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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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etwas viel, viel Schlimmeres.
    Während ich noch überlegte, was es sein könnte - und dabei hoffte, dass es nichts war, was es für ihn schwierig machen würde, mich zum Abschlussball mitzunehmen, falls er und Jennifer sich trennen sollten -, holte ich tief Luft und sprang ins kalte Wasser. »Hör mal. Ich weiß, dass es mich nichts angeht. Aber bist du okay?«
    Der Schatten war inzwischen von seinem Gesicht verschwunden. Die Frage schien ihn zu überraschen.
    »Ja«, sagte er. »Warum?«
    »Hm. Lass mich mal sehen.« Ich zählte die Punkte an meinen Fingern ab. »Präsident der Abschlussklasse. Quarterback des Footballteams. Abschiedsredner?«
    »Wahrscheinlich«. Will grinste, und mein Herz machte einen Sprung.
    »Abschiedsredner«, fügte ich meiner Liste hinzu. »Geht mit dem hübschesten und beliebtesten Mädchen der ganzen Schule. Sitzt gern allein im Wald und hört dabei mittelalterliche Liebesballaden. Erkennst du diesen Eins-dieser-Dinge-ist-nicht-wie-der-Rest -Aspekt?«
    Sein Grinsen wurde noch breiter.
    »Du hältst mit deiner Meinung nicht oft hinterm Berg, oder?«, fragte er und ließ dabei seine Augen auf eine Weise blitzen, die, das fühlte ich ganz deutlich, für meinen Seelenfrieden sehr schlecht war. »Ist das so eine Minnesota-Sache, oder einfach nur eine Elle-Harrison-Sache?«

    Ich weiß nicht mehr, was ich darauf geantwortet habe. Ich weiß, dass ich irgendetwas gesagt haben muss, aber ich habe nicht die leiseste Idee, was es gewesen sein könnte. Aber was für eine Rolle spielt das schon? Er hatte es wieder gesagt. Elle. Elle .
    Ich fühlte mich durch seine schnoddrige Antwort auf meine Frage beruhigt. Dabei hatte er sie gar nicht wirklich beantwortet. Aber wenn er Scherze machen konnte, hatte er offensichtlich nicht vor, seinem Leben ein Ende zu machen oder so was in der Art.
    Vielleicht hatte dieser Ausdruck auf seinem Gesicht gar nichts bedeutet. Vielleicht war er einfach nur ein Schüler, der gern allein irgendwo saß und mittelalterliche Musik hörte. Vielleicht hatte er keinen Pool und musste es tun, um sich treiben lassen zu können … geistig, meine ich.
    Und dann kam ich daher und platzte gnadenlos in etwas hinein, wo ich nicht gebraucht wurde. Oder erwünscht war.
    Ich fühlte mich plötzlich wie eine Idiotin, deshalb versuchte ich, so schnell wie möglich aus dieser Situation zu entkommen.
    »Okay«, sagte ich und stand auf. »Man sieht sich.«
    Doch fünf kräftige Finger schlangen sich um mein Handgelenk und hielten mich fest.
    »Wart’ne Sekunde.« Will sah mich neugierig an. »Wohin gehst du?«
    »Ähm«, begann ich und versuchte dabei lässig über die Tatsache hinwegzusehen, dass er mich berührte. Er berührte mich. Kein Junge - ausgenommen mein Bruder und Tommy Meadows, von dem ich während eines Klassenausflugs ins Western Skateland einmal zum Paareislaufen
eingeladen worden war - hatte mich je zuvor berührt. »Nach Hause.«
    »Warum die Eile?«, wollte er wissen.
    »Was?« Vielleicht hatte ich ihn nicht richtig verstanden. Wollte er tatsächlich, dass ich dablieb? »Ich bin nicht in Eile. Ich dachte nur, du willst vielleicht lieber allein sein. Und mein Vater wartet auf meinen Anruf. Um mich abzuholen.«
    »Ich fahr dich heim.« Will stemmte sich auf seine Füße und zog mich mit sich hoch … und zwar so überraschend, dass ich irgendwie das Gleichgewicht verlor und mitten auf dem Felsen ins Schwanken geriet …
    Bis Will dann seine andere Hand ausstreckte und sie mir um die Taille legte, um mich zu stützen.
    Einen Herzschlag verharrten wir so, mit seiner Hand um meine Taille, die andere um mein Handgelenk und unsere Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt.
    Wenn uns jemand gesehen hätte, hätte er wahrscheinlich gedacht, dass wir tanzten. Zwei verrückte Teenager, die hoch auf einem Felsen tanzten.
    Ich frage mich, ob er außerdem vermutet hätte, dass einer der beiden Teenager - nämlich ich - für immer in dieser Position bleiben wollte. Dass ich den Wunsch hatte, mir jede Linie in diesem Gesicht, das meinem so nah war, einzuprägen, dass ich meine Hand ausstrecken und dieses weiche dunkle Haar streicheln, diese Lippen, die nur Zentimeter vor meinen schwebten, küssen wollte. Hatte Will dieselben Gedanken? Ich konnte es nicht sagen, obwohl ich direkt in diese unergründlichen blauen Augen blickte. Ich glaubte irgendetwas - irgendetwas Unbeschreibliches - zwischen uns zu spüren.

    Aber ich musste mich geirrt haben, denn eine Sekunde später fragte Will:

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