Die Tochter des Tuchhandlers
und einen Färber, der an Wassersucht leidet, zu besuchen.« Ismail erhob sich und wurde von Beatrice hinausbegleitet.
Nachdem der Arzt gegangen war, holte Beatrice Alessandros Brief aus dem Kontor und ging schweren Herzens hinauf in den ersten Stock. Je länger sie die Nachricht von Alessandros Bankrott hinauszögerte, desto unangenehmer wurde es für ihn und für die Buornardis. Sie klopfte kurz, bevor sie Federicos Gemach betrat.
Andrea hatte wohl das Zimmer gelüftet, frische Laken aufgezogen und seinem Herrn beim Waschen geholfen, denn Federico saà aufrecht in einem neuen Hemd in den Kissen und fuhr sich durch die feuchten Haare. Sein Diener war nicht anwesend.
»Entschuldigt die Störung, aber es gibt etwas Dringendes â¦Â«
»Ihr seht wunderbar aus, Beatrice.« Er lächelte sie an. »Wie es scheint, habe ich meine Genesung Euch zu verdanken. Euer Freund, der persische Arzt, hat mir erzählt, dass Ihr alles darangesetzt habt, mein Bein zu retten. Ich stehe tief in Eurer Schuld.«
Sie stand neben seinem Bett, den Brief in den Händen. »Ihr braucht Euch nicht bei mir zu bedanken. Es ist meine Aufgabe, für Euch zu sorgen.«
Sein Blick verdunkelte sich. »Hätte mir Euer Arzt nicht selbst alles erzählt, ich würde nicht glauben, dass Ihr es wart, die Stunden an meinem Krankenlager verbracht hat.«
Er hatte an Gewicht verloren, und sein Gesicht wirkte hager und blass. Die Schatten unter seinen Augen waren dunkel, und er würde noch viel Schlaf und Ruhe brauchen, bis er wieder kräftig genug war, um sein gewohntes Leben aufzunehmen. Sie zögerte, aber der Brief duldete keinen Aufschub. »Nun, Ismail hat Euch nicht belogen, er hat keinen Grund dazu. Ich bitte Euch, dieses Schreiben zu lesen. Es kam vor Eurer Rückkehr, und ich brachte es nicht fertig, Euren Vater damit zu belasten. Er hatte genug an Eurem Unglück zu tragen.«
Erstaunt nahm er den Brief aus ihrer Hand entgegen. »Das Siegel ist erbrochen.« Er runzelte die Stirn und begann zu lesen. SchweiÃperlen bildeten sich auf seiner Stirn, als er den Brief sinken lieà und sie ansah. »Ihr wisst, was drinsteht.«
»Ja.«
»Ihr wisst, wie dringend mein Bruder Geld braucht, und Ihr habt nicht mit meinem Vater darüber gesprochen!«
»Nein. Habt Ihr Euren Vater gesehen? Er war einem Zusammenbruch nahe, als Ihr halbtot in den Hof getragen wurdet. Sollte ich riskieren, dass ihn der Schlag trifft? Euer Vater leidet an Atemnot und steht seit Tagen kaum noch auf.«
»Das wusste ich nicht.« Nachdenklich klopfte er mit den Fingern auf das Papier.
Andrea kam mit einem Tablett zur Tür herein, ignorierte Beatrice und wollte die Schüsseln abstellen, als Federico ihn unwirsch hinauswinkte. »Nicht jetzt, Andrea. Komm später wieder.«
Beatrice wandte sich ebenfalls der Tür zu, doch Federico rief sie zurück.
»Wollt Ihr mich jetzt damit allein lassen? Was seid Ihr für eine merkwürdige Person! Ich werde aus Euch nicht klug. Nehmt Euch verdammt noch mal einen Stuhl, wenn Ihr meine Nähe nicht ertragt, oder setzt Euch zu mir.« Er schlug mit der flachen Hand auf die Bettkante.
Verärgert biss sie sich auf die Lippe und zog einen Stuhl neben sein Bett. Als sie sich setzte, krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie schloss für Sekunden die Augen, um tief durchzuatmen und die aufsteigende Ãbelkeit zu verdrängen.
»Ist Euch nicht wohl?«
»Danke, es geht schon wieder.«
Er rieb sich die Stirn und knetete die Einbuchtung über seiner Nase. »Achtzigtausend Scudi.« Federico warf den Brief in den Raum, wo er neben Beatrices Stuhl zur Erde fiel. Müde sank er in die Kissen und sah sie mit seinem schiefen Lächeln an. »Ich hatte Euch erzählt, dass ich einiges in Genua klären muss. Nun, eine Schiffsladung Rohseide und Silberwaren im Wert von zwanzigtausend Scudi fielen mitsamt der Karacke in die Hände muselmanischer Piraten, das zweite Schiff geriet vor Alessandria in einen Sturm und brachte nur die Hälfte der erhofften Waren mit, und davon ging das Wertvollste bei dem Ãberfall hinter Massa verloren. In Florenz und Lucca schulde ich zwei Banken etwa fünfundzwanzigtausend Scudi, weil wir Abgaben für den Kaiser aufbringen mussten.«
Beatrice schluckte. Seine Offenheit überraschte sie.
»Sie werden Alessandro hängen, wenn er nicht zahlt. In Antwerpen ist er nur ein Ausländer,
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