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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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ein Gedicht zum Analysieren zuteilen würde, worüber wir anschließend ein Referat zu halten hätten. Vor der ganzen Klasse! Der Vortrag würde zwanzig Prozent unserer Gesamtnote ausmachen, und er musste Kritiken, Sekundärliteratur und Quellenmaterial enthalten.
    Als wäre das nicht schon schlimm genug, wies er uns auch noch einen Arbeitspartner zu.
    Echt spitze, Mr. Morton.
    Als Erstes verteilte er die Zettel mit den Namen unserer Partner. Als ich meinen in Empfang nahm, runzelte ich die Stirn.
    Weil darauf nämlich Lance Reynolds stand.
    Was nicht möglich zu sein schien, denn ich war mir seit gestern sicher, dass ich keine gemeinsame Unterrichtsstunde mit dem Typen hatte. Ich meine, genau wie Will war er ja schließlich ein Jahr über mir.
    Doch als ich mich umdrehte, stellte ich fest, dass er ganz ohne Zweifel in einer der hinteren Bänke saß. Er starrte auf den Papierschnipsel runter, den Mr. Morton ihm ausgehändigt hatte, und überlegte mit zusammengezogenen,
blonden Augenbrauen, wer wohl diese Elaine Harrison war. Als er aufsah und meinem Blick begegnete, hob ich meinen eigenen Zettel hoch und formte mit den Lippen das Wort Glückspilz .
    Er reagierte anders, als ich es von einem umschwärmten Athleten, dem man gerade ein gemeinsames Arbeitsprojekt mit der zu groß geratenen neuen Schülerin aufgezwungen hatte, erwartet hätte. Anstatt die Augen zu verdrehen oder vielleicht auch nur kühl zu nicken, lief er rot an, bis sein Gesicht schließlich in einem satten, dunklen Umbraton glühte. Es war wirklich hoch interessant zu beobachten.
    Dann gab Mr. Morton jedem sein Gedicht. Unseres war Beowulf .
    Mir drehte sich der Magen um, als ich den Titel las. Ich hasse Beowulf fast so sehr, wie ich Jeopardy! hasse.
    »Nun, meine Lieben«, sagte Mr. Morton in seinem gestochenen britischen Akzent. »Finden Sie Ihre Partner und diskutieren Sie, wie Sie das Thema angehen wollen. Ich möchte Ihre Entwürfe bis Freitag auf meinem Schreibtisch haben.«
    Ich stand auf und ging nach hinten zu Lance, da es eher unwahrscheinlich war, dass er zu mir kommen würde.
    Er kramte zwischen seinen Büchern herum und gab vor, mich nicht zu sehen, als ich in die leere Bank direkt vor seiner schlüpfte.
    »Hi«, sagte ich so honigsüß, als wäre ich einer Fernsehwerbung entsprungen. »Ich bin Ellie, deine Projektpartnerin in diesem Semester.«
    Er versuchte so zu tun, als wüsste er nicht, wer ich war, vermasselte es jedoch. Seinen Lippen entschlüpfte irgendwie
ein »Ich weiß«, und sein Gesicht wurde um noch eine Rotschattierung dunkler.
    Sehr faszinierend. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals zuvor einen Jungen zum Erröten gebracht zu haben. Die Frage war nur, was Lance wohl über mich gehört hatte, das so eine Reaktion provozierte.
    »Ich … ich habe dich an dem Tag gesehen«, stammelte er in einer Art Erklärungsversuch. Er sah nicht wie jemand aus, der oft stammelte. »An dem Tag im Park.«
    »Ach ja«, sagte ich, als hätte ich mich eben erst wieder an die Begegnung erinnert. »Richtig.«
    »Will war gestern bei dir zum Abendessen«, fuhr Lance fort. Vorsichtig. Zu vorsichtig. So als würde er nach Informationen fischen.
    »Ja.« Ich wartete nur darauf, dass er mich ebenso wie Jennifer fragen würde, ob Will über ihn gesprochen hatte.
    Aber das tat er nicht.
    »So«, sagte er stattdessen. »Also Beowulf , hm?«
    »Ja. Ich hasse Beowulf .«
    Lance sah mich ziemlich erstaunt an. »Du hast es schon gelesen?«
    Mir wurde klar, dass er mich für die letzte Streberin halten musste. Ich meine, es war schon schlimm genug, dass ich den Literaturkurs überhaupt belegt hatte. Es ist ein Wahlfach und damit jedem Schüler aus jeder Stufe zugänglich, der sich dafür interessiert - oder der sich ein paar Extrapunkte verdienen muss, wie es bei Lance offensichtlich der Fall war. Noch schlimmer war allerdings, dass ich die meisten Bücher auf dem Lehrplan bereits gelesen hatte. Freiwillig. Es waren nämlich die gleichen Bücher wie die, die seit Urzeiten auf den Regalen meiner Eltern
verstaubten, und da ich ja nicht gerade ein aufregendes gesellschaftliches Leben führte …
    Weil ich das aber auf keinen Fall zugeben würde, sagte ich hastig: »Habe ich. Meine Eltern sind Professoren. Fachgebiet Mittelalter. Beowulf ist genau ihr Ding.«
    Gerade als ich das sagte, bemerkte ich eine Bank weiter einen dünnhalsigen Jungen mit Brille, der uns seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Als sich unsere Blicke trafen, fragte er: »Entschuldige, aber

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