Die Tochter des Tuchhandlers
verärgerte Gesicht ihres Mannes zu achten, ging sie zu Tomeo und reichte ihm ihre Hand, die er sanft mit seinen Lippen berührte.
»Wie schade, dass Ihr uns schon verlasst, Madonna.«
Tränen stiegen ihr in die Augen. Er war so viel mitfühlender als Federico und hatte sicherlich mit angehört, wie sein Bruder sie vor allen Leuten zurechtgewiesen hatte. Tomeo schätzte ihre Intelligenz und fand sie amüsant, während Federico alles, was sie tat oder sagte, zu verärgern schien. »Ich wünsche Euch eine gute Reise, Tomeo. Kommt gesund zurück, damit Ihr Nurun reiten könnt. Es schien mir, als hätte sich das Tier schon an Euch gewöhnt.«
»Ich werde mich bemühen, es nicht zu enttäuschen.« Die Wärme in seinem Blick streichelte ihre verletzte Seele.
Obwohl ihr zum Weinen zumute war, rang sie sich ein kleines Lächeln ab und verlieà den Saal bemüht würdevoll. Ines hatte Mühe, ihr zu folgen, als sie die Treppe hinaufeilte und sich schluchzend auf ihr Bett fallen lieÃ.
»O Madonna, was ist denn nur geschehen? Ihr seid ja ganz auÃer Euch! Nicht weinen.« Sie löste die Schnüre an Beatrices Kleid und zog ihr die Schuhe aus, deren Spitzen der Mode entsprechend nach oben gebogen waren.
»Ines, ich gebe mir solche Mühe, aber ich glaube, er hasst mich.«
»Euer Mann?«
»Wer sonst?«
»Nein, nein, das tut er nicht.«
»Warum nimmst du ihn immer in Schutz? Er ist ein bösartiger, rechthaberischer â¦Â« Weiter kam sie nicht, denn die Tür flog auf, und Federico kam herein.
»Ines, lass uns allein!«
Doch die Zofe stellte sich vor das Bett ihrer Herrin. »Ihr werdet ihr nichts zuleide tun!«
Seine Miene wurde noch finsterer. »Weib, verlass den Raum. Ich muss mit meiner Frau sprechen.«
»Ich bin gleich nebenan, Madonna.« Ines ging durch die Verbindungstür in das Ankleidezimmer.
Wie versteinert saà Beatrice auf ihrem Bett und starrte ihren Mann aus tränennassen Augen an.
»Seht mich nicht an, als wäre ich der Leibhaftige. Ich will nur mit Euch reden. Mir scheint, es gibt einige Missverständnisse zwischen uns.« Nervös strich er sich durch die Haare. Unter seinem hellen Hemd zeichneten sich seine Rippen ab. »Ihr werdet nicht angenommen haben, dass ich vor der Hochzeit keine anderen Frauen hatte.«
Stumm wartete sie auf Erklärungen, die dieser unerwarteten Einleitung folgen würden.
Sein Blick richtete sich auf einen Punkt über ihr, als er fortfuhr: »Eine der Frauen, mit der ich eine Affäre hatte, heiÃt Marcina Porretta, aber vielleicht hat Euch der Klatsch das schon zugetragen. Ich müsste Euch nichts darüber sagen, aber nach dem, was Ihr für mich getan habt, schulde ich Euch zumindest die Wahrheit.« Er trat um den Bettpfosten herum und setzte sich auf die Bettkante. Das Geständnis fiel ihm sichtlich schwer.
»Ich habe nur getan, was eine Gattin tut. Ihr seid mir nichts schuldig.« Inzwischen hatte sie sich gefasst und tupfte sich das Gesicht trocken.
»Nein. Ihr seid anders, als ich es erwartet hatte, und ⦠Jedenfalls erwartet diese Frau ein Kind von mir, das ich anerkannt habe. Natürlich war es nicht in meinem Sinn, aber diese Dinge geschehen, und wenn es mein Kind ist, soll es nicht unter dem Leichtsinn seines Vaters zu leiden haben.«
»Das ist ehrenhaft von Euch.«
Federicos Lachen klang bitter. »Ihr kennt diese Frau nicht. Ich hatte keine Wahl, denn ich will nicht, dass sie meine Familie in den Schmutz zieht, indem sie Lügengeschichten verbreitet. Tomeo hat sie in Genua getroffen. Sie ist eine leidenschaftliche, in ihrem Stolz verletzte Frau. Jetzt wisst Ihr von meinem illegitimen Spross und könnt mich dafür noch mehr hassen oder nicht.«
»Ich hasse Euch nicht.«
»Nein? Dabei hättet Ihr allen Grund dazu. Ihr macht Euren Eltern alle Ehre, Beatrice.«
Er stand auf und nahm seinen Gehstock.
»Wie geht es Eurem Bein?«
»Die Wunde verheilt gut. Das verdanke ich allein Eurem Medicus. Eure Eltern haben einen interessanten Freundeskreis. War Mari wirklich in bester Verfassung, als Ihr ihn auf dem Fest gesehen habt?«
Anscheinend hatte er mit Connucci darüber gesprochen, aber auf wessen Seite stand der Marchese? Sie wurde aus ihm nicht schlau. Federico schien ihm zu vertrauen. Sie seufzte. »Nein. Alberto Mari hatte irgendetwas herausgefunden, das ihn zu der Annahme
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