Die Tochter von Avalon - Avalon High
Park fährt. Wo ist Mom?«
»Ich hab sie zum Bahnhof gebracht. Sie muss heute in der Stadt ein paar Dinge recherchieren.«
»Gut«, erwiderte ich. »Dann gib mir einfach deine Autoschlüssel, und ich fahre mich selbst hin.«
Er sah mich entsetzt an.
»Nein, Ellie. Du hast nur eine eingeschränkte Fahrerlaubnis. Du brauchst einen Beifahrer mit gültigem Führerschein an deiner Seite.«
»Dad, ich fahre nur zum Park. Bis dahin sind es keine zwei Meilen. Eine Kreuzung und eine Ampel, und schon bin ich da. Mir wird nichts passieren.«
Mein Vater ließ sich nicht darauf ein. Ich durfte zwar fahren - aber mit ihm auf dem Beifahrersitz.
Als wir ankamen, waren gerade ein Tennis- und ein Lacrosseturnier in vollem Gang. Der Parkplatz war gerammelt voll mit Kleinbussen und Volvos. Mein Vater erklärte das damit, dass die meisten Leute in Annapolis ehemalige Militärangehörige sind und sie alle das sicherste Auto fahren wollen, das sie finden können.
Ich fragte mich, ob Wills Vater einen Volvo fuhr. Na ja, weil Will gesagt hatte, dass er bei der Marine war.
Ups! Ich hatte doch nicht an Will denken wollen.
Mein Dad meinte, dass ich ihn von der Telefonzelle neben den Toiletten anrufen solle - Gott bewahre, dass mir meine Eltern jemals ein Handy besorgten -, sobald ich mit dem Laufen fertig war. Er würde dann kommen und mich abholen. Ich sagte, das würde ich, dann schnappte ich mir
meinen iPod und mein Wasser und kletterte aus dem Auto. Auf der Laufstrecke waren nur wenige Leute unterwegs. Die meisten führten ihre Jack-Russell-Terrier oder Border Collies aus. Bei mir zu Hause sind schwarze Labradors die beliebtesten Hunde, hier sind es die Border Collies. Mein Vater erklärt das damit, dass der Typus des ehemaligen Militärangehörigen das klügste Haustier haben will, das er finden kann, und das ist der Border Collie.
Wills Hund, Cavalier, ist ein Border Collie. Nur um es erwähnt zu haben.
Es war später Nachmittag und noch immer richtig heiß. Ich fiel in einen gleichmäßigen Trab, und kurz darauf war mein Körper mit einem dünnen Schweißfilm überzogen.
Aber es fühlte sich gut an, meine Muskeln zu bewegen, nachdem ich den ganzen Tag zusammengekauert hinter irgendwelchen Schulbänken verbracht hatte. Völlig konzentriert auf die Musik, die ich hörte, zog ich an den Hundebesitzern vorbei, wobei ich jeden Augenkontakt vermied (mein Vater wäre entsetzt gewesen).
Während ich die Strecke das erste Mal umrundete, musste ich einem Tennisball ausweichen und wäre beinahe mit einem Kind auf einem Dreirad zusammengestoßen. Erst beim zweiten und letzten Mal dachte ich daran, einen Blick runter in die Schlucht zu werfen - allerdings mehr aus Gewohnheit als in der Erwartung, jemanden dort unten zu sehen -, wobei ich praktisch über meine eigenen Füße stolperte und auf mein Gesicht fiel.
Denn Will war da.
Zumindest dachte ich, dass es Will war. Mein Blick auf ihn, während ich vorbeisprintete, war allerdings sehr flüchtig.
Trotzdem lief ich, nur um sicherzugehen, nach meiner zweiten Runde noch mal zurück. Nicht weil ich vorhatte, dort runterzuklettern und mit ihm zu reden, oder so was in der Art. Ich meine, der Typ war schließlich in festen Händen. Ich schmeiße mich nicht an die Freunde anderer Mädchen ran. Nicht dass er, falls ich es versucht hätte, interessiert gewesen wäre oder so. Die Wahrheit ist, dass ich mich überhaupt nicht an Jungs ranschmeiße. Wozu auch? Ich bin nun mal nicht der Typ Mädchen, der beim männlichen Geschlecht romantische Gefühle weckt.
Aber was, wenn er in Schwierigkeiten steckte? Was, wenn der Grund dafür, dass er sich in dieser Schlucht befand, der war, dass er gestolpert und hinuntergefallen war? Hey, so was konnte passieren. Vielleicht lag er blutend und ohnmächtig da unten und benötigte dringend Mund-zu-Mund-Beatmung? Durchgeführt von mir?
Okay, ich gebe es zu. Ich wollte einfach noch ein bisschen mit ihm reden. Ist das etwa strafbar?
Dann erreichte ich die Stelle auf dem Laufpfad, von der aus man in die Schlucht hinunterblicken kann, und erkannte dort in der Tiefe eine Gestalt, die ziemliche Ähnlichkeit mit Will hatte. Wie er da runtergekommen war, ohne von Dornen zerfetzt zu werden oder die abschüssigen Seiten der Schlucht hinabzustürzen, das wusste ich nicht.
Trotzdem beschloss ich, es selbst zu versuchen. Um sicherzugehen, dass ihm nichts fehlte, redete ich mir ein.
Ja. Nur aus dem Grund. Um sicherzugehen, dass ihm nichts fehlte.
Ist ja auch
Weitere Kostenlose Bücher