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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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guten Beziehungen. Doch es folgen keine Konsequenzen. Warum sieht
er nicht das Offensichtliche und handelt danach? Warum erkennt er nicht, dass ich
besser bin als Vico?«
    Pascal betrachtete
ihr Profil, das energisch vorgeschobene Kinn, die neckische Haarsträhne, die sich
aus dem Zopf gelöst hatte und nun in ihrem Mundwinkel klebte. Er freute sich über
ihre Offenheit, und auch wenn ihm klar war, dass der Ärger ihre Zunge löste, so
bildete er sich ein, dass sie nicht jedem soviel Vertrauen entgegengebracht hätte
wie ihm in diesem Moment. »Ihr müsst ihm beweisen, dass Ihr es besser könnt.«
    »Das sagt
sich so leicht.« Sie schob die Strähne aus ihrem Mundwinkel hinters Ohr.
    »Ihr hattet
doch die Idee, mit Gewürzen zu handeln.«
    »Gebt mir
Geld, und ich steige ein.«
    Pascal wusste
nicht, ob sie das ernst meinte, beschloss aber, die Gelegenheit beim Schopfe zu
packen. Eine bessere Möglichkeit, sie ein kleines Stück weit an sich zu binden,
würde er nicht bekommen, also galt es, sie festzuhalten.
    »Ihr wisst,
dass Ihr Euch von mir jederzeit helfen lassen könnt. Ich gebe Euch Geld, wenn Ihr
wollt.«
    Sie schüttelte
energisch den Kopf. »Ich komme schon allein zurecht. Schulden mache ich nicht.«
    »Manchmal
muss man als Kaufmann ein Wagnis eingehen, um weiterzukommen.«
    »Das könnt
Ihr so halten, schließlich seid Ihr einer.«
    Ihr Ton
missfiel ihm, er wollte nicht Zielscheibe ihres Ärgers werden. »Denkt drüber nach«,
meinte er nur und verbeugte sich leicht. In der Stimmung, in der sie war, würde
er nichts weiter erreichen, und er wusste, wann es besser war zu gehen. Er hatte
sich kaum abgewandt, da sagte sie: »Würdet Ihr mir mit den Gewürzen helfen?«
    Er hielt
inne und drehte sich wieder zu ihr um.
    »Übungen
auf dem Trockenen bringen wenig, wie wollt Ihr dabei lernen? Nehmt Geld von mir
an und probiert es aus, dann will ich Euch gern unterstützen.«
    Sie tat
ihm nicht den Gefallen zuzustimmen. Stattdessen schüttelte sie nur den Kopf und
zog die Schultern hoch. Er ärgerte sich über ihre Sturheit, und doch tat sie ihm
leid, wie sie da so stand und den letzten Schritt Vertrauen zu ihm nicht aufbringen
konnte.
    »Ich werde
das Geld schon irgendwie bekommen. Helft Ihr mir dann?«
    »Natürlich«,
antwortete er mit einem Seufzen. Was auch immer sie vorhatte, er durfte sie nicht
vor den Kopf stoßen. Beim nächsten Mal hatte er vielleicht mehr Erfolg. Schließlich
war er ein guter Kaufmann und konnte auf den richtigen Augenblick warten, er hatte
die Geduld.

Kapitel 14
     
    Im Grunde hätte sie es
vorhersehen müssen, aber Jolanthe hatte die Augen vor den Tatsachen verschlossen,
so wie es in diesem Haus jeder zu tun schien. Winald konnte immer noch nicht auftreten,
das kranke Bein zog er hinter sich her, auf die Krücke gestützt. Und trotz der Worte
von Martha hatte sie sich eingeredet, es würde wenigstens nicht schlimmer. Schließlich
sah er wirklich besser aus und kräftiger. Jolanthe konnte es kaum fassen, als sie
nun die um die Wunde dunkel verfärbte Wade des Vaters erblickte. Vereinzelte hellrote
Stellen wurden umgrenzt von vertrocknet wirkendem Fleisch, das den Knochen darunter
nur noch unzureichend umhüllte. Es sah aus wie von einem Tier angefressen. Und der
Gestank ließ sie die Luft anhalten.
    Sie war
in Winalds Kammer gekommen, um mit ihm über den farbigen Stoff zu reden, und hatte
Sieglinde dort vorgefunden, die gerade den Verband wechselte. Stumm starrte sie
auf die Wunde.
    Sieglinde
wollte sie beiseite schieben, doch Jolanthe ließ es nicht zu. Sie sah ihrem Vater
in die Augen. In seinem Ausdruck lag etwas, was sie noch nie bei ihm gesehen hatte.
Sie brauchte eine Weile, um es zu deuten. Der verkniffene Mund und die tiefe Falte
auf der Stirn, die sich eingegraben hatte und nicht mehr weichen wollte. Seine ohnehin
dichten Brauen schienen ein Stück näher zusammengerückt. Er war verzweifelt. Sie
verfluchte sich selbst, dass sie so lange nicht nach ihm gesehen hatte. Stattdessen
ließ sie sich immer wieder von Sieglinde abwimmeln. Um Ruhe bemüht, sagte sie: »Wir
müssen den Medikus holen.«
    »Er will
es nicht«, antwortete Sieglinde. »Du hast dich die ganze Zeit nicht darum gekümmert,
warum mischst du dich nun ein und weißt alles besser?«
    Jolanthe
ließ Winald nicht aus den Augen. So entging ihr sein Nicken nicht, auch wenn es
nur knapp ausfiel. Sie nahm seine Hand, drückte sie kurz und verließ dann das Zimmer.
    Sie hatte
nicht vor, den Arzt um Rat zu fragen, hier

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