Die Tochter des Tuchhandlers
war verblasst. Ansari würde zufrieden sein. Sacht zog sie die Decke über Federicos Brustkorb, als er den Kopf drehte und die Augen aufschlug.
»Was?«, fragte er mit krächzender Stimme und wollte sich erheben, doch sie drückte ihn sanft in die Kissen zurück.
»Ihr seid sehr krank und müsst Euch schonen. Habt Ihr Durst?«
Er nickte, tastete nach seinem Bein und schrie auf.
Beatrice holte einen Becher Wasser und setzte sich diesmal auf einen Stuhl neben seinem Bett. »Bitte.«
Mit groÃen Schlucken leerte er den Becher und sah sie an. »Was tut Ihr hier, und wo ist Andrea?«
Sofort erhob Beatrice sich. »Verzeiht, ich schicke ihn gleich zu Euch herein.« Sie nahm seinen Becher, stellte ihn zusammen mit dem Wasserkrug auf den Tisch neben seinem Bett und ging hinaus.
Auf dem Gang blieb sie stehen, atmete tief ein und aus und rief nach Ines, die aus ihrem Ankleidezimmer kam.
»Madonna?«
»Ines, bitte tausche die Waschschüssel im Zimmer meines Mannes aus. Ich erkläre dir gleich, warum.«
Ohne nachzufragen, tat Ines, was ihr aufgetragen wurde, und trat wenig später wieder zu ihrer Herrin. »Euch war schlecht, aber das ist doch ganz normal in Eurem Zustand. Der Herr ist aufgewacht, wie ich sehe. Das ist gut, dann geht es ihm bald besser.«
»Ja, das ist gut.« Sie winkte einem Mädchen, das mit einem Arm voller Holz die Treppe heraufkam. »Hast du Andrea gesehen?«
Das Mädchen nickte. »Im Hof, Signora.«
»Wenn du das Holz weggebracht hast, gehst du zu ihm und sagst ihm, dass sein Herr ihn braucht.«
»Ja, Signora.«
Zusammen mit Ines ging Beatrice in ihr studiolo . Als ihre Zofe die Tür hinter sich geschlossen hatte und sie erwartungsvoll ansah, brach Beatrice in Tränen aus.
»Aber, was ist denn nur mit Euch? Kaum wacht er auf, sagt er wieder verletzende Sachen zu Euch! Er hat es nicht verdient, dass Ihr ihn so pflegt.«
»Nein, nein, Ines.« Sie erzählte, was sich zugetragen hatte.
»Oh«, war alles, was die überraschte Zofe herausbrachte.
»Und jetzt? Soll ich die Augen verschlieÃen und so tun, als wäre alles in Ordnung? Und wenn es wieder an der Zeit ist, dann kommt er zu mir und besteigt mich, damit er seine Pflicht erfüllt?« Wütend und hilflos stand Beatrice am Fenster und sah in den Garten hinunter.
»Es muss gar nichts bedeuten, wisst Ihr. Männer stecken ihr Ding überall rein, vor allem, wenn sie jung sind, aber das gibt sich, wenn sie verheiratet sind.«
Inesâ derbe Direktheit machte es einfacher für Beatrice. »Aber ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, wie Andrea ihn geküsst hat!«
»Während Euer Mann schlief! Kann es nicht sein, dass sie früher etwas miteinander hatten und Andrea eifersüchtig auf Euch ist? Andrea treibt es nur mit Männern, und wenn er nicht achtgibt, wird es böse mit ihm enden. Entweder die Franzosenkrankheit erwischt ihn oder die Inquisition.«
»Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
Die Zofe zuckte mit den Schultern. »Warum unnötig die Pferde scheu machen. Jetzt grämt Euch nicht, das schadet dem Kind.«
Am Nachmittag machte Ansari seinen Krankenbesuch und kam zum ersten Mal seit dem Unglück mit einem Lächeln aus Federicos Zimmer. Er fand Beatrice im Kontor über einem Rechnungsbuch.
»Ihr arbeitet zu viel, Beatrice. Wenn Ihr Euch überanstrengt, brecht Ihr noch zusammen, und das könnt Ihr Eurem Mann nicht antun, jetzt, wo es ihm endlich besser geht.«
Sie klappte das Buch zu und führte Ismail zu einem Sessel. Von einem anderen Stuhl räumte sie Stoffproben, nahm einen Krug mit Zitronenwasser und goss zwei Becher voll, die sie auf den Tisch stellte.
Ismail trank und betrachtete sie prüfend. »Aber etwas bedrückt Euch. Euer Mann hat nach Euch gefragt. Ihr habt ihm noch nicht von Eurem Zustand erzählt, nicht wahr?«
»Wenn sich ein geeigneter Moment findet, werde ich ihm sagen, dass ich meine Pflicht als Ehefrau erfülle.« Sie griff nach einem Seidenschal, der vor ihr von einem Tisch hing, und lieà den weichen Stoff durch die Finger gleiten.
»Nun, Ihr werdet am besten wissen, wann es angemessen ist. Ich habe den Verband gewechselt und komme in zwei Tagen wieder. So lange rührt nicht daran, und legt bei Bedarf nur einen kühlen Wickel an. Das Bein soll ruhig liegen. Die Krisis ist überstanden. Ich habe noch zwei Geburten
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