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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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an? Der junge Mann sah sie erwartungsvoll an. In seiner Miene lag kein Hochmut, nur echte Besorgnis. »Wie geht es ihm, Madonna?«
    Â»Fürs Erste ist er gut versorgt. Ob er sein Bein verliert, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. Aber ich bin zuversichtlich, weil Ansari hier ist.« Sie sah Erleichterung auf seinem Gesicht.
    Andrea nickte. »Ein guter Medicus, Madonna. Er hat die Wunde an meinem Arm gesäubert. Mit einer brennenden Tinktur, aber jetzt fühlt es sich gut an.«
    Durch Ansari schien sie in Andreas Achtung gestiegen zu sein. »Vorhin ging alles so schnell, Andrea. Was genau ist passiert?«
    Â»Wie schon gesagt, der Angriff kam unerwartet und an einer untypischen Stelle. Merkwürdig war auch, dass sie sich sofort auf meinen Herrn stürzten, als wäre das ihr eigentliches Ziel, ihn zu töten, meine ich.« Er krauste die Stirn. »Sie hätten noch viel mehr von unseren Waren mitnehmen können, wenn sie nicht so darauf bedacht gewesen wären, den Signore zu bedrängen.«
    Â»Dann haben sie nicht viel erbeutet?«
    Â»O doch! Der Schaden ist erheblich, und sie wussten genau, was sie taten. Das hat uns ja so wütend gemacht! Ich bin mir sicher, dass man uns in dem Wirtshaus in Massa eine Falle gestellt hat. Wenn Ihr mich fragt, steckt ein Poggio dahinter. Irgendeine Ratte aus der Sippe wollte sich rächen.«
    Â»Möglicherweise …«, sagte Beatrice und dachte an Alberto Maris merkwürdiges Verhalten auf dem Fest. Was sollte sie jetzt tun? Alessandros Brief wog schwer in ihrem Ärmel. Vielleicht wachte Federico bald auf, dann konnte er entscheiden.
    Doch weder am nächsten noch an den darauffolgenden Tagen war ihr Mann ansprechbar. Federico warf sich vom Fieber geschüttelt hin und her. Das Bein war rot und geschwollen, und Ansaris ernste Miene machte wenig Hoffnung.
    Am Ende der zweiten Woche nach dem Überfall trat Beatrice morgens in das Krankenzimmer ihres Mannes. Auf den Anblick, der sich ihr bot, war sie nicht vorbereitet, und sie stand fassungslos mit offenem Mund in der Tür. Dass Andrea sich mehr als aufopfernd um seinen Herrn kümmerte, hatte sie hingenommen, aber wie er jetzt über Federico gebeugt stand, ihn zärtlich streichelte und auf die Lippen küsste, das war schamlos. »Andrea!«
    Augenblicklich fuhr der junge Mann auf. Seine Wangen waren gerötet, und er strich sich langsam die Locken aus dem Gesicht. Lässig stellte er sich an den Bettpfosten, und Beatrices Blick fiel auf die Schamkapsel seiner Beinkleider, die von seinem erregten Glied gespannt war. »Hinaus!«, fuhr sie ihn an.
    Mit geschmeidigen Bewegungen schritt er auf sie zu. »Ihr habt ja keine Ahnung, Madonna. Ich habe nichts Unerwünschtes getan …« Mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen ging er hinaus.
    Sie warf die Tür hinter ihm ins Schloss und starrte auf ihren Mann, der schlafend auf seinem Bett lag. Andrea hatte ihn geküsst. Wie dumm sie war! Seine Schönheit, der Körper einer Statue, die weichen Bewegungen – er liebte ihren Mann. Es gab viele Männer, die sich dieser Neigung hingaben. Lelo hatte Marcinas Bruder Filippo und dessen Vorlieben für das eigene Geschlecht erwähnt. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Mit einer Hand hielt sie sich den Mund zu und schaffte es gerade noch zur Schüssel auf dem Waschtisch. Würgend erbrach sie ihr Frühstück und stützte sich anschließend schwer auf den Tisch, auf dem ein Spiegel stand. Ein blasses Gesicht mit matten blauen Augen sah ihr entgegen. Wer war Federico wirklich? Ging er vielleicht nicht zur Porretta, sondern zu deren Bruder? Erneut fühlte sie die Übelkeit aufsteigen und spuckte aus, was noch an Mageninhalt vorhanden war. Als nur noch Galle kam, hörte sie keuchend auf und spritzte sich frisches Wasser ins Gesicht, welches in einem Krug bereitstand.
    Nachdem sie den Mund ausgespült und das Gesicht abgetrocknet hatte, drehte sie sich um. Federico seufzte im Schlaf und glitt suchend mit einer Hand über das Laken. Sie nahm ein frisches Tuch, tauchte es in kaltes Wasser, drückte es aus und ging damit zu ihrem Mann, um es ihm auf die Stirn zu legen. Als sie seine Haut berührte, stellte sie erleichtert fest, dass das Fieber gesunken war. Sie benetzte seine Lippen mit Wasser und nahm die Decke hoch, um sich sein Bein anzusehen. Die Schwellung war deutlich zurückgegangen, und die dunkelrote Verfärbung

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