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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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direkt an der Schnellstraße gelegenen Dairy Queen.
    Nachdem ich eine Minute so vor mich hingelauscht hatte, kam ich mir langsam doof vor und sagte: »Äh, Will? Ich höre gar nichts.«
    Mit einem winzig kleinen Lächeln blickte er in meine Richtung.
    »Ich weiß. Ist das nicht großartig? Dies ist einer der wenigen Plätze in der Gegend, die die Menschen unberührt gelassen haben. Keine Strommasten. Kein Gap. Kein Starbucks.«
    Mir fiel auf, dass seine Augen denselben Blauton hatten wie mein Pool, wenn ich das Chlor- und PH-Gleichgewicht genau richtig hinbekommen hatte. Außer dass mein Pool an der tiefsten Stelle nur zweieinhalb Meter tief ist, während Wills Augen absolut unergründlich zu sein schienen … so, als ob ich nie den Boden erreichen könnte, wenn ich in sie hineintauchte.
    »Es ist schön hier«, sagte ich in Bezug auf die Schlucht und sah dabei von ihm weg. Weil es keine gute Idee ist, darüber nachzudenken, wie blau die Augen eines Jungen sind, wenn er so wie Will längst vergeben ist.
    »Findest du?« Will ließ seinen Blick über die Schlucht gleiten. Es war eindeutig, dass ihm dieser Gedanke noch
nie gekommen war. Dass sie schön war, meine ich. »Wahrscheinlich hast du Recht. Aber vor allem … ist es ruhig.«
    Bloß … er hatte nicht hier gesessen und die Stille genossen.
    »Was für Musik hast du dir angehört?«, fragte ich und griff nach dem iPod, den er ausgeschaltet und weggelegt hatte, nachdem ich zu ihm auf den Felsen geklettert war.
    »Ähm, eigentlich nichts.« Er wirkte leicht verunsichert, als ich ihn wieder einschaltete.
    »Ach komm schon«, sagte ich neckend. »Ich hab Eminem in meinem. So schlimm kann deine gar nicht sein.«
    Nur leider war sie das. Weil sie sich nämlich als eine Sammlung von Troubadour-Liebesballaden entpuppte. Aus dem Mittelalter.
    »Oh mein Gott«, stieß ich unwillkürlich voll Grausen hervor, während ich auf die Worte starrte, die über den Monitor rollten.
    Direkt danach wünschte ich mir, tot zu sein.
    Aber statt beleidigt zu reagieren, lachte Will nur. Er lachte wirklich. Warf den Kopf zurück und lachte.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte ich mich beschämt. »Ich wollte nicht - Es ist okay. Ich meine, eine Menge Leute mögen so klassisches … Zeug.«
    Und als Will dann endlich wieder zu Atem kam, sagte er mir nicht, dass ich mich zusammen mit meinem Entsetzen über seinen musikalischen Geschmack verziehen solle, sondern er meinte bloß kopfschüttelnd: »Oh Gott. Du hättest dein Gesicht sehen müssen. Ich wette, genauso hast du geguckt, als du diesen Filterkorb aufgemacht und die Schlange gefunden hast …«
    Leicht verunsichert - hauptsächlich deshalb, weil ich
mich an Nancys Warnung erinnerte, nie zu witzig in der Gegenwart von Jungs zu sein - entgegnete ich: »Entschuldige, aber du hast auf mich gar nicht wie jemand gewirkt, der gern allein im Wald sitzt und sich dort« - ich warf einen Blick auf den Monitor - » Höflinge, Könige und Troubadoure anhört.«
    »Ja, das glaube ich«, meinte Will mit nun ernstem Gesicht, während er mir sanft den iPod aus den Händen nahm. »Ich hätte mich selbst auch nie so eingeschätzt.«
    Als er das sagte, sah ich, wie wieder dieser Schatten über sein Gesicht huschte. Und wusste, dass ich exakt das Falsche gesagt hatte.
    Aber da ich andererseits nicht wusste, was das Richtige sein könnte - ich war mir allerdings ziemlich sicher, dass er meine Rede über die Läuse und schlechten Zähne der Leute im Mittelalter nicht schätzen würde -, saß ich einfach nur da.
    Außerdem war ich felsenfest davon überzeugt, dass jegliche Art von Vortrag über die schlechte Angewohnheit, im Wald zu sitzen und mittelalterlicher Musik zu lauschen, hier überflüssig war. Weil nämlich Lance und Jennifer dies bereits an dem Tag, an dem ich sie im Arboretum gesehen hatte, getan hatten.
    Trotzdem hatte ich das Gefühl, als würde Wills düsterer Gesichtsausdruck nicht damit zusammenhängen, dass ich ihn als Fan von lahmer Musik entlarvt hatte. Ich meine, ich selbst war dafür berüchtigt, hin und wieder die Bee-Gees-Sammlung meines Vaters aus dem Schrank zu zerren, wenn ich mich gerade total nihilistisch oder so was fühlte.
    Aber kein noch so fieses Gespotte meines Bruders hatte
mich jemals so … nun, hoffnungslos dreinschauen lassen, wie es bei Will jetzt der Fall war.
    Was mich zu folgender Überzeugung brachte: Wills plötzliche Distanziertheit hatte nichts mit meiner Reaktion auf seinen Musikgeschmack zu tun. Es ging um

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