Die Tochter von Avalon - Avalon High
einfach manchmal.«
Damit war meine Frage, warum er in meinem Pool schwamm und nicht in dem seiner Freundin, im Großen und Ganzen beantwortet.
Der Typ war eindeutig mental instabil.
Außer dass er einen völlig normalen Eindruck machte, wenn man die Sache mit dem Schwimmen-in-meinemstatt-in-Jennifers-Pool mal beiseiteließ. Er konnte sich in einem Gespräch klar ausdrücken. Er fragte mich, warum wir von St. Paul weggezogen waren, und als ich ihm von dem Forschungsjahr erzählte, behauptete er, zu wissen, wie das sei. Oft umzuziehen, meine ich. Sein Vater, so erzählte er, sei bei der Marine und deshalb immer wieder woanders stationiert gewesen - wodurch Will, als er jünger war, etwa jedes zweite Jahr die Schule hatte wechseln müssen -, bevor er schließlich eine Stelle als Ausbilder an der Marineakademie angenommen hatte.
Er sprach über die Avalon Highschool und die Lehrer, die er mochte und die, denen ich besser aus dem Weg gehen sollte, wobei er Mr. Morton überraschenderweise zu den Guten zählte. Er sprach über Lance und beschrieb, wie sie sich im Sommer einen Monat lang ausgeklinkt hatten, um zu zweit die Küste hoch und runter zu segeln.
Das einzige Thema, das er nicht mehr anschnitt, war Jennifer. Kein einziges Mal.
Nicht, dass ich mitgezählt hätte.
Ich konnte mir leicht ausmalen, was Nancy davon gehalten hätte. Ganz offensichtlich gab es in dieser Beziehung nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen.
Warum sonst sollte er in meinem Pool treiben, statt in ihrem?
Natürlich bildete ich mir nicht ein, dass sein Interesse
an mir in irgendeiner Weise romantisch war. Denn wer wollte schon Hamburger, wenn er Filet Mignon haben konnte? Damit will ich mich nicht - wie Nancy es ausdrücken würde - selbst niedermachen. Ich bin nur realistisch. Jungen wie Will stehen auf Mädchen wie Jennifer: selbstbewusste, zierliche Blondinen, die instinktiv zu wissen scheinen, welche Lidschattenfarbe am besten an ihnen aussieht. Nicht auf Mädchen wie mich - brünette Bohnenstangen, die keine Angst davor haben, Schlangen aus dem Poolfilter zu fischen.
Die Sonne ging langsam hinter dem Haus unter, und auf der Wasseroberfläche war bereits mehr Schatten als Licht, als meine Mom wieder auf die Veranda kam und verkündete, dass sie thailändisches Essen bestellt hätte. Sie fragte Will, ob er Lust habe, mitzuessen.
Worauf dieser antwortete, dass er nichts lieber täte.
Will war der perfekte Gast. Er half mir dabei, den Tisch zu decken und hinterher wieder abzuräumen, außerdem aß er seinen ganzen Teller leer. Sobald meine Eltern und ich verkündeten, dass wir pappsatt seien, verputzte er unter den bewundernden Blicken meines Vaters noch die Reste aus den Schachteln.
Er war auch nett zu Tig, als sie zu ihm kam, um an der Rückseite einer seiner Schuhe zu schnuppern. Will beugte sich zu ihr runter und streckte einen Finger aus, damit sie an ihm riechen konnte, bevor sie sich entschied, ob sie sich von ihm streicheln lassen wollte oder nicht. Nur Leute, die wirklich Zeit mit Katzen verbracht haben, wissen, dass dies die einzuhaltende Katzen-Etiquette ist.
Außerdem lachte er nicht, als ich ihm Tigs Namen verriet. Es kann manchmal ein bisschen peinlich sein, wenn
man ein Haustier hat, dem man im Alter von acht Jahren einen Namen verpasst hat. Damals hatte ich tatsächlich gedacht, Tigger sei der originellste, einfallsreichste Name, den man einer Katze geben kann.
Aber als ich das erwähnte, grinste Will und meinte, Tigger sei nicht so schlimm wie der Name, den er sich mit zwölf für seinen Border Collie ausgedacht hatte: Cavalier. Was irgendwie ein ziemlich seltsamer Name für einen Hund zu sein scheint. Besonders, da Will der Sohn eines Marineoffiziers ist.
Während des Essens gab Will witzige Geschichten über Cavalier und über die Streiche, die die Middies unten an der Akademie sich regelmäßig entweder gegenseitig oder aber ihren Ausbildern spielten, zum Besten.
Er wirkte nicht gelangweilt, als mein Dad ihm alles über das Schwert erzählte, und auch nicht, als Mom ein paar weitere Verse aus Die Lady von Shalott rezitierte; dazu neigt sie nämlich leider, wenn sie zum Essen ein Glas Wein getrunken hat.
Er lachte nicht nur über meine Imitation der Kassierer bei Graul’s, sondern auch über meine Geschichte von der großartigen Schlangenbergung.
Nancy hat immer die Stirn gerunzelt, wenn ich mit Jungs herumalberte. Sie ist der Meinung, dass Jungen keine romantischen Gefühle für Mädchen entwickeln, die sich
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