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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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an ihnen vorbei, und Lorenza öffnete die Saaltüren. Augenblicklich hob Beatrice kampfbereit das Kinn. »Ich will vor dem Essen noch einmal mit Agostino sprechen. Entschuldigt mich.«
    Federico war ihrem Blick gefolgt. »Meine Mutter hat genug mit der Organisation des Mahles zu tun. Übrigens möchte ich die Stoffe sehen, wenn sie fertig sind, und die Weber kennenlernen.«
    Â»Natürlich.«
    Â»Reine Neugier. Mein Vater setzte großes Vertrauen in Euch, und er hat sich nie geirrt, wenn es um Menschen ging.«
    Â»Danke.«
    Â»Das war kein Kompliment, sondern eine Feststellung.«
    Â»Dann gilt mein Dank Eurem Vater, den ich als großherzigen und klugen Mann kennenlernen durfte.« Sie neigte leicht den Kopf und raffte die Röcke, um zu gehen, doch Federico hielt sie auf: »Großherzig war er in der Tat. Ich habe einen Vertrag mit einem Maler bei den Papieren gefunden. Mein Vater wollte Euch ein Geschenk machen, indem er Euch porträtieren lässt.«
    Â»Wirklich?«
    Â»Der Maler heißt Jacopo Pontormo und sollte in diesem Sommer nach Matraia kommen, um dort mit Euch zu arbeiten. Aber vielleicht steht Euch jetzt nicht der Sinn danach?«
    Â»Pontormo? Wie wunderbar! Ich habe von seinem Fresko ›Vertumnus und Pomona‹ in Poggio a Caiano gehört. Er pflegt einen eigenwilligen Stil. Es wäre eine Ehre für mich, von einem solchen Mann porträtiert zu werden.« Erfreut sah sie ihn an.
    Â»Gut. Ich werde nach ihm senden und den Auftrag bestätigen. Zurzeit arbeitet er in der Certosa San Lorenzo al Monte in Galluzzo. Ihr solltet Eure Zofe anweisen, mit dem Packen zu beginnen. Ihr werdet Ende nächster Woche aufbrechen. Braucht Ihr neue Kleider?«
    Â»Ich habe alles, was ich benötige.«
    Â»Wie Ihr meint. Dann sehen wir uns beim Abendessen.« Mit einer angedeuteten Verneigung ließ er sie stehen.
    Ãœberheblicher Mensch! Sie hatte sich wirklich gefreut und war bewegt von Ser Buornardis Geschenk, aber Federico machte mit seiner kalten Art alles zunichte. Verärgert nahm sie ihr Kleid auf und ging zu Agostino ins Kontor.
    Der schmächtige Buchhalter stand allein über ein dickes Rechnungsbuch gebeugt und kontrollierte Zahlenreihen. Seit Ser Buornardis Tod fiel ihr Blick jedes Mal als Erstes auf den Boden hinter der Tür, wo der alte Mann zusammengebrochen war. Betrübt sah sie sich um, konnte aber keine Stofflieferung entdecken. »Noch immer nichts, Agostino?«
    Â»Bedaure, Madonna. Ich warte genauso sehnsüchtig darauf wie Ihr. Wenn wir die Stoffe bis zum Umzugstag nicht vorweisen können, weiß ich nicht, was die Signora mit mir anstellen wird …«
    Â»Sie wird dir nichts anhaben, Agostino. Darauf hast du mein Wort. Mein Mann hat unseren kleinen, geheimen Plan offiziell abgesegnet. Leider kann ich nicht selbst zu den Webern gehen, aber ich werde Ines mit einem Schreiben schicken. Heute Abend ist es zu spät dafür, es ist unruhig in den Straßen, aber gleich morgen früh kann sie gehen.« Sie wanderte durch den Raum, strich über Stoffballen und Tücher, die auf den Tischen lagen, und blieb gedankenverloren vor dem Sessel stehen, in dem Ser Buornardi gern seinen Mokka getrunken hatte.
    Federico hatte nicht wieder über die Geldschwierigkeiten seines Bruders in Antwerpen gesprochen, doch es interessierte Beatrice, ob die Angelegenheit geregelt worden war. »Hat sich Alessandro noch einmal aus Antwerpen gemeldet? Weißt du, wie es ihm geht?«
    Â»Euer Mann hat Alessandros Schulden beglichen, obwohl es ihm nicht leichtgefallen ist.« Nardorus klopfte auf sein Rechnungsbuch. »Der Krieg hat schon zu viel von unserem Kapital verschlungen. Ich kenne nicht alle Konten, aber Euer Mann war sehr ungehalten.«
    Â»Hmm, danke, Agostino. Ich habe den Brief verbrannt.«
    Â»O ja?«
    Â»Vielleicht ist damit alles vorbei. Ich hoffe es.« Ein hauchdünnes, mit winzigen Perlen besticktes weißes Tuch erregte ihre Aufmerksamkeit. »Wie schön! Wo kommt das denn her?« Sie drapierte es um ihre Schultern und strich über den feinen Stoff.
    Â»Es ist eines der wenigen kostbaren Stücke, die bei dem Überfall nicht geraubt wurden. Die Art der Perlenstickerei und das Muster sind chinesisch. Ein Jammer, dass die anderen Waren verloren sind. Damit hätten wir einen guten Profit erzielt.«
    Sorgfältig faltete Beatrice das Tuch und legte es wieder auf den Tisch. »Wirklich

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