Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Tafel mit diesem Geschirr und grünen
Gläsern für den Wein. Für wie viele Teller würde das Geld von Vico reichen?
»Herrin,
schaut, dort drüben ist die Kräuterfrau«, flüsterte ihr Katrein ins Ohr. Sieglinde
drehte sich um, sah Martha hinter einem Stand mit Kräutern und Salbentiegeln.
»Sie wird
nicht mehr genügend Kunden haben, dass sie ein neues Geschäft beginnen muss.« Es
interessierte sie nicht, deshalb wandte sie sich erneut dem Töpferstand zu und überblickte
das Angebot. Sie suchte sich die schönsten Stücke heraus und gab dem Händler alle
Münzen, die sie bei sich führte, auf dass er ihr zeige, wie viel sie dafür mitnehmen
könne. Sie ließ ihn die Sachen verpacken.
»Meine Magd
wird mit einem Träger zurückkommen und alles abholen.«
Als Antwort
verbeugte sich der Töpfer leicht, und Sieglinde machte sich auf den Weg zum Handelshaus,
damit Cornelius den Transport organisieren konnte. Es war ihr zu wichtig, sie wollte
damit Katrein nicht allein lassen.
Auf dem
Weg schwieg Katrein, und so wanderten Sieglindes Gedanken zurück zu Jolanthe. Wenn
ich nur wüsste, was sie vorhat. In der Tat aber ließ sich die Schwester nicht durchschauen
und schon gar nicht überwachen, zumindest nicht von ihr.
Das Wort
blieb in ihren Gedanken hängen. Überwachen, das wäre die Möglichkeit. Nur weil sie
selbst das nicht konnte, hieß das nicht, dass es nicht jemanden gab, der ihr unauffällig
folgen konnte, sie ausspionieren, in Erfahrung bringen, was sie tat, mit wem sie
sich traf. Nur wer? Würden Münzen ausreichen, oder war es nicht sicherer, jemanden
zu suchen, auf den sie persönlich Einfluss nehmen konnte? Vico? Nein, viel zu auffällig,
außerdem würde er nur den Kopf schütteln über ihr Ansinnen. Er sah in Jolanthe keine
Gefahr. Cornelius … Ja. Der kannte zuverlässige Boten. Es war besser, ihn dafür einzuspannen,
dann trug er die Verantwortung, wenn etwas schiefging.
Im Kaufhaus
der Tuchkaufleute herrschte das übliche Durcheinander, das sie so hasste. Dies war
ein Ort für Männer und deren Gehabe. Sie hielt sich bewusst gerade und lächelte
nur knapp, wenn sie jemand grüßte. Der Blicke war sie sich bewusst, und wäre der
Ort nicht so laut und hektisch gewesen, sie hätte sie genießen können. So aber war
sie froh, als sie Cornelius beim Verschlag ihres Kontors antraf. Er verhandelte
gerade mit einem Mann, der einen Umhang aus grobem Stoff trug, und sie bedeutete
ihm, dass er sein Geschäft beenden solle, bevor er sich ihr widmete. Das Warten
ärgerte sie, doch sie wollte keinen Zeugen für ihre kleine Unterhaltung.
»Entschuldigt,
das war ein Biberacher Weber, der die Ware früher liefern kann als vereinbart. Ich
werde einen Transport hinschicken müssen.«
»Auf dem
Markt ist ein Töpfer, ich habe bei ihm gekauft, treibt einen Burschen auf, den Ihr
mit Katrein hinschicken könnt.«
Er nickte
eilfertig, entfernte sich und brauchte nicht lange, um mit einem Träger zurückzukommen.
Da Sieglinde keine Münzen mehr bei sich trug, befahl sie Katrein, den Träger bei
Ankunft von Vico bezahlen zu lassen. Sie atmete auf, als die beiden verschwanden.
»Ihr habt
sicher einen Augenblick Zeit für mich.« Sie wusste, dass Cornelius nicht widersprechen
würde, und so fuhr sie fort, ohne seine Antwort abzuwarten: »Es gibt etwas Wichtiges,
das ich mit Euch besprechen muss.«
»Ist es
Euch hier genehm, oder sollen wir anderswo …?«
Sieglinde
machte eine abwehrende Handbewegung, die Cornelius verstummen ließ. Hier in dem
Lärm und unter den vielen Leuten konnten sie unauffällig reden, und das war wichtig.
»Ihr wisst,
dass meine Schwester Jolanthe, als mein Vater den Unfall hatte, sehr wertvolle Arbeit
im Kontor geleistet hat.«
»Oh ja,
das hat sie«, Cornelius nickte, um seine Worte zu bestätigen. Sieglinde kam das
übertrieben vor, doch sie schluckte ihren Unmut herunter. »Der Weber von eben zum
Beispiel, den hat sie …«
»Ich weiß.
Sie ist über sich hinausgewachsen.« Die Unterbrechung zeitigte Wirkung, denn Cornelius
schwieg erneut. Das Letzte, was Sieglinde hören wollte, war eine Lobeshymne auf
ihre Schwester. Kurz kam ihr der Gedanke, dass Cornelius vielleicht doch nicht der
richtige Mann für die Aufgabe war, die sie ihm zugedacht hatte. Sie beschloss, vorsichtig
zu sein.
»Nun aber
ist mein Ehemann da, und er greift meinem Vater, wo er kann, unter die Arme. Ich
denke, wir alle können sehr zufrieden mit dieser Situation sein.« Sie registrierte,
dass Cornelius lediglich
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