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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Knecht seinen Herrn an, der zustimmend nickte. »Draußen ist ein Brunnen, da kannst du dich waschen, nachdem wir mit dir fertig sind. Jetzt sperr deine verdreckten Ohren auf, und merk dir gut, was der Signore sagt. Wenn du nicht tust, was er verlangt, finden wir dich, genau wie beim ersten Mal. Und dann, segretario , lass ich Fredo seine Zange benutzen...« Er grinste, zeigte eine Reihe brauner Zähne und trat dann in den Schatten zurück, um seinem Herrn das Wort zu überlassen.
    Alberto Mari hockte auf seinem schmutzigen Lager, trank den letzten Schluck Gewürzwein und hörte sich mit wachsendem Entsetzen an, was man von ihm erwartete. Alle Hoffnung, die er eben noch gehegt hatte, verwandelte sich in blanke Verzweiflung. Das konnten sie nicht verlangen. Ausgerechnet Beatrices Familie sollte er hintergehen. Beatrice war ein reizendes, unschuldiges Geschöpf und sollte im Strudel dieser infamen Intrige untergehen? Warum hatte Gott ihn errettet, wenn er ihn jetzt so tief fallen ließ? Wo blieb die Barmherzigkeit? Doch er war zu schwach, sich gegen das Leben zu entscheiden. Eine Ratte kam aus dem Dunkel, kletterte auf den Schemel, schnappte sich den Schinkenrest und rannte blitzschnell in ihr Versteck zurück. Er war nicht besser als diese Ratte, die alles riskierte, um zu überleben. Seine Strafe erwartete ihn im Jenseits. Aber er fürchtete das Höllenfeuer nicht, denn die Qualen irdischer Folter hatte er bereits durchlebt.

XIV
    Richterliche Untersuchungen
    Als Beatrice am Abend in die Halle trat, schlugen ihr Stimmen aus dem Saal entgegen. Diener, Mägde und Knechte eilten mit Schüsseln, Wildbret und Kisten voller Pilze und Gemüse von den Vorratsräumen zur Küche und zurück. Beatrice hatte mehrere Stunden geschlafen und fühlte sich ausgeruht und erfrischt. Eine junge Dienerin kam mit einer Schale getrockneter Pilze auf sie zu.
    Â»Nina, was ist los? Bereitet ihr ein Fest vor?«
    Die Dienerin hob das hübsche runde Gesicht und lächelte. »Ein Abschiedsessen. Signore Tomeo muss doch morgen wieder fort.« Seufzend fügte sie hinzu: »Kaum ist er hier, muss er schon wieder weg.«
    Amüsiert sagte Beatrice: »Du scheinst unseren Tomeo ja sehr zu mögen.«
    Flammende Röte bedeckte Ninas Wangen. »Ja, wenn er hier ist, wird gelacht und getanzt. Er hat immer ein freundliches Wort für mich. Ich will nicht sagen, dass ich unzufrieden bin mit Signor Federico …« Unglücklich sah sie Beatrice an.
    Â»Schon gut, ich verstehe dich ja. Ich finde es auch schön, wenn er hier ist. Aber vergiss nicht, dass Signor Federico ein gerechter Herr ist und Respekt verdient.«
    Â»Natürlich, Madonna.« Verschämt senkte sie den Kopf.
    Â»Na, lauf schon in die Küche, sonst reißt Plantilla dir noch den Kopf ab.«
    Nina kicherte und lief davon.
    Â»Ich sollte mich glücklich schätzen, eine derart loyale Ehefrau zu haben.« Mit einem schiefen Lächeln trat Federico hinter der Treppe hervor.
    Beatrice fuhr herum. Sein beißender Zynismus verletzte sie. »Es freut mich, wenn Ihr das sagt. Ich nehme an, die Befragung verlief reibungslos?«
    Er nickte ernst. »Der podestà hat nicht nur mich und Tomeo, sondern auch Connucci, da Sesto, den jungen Quilici, Bottini und viele andere, die für verdächtig gehalten wurden, in den Palazzo Pubblico bringen lassen. Ergebnislos, das war vorauszusehen, aber sie haben gegenüber dem Vatikan ihre Pflicht getan. Bischof Sforza de Riario hatte auf der Untersuchung bestanden.« Federico lachte leise. »Kein Wunder, wenn ihm dauernd die Gesandten abhanden kommen … Nachher denkt der Papst noch, Riario selbst hat seine Finger im Spiel.«
    Â»Aber wir wissen, dass das nicht stimmt.«
    Â»Was habt Ihr mit dem Brief getan?«, fragte Federico.
    Â»Ich habe ihn verbrannt.«
    Er hob die Augenbrauen. »Tatsächlich? Gut, gut. Fühlt Ihr Euch wohl genug, uns heute Abend Gesellschaft zu leisten? Wir haben Gäste. Connucci, Eredi und da Sesto. Tomeo verlässt uns morgen.«
    Â»Ein kurzer Besuch.« Zu kurz, dachte sie.
    Federico stützte sich auf seinen Gehstock, dessen Knauf vom zerbrochenen Stock seines Vaters stammte. »Ihr scheint meinem Bruder sehr zugetan. Es war sehr geistesgegenwärtig von Euch, den Brief mitzunehmen.«
    Â»Nicht wahr?«
    Nina kam mit einer leeren Schüssel aus der Küche, zwei Mägde gingen mit gesenkten Köpfen

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