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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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dem Markt aufgebaut. Dazu den Pfeffer
zu einem sehr günstigen Preis verkauft. So habe ich die Kunden angelockt und das,
was ich beim Pfeffer verloren habe, auf den Safran draufgeschlagen. Keiner hat es
gemerkt.«
    »Schlau.«
    Sie schaute
ihn von der Seite an.
    »Ehrlich«,
setzte er hinzu, als er ihren Blick bemerkte. »Du hast dich wacker geschlagen und
einen guten Gewinn gemacht. Aber ich habe auch nichts anderes erwartet.«
    »Du hast
nicht geglaubt, dass ich scheitern könnte?«
    »Ich bin
ehrlich mit dir. Für dich sind das große Summen, mit denen du nun gearbeitet hast.
Und dein Erfolg sei dir auch unbenommen. Aber wenn du wirklich etwas bewirken willst,
dann muss dein Einsatz höher sein. Du musst richtig einsteigen und dazu gehört,
dass du nicht selbst auf dem Markt stehst, um deine Ware zu verkaufen.«
    »Ich habe
den Schmuck meiner Mutter verkauft! Mehr habe ich nicht, wo glaubst du, soll ich
sonst beginnen, wenn nicht ganz unten?«
    »Nimm Geld
von mir und zahle es mir zurück, sobald dein Handel erfolgreich war. Dieses Angebot
gilt immer noch.«
    »Was ist,
wenn ich nicht erfolgreich bin und das Geld verliere?«
    »Du darfst
nicht zu zögerlich sein und nicht immer zweifeln.«
    »Das ist
keine Antwort.«
    »Es ist
eine Antwort. Denk mal drüber nach.«
    Jolanthe
musste locker lassen, ihr linkes Bein schmiegte sich wieder an das von Pascal. Durch
den Stoff ihres Rockes hindurch glaubte sie, seine Wärme zu spüren.
    »Ich habe
im Kontor keine Verfügungsgewalt. Mein Vater und Vico entscheiden, was eingekauft
wird. Entweder es geht mit dem Wenigen, was ich besitze, oder gar nicht.«
    »Ich glaube
an dich. Das mit den Gewürzen ist ein guter Ansatz. Hier, das ist für dich, und
dann bitte ich dich, mir zu folgen, ich will dir was zeigen.«
    Pascal drückte
ihr einen in ein Seidentuch eingeschlagenen Gegenstand in die Hand. Sie erspürte
die harten Konturen mit den Fingern und wusste plötzlich, was sie da hielt, noch
bevor sie den Stoff zur Seite schlagen konnte. Sie spürte Tränen in den Augenwinkeln
und zwinkerte sie weg.
    »Woher wusstest
du?«
    »Ich bin
ein aufmerkamer Beobachter.«
    In der Tat,
das war er. Jolanthe schob den Armreif, der einst ihrer Mutter gehört hatte, über
ihr Handgelenk und beschloss, ihn nie wieder abzunehmen. Ein Talisman, der zu ihr
zurück gefunden hatte. Sie wischte mit dem Handrücken über die Augen und hoffte,
dass Pascal diese Geste nicht mitbekommen hatte. Sie schämte sich für ihren Ärger
von vorhin. Aus seiner Sicht argumentierte er ja richtig. Nur war es sie, der es
schwerfiel, sich darauf einzulassen.
    »Was wolltest
du mir zeigen?«, fragte sie um einzulenken, doch er lächelte nur und meinte:
    »Abwarten.
Lass uns noch ein wenig die Ruhe hier genießen.«
     
    Pascal führte sie zum Münster, prüfte
einen Seiteneingang, fand die Tür unverschlossen und winkte Jolanthe durch.
    Dürfen wir
das?, ging es ihr durch den Kopf, doch sie wagte nicht nachzufragen. Zu still war
es um sie herum in dem Vorraum, in dem sie sich nun befanden. Sie befürchtete, die
hohe Decke würde ihre Stimme verstärken. Pascal schloss die Tür. Damit verschwand
der letzte Rest Außenwelt. Jolanthe fröstelte, bekreuzigte sich und sprach stumm
ein kurzes Gebet.
    Pascal schob
sie auf eine Treppe zu, die sich in Drehungen nach oben wand. Er nickte aufmunternd.
Sie nahm die ersten Stufen und sah sie weiterlaufen bis zur nächsten Biegung. Sie
ging noch ein Stück, doch der Anblick änderte sich nicht. Steinstufen, die sich
im Kreis wanden und hinter der Mauer verschwanden.
    »Du musst
schon etwas zügiger laufen, sonst kommen wir nie oben an«, flüsterte Pascal hinter
ihr und berührte sie sanft am Rücken. Jolanthe nahm die Stufen schneller, immer
im Kreis und immer weiter nach oben. Durch die länglichen Fensteröffnungen, die
bis zu ihren Knien reichten, sah sie, wie sie sich immer weiter vom Boden und dem
Treiben auf dem Markt entfernten. Ein leichter Schwindel setzte sich in ihrem Kopf
fest, sie vermochte nicht zu sagen, ob er von der sich windenden Treppe kam oder
vom Blick nach unten. Sie zwang sich, die Fenster zu ignorieren und schaute nur
auf die ausgetretenen Stufen vor sich. Eine nach der anderen nahm sie. So langsam
kam sie außer Atem, und auch wenn sie längst wusste, wohin ihr Weg führte, so konnte
sie dennoch nicht abschätzen, wie lange er noch dauern würde.
    »Alles in
Ordnung?«, hörte sie Pascals Stimme hinter sich.
    »Das ist
doch nicht erlaubt, was wir hier

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