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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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… hast du eben gesagt, dass ihr Beowulf bekommen habt?«
    »Ja«, bestätigte ich und sah dabei zu Lance rüber, der den Jungen mit zusammengekniffenen Augen musterte. Ich kannte den Blick. Es war die Art, mit der beliebte Menschen die Unbeliebten bedenken - offenbar konnte Lance nicht fassen, dass Dünnhals die Unverschämtheit besaß, ihn anzusprechen. »Warum?«
    Dünnhals sah nervös zu seinem Partner rüber, der genauso streberhaft aussah wie er selbst.
    »Wir lieben Beowulf «, sagte er dann mit einer Stimme, die sich bei den letzten Silben gleich um mehrere Oktaven steigerte.
    »Ja«, stimmte sein Partner zu. »Grendel ist cool.«
    »Was habt ihr gekriegt?«, fragte ich Dünnhals.
    »Tennyson.« Dünnhals versuchte erst gar nicht, seine Unzufriedenheit zu verbergen.
    Ich erschauderte.
    »Nicht Die Lady von Shalott , oder?«, entfuhr es mir voll Grausen.
    »Doch«, erwiderte Dünnhals. Als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte, fügte er hinzu: »Es ist viel kürzer als Beowulf .«

    »Tut mir leid«, sagte ich. Ich wusste genau, worauf er mit seiner Bemerkung abzielte. »Aber das kann ich nicht machen.«
    »Wart mal eine Sekunde«, mischte Lance sich plötzlich ein. »Was hast du für ein Problem mit dieser Schalottendame? Wenn es kurz ist -«
    »Meine Mutter schreibt ein Buch über sie«, unterbrach ich ihn, ohne zu erwähnen, dass man mich nach der Hauptfigur des Gedichts benannt hatte.
    »Dann ist das Ganze doch ein Kinderspiel.« Lance hatte auf einmal viel bessere Laune. »Frag sie einfach, was wir sagen sollen.«
    Ich starrte ihn an und konnte schlichtweg nicht glauben, dass das hier gerade passierte. Und gleichzeitig konnte ich es irgendwie doch. Ich hatte langsam das Gefühl, dass alles, was ich an der Avalon Highschool erlebte, so war. Seltsam und dabei merkwürdigerweise gar nicht seltsam.
    »Ich weiß ja nicht, wie du deine Hausaufgaben machst«, sagte ich in dem verzweifelten Versuch, mich vor der Katastrophe zu retten, die ich gerade über mich hereinbrechen sah, obwohl ich ganz genau wusste, dass es kein Entkommen gab, »aber ich erledige meine allein, ohne die Hilfe meiner Eltern.«
    »Dieses hier ist kürzer«, sagte Lance und nahm Dünnhals das Stück Papier aus den Fingern. »Wir machen es.«
    Es war offensichtlich, dass es keine weitere Diskussion geschweige denn eine Auseinandersetzung zu diesem Thema geben würde. Lance hatte gesprochen. Und was Lance sagte - das hatte selbst die Neue, nämlich ich, schon begriffen -, war Gesetz.
    Ich gebe es zu. Ich war stinksauer. Die Lady von Shalott
hing mir zum Hals raus. Sie und dieses ganze dumme Gefasel von wegen Sie lag im schneeweißen Gewand, das floss bis hin zum Barkenrand . »Na schön«, sagte ich und riss ihm den Zettel aus der Hand. »Ich werde das Referat ausarbeiten. Aber du stellst dich anschließend vor die Klasse hin und trägst es vor.«
    Der selbstgefällige Ausdruck verschwand aus Lances Gesicht.
    »Aber -«
    »Du wirst es tun«, sagte ich in exakt dem gleichen Ton, den er mir gegenüber benutzt hatte. »Aber meinetwegen können wir auch gern durchrasseln.«
    Er sah bekümmert aus. »Ich darf keine Sechs kriegen, sonst lässt mich der Trainer nicht spielen.«
    »Dann musst du wohl das Referat halten.«
    Lance rutschte ein bisschen tiefer in seine Bank und sagte: »Schon gut«, was ich und die Streber - die sich triumphierend High Five gaben, weil sie sich Grendel geschnappt hatten - als Zustimmung ansahen.
    Als der Gong ertönte, wartete ich, bis Lance das Zimmer verlassen hatte, bevor ich ihm folgte, um nicht auf dem Weg in den Gang aus Verlegenheit ein Gespräch mit ihm anfangen zu müssen. Mit dem Erfolg, dass ich am Ende direkt hinter den Strebern durch die Tür ging …
    Dadurch hatte ich dann praktisch einen Logenplatz bei dem, was als Nächstes passierte: Vor dem Klassenzimmer stand Lance mit ein paar von seinen Footballerfreunden, die dort auf ihn gewartet hatten. Als der erste der beiden Streber durch die Tür kam, streckte plötzlich einer von ihnen - weil er gelangweilt oder gemein war - die Hand aus und schnappte sich den Schulordner des Jungen.

    »Rick«, sagte Dünnhals genervt. »Gib das her.«
    » Rick «, echote einer von Lances Freunden mit Fistelstimme. » Gib das her .«
    »Werd endlich erwachsen«, konterte Dünnhals und grabschte nach seinem Ordner.
    Doch Rick hielt ihn so hoch in die Luft, dass er außerhalb der Reichweite seines Besitzers war.
    » Werd endlich erwachsen «, spottete nun eines der anderen

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