klare Flüssigkeit getaucht hatte. »Die Schnittränder sind sauber, aber der Schwerthieb ging tief.«
    Federico drehte den Kopf. Auf seiner Stirn glänzten Schweißperlen. »Legt ihm kühle Wickel auf den Kopf.«
    Beatrice holte ein sauberes Tuch, tauchte es in eine Schüssel mit kaltem Wasser und tupfte damit Gesicht und Hals ihres Mannes ab. Dann legte sie es auf seine Stirn, die sich heiß unter ihrer Hand anfühlte. »Warum ist er noch bewusstlos?«
    Ismail lockerte den Verband. »Er hat einen Schlag auf den Kopf bekommen.

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