Die Tochter von Avalon - Avalon High
Land Cruiser geschrottet? Dads Barschrank geleert? Nein, das hat er ja beides schon längst getan. Au ßerdem würde nichts davon mich treffen, und ich bin ja schließlich derjenige, dem er die Schuld an allem gibt. Oh, warte, ich weiß es. Er ist mit der Pride Winn rausgefahren und hat sie versenkt.«
»Nein«, sagte ich und schluckte. »Er hat eine der Pistolen deines Vaters gestohlen. Und ich glaube, er wird versuchen, dich zu töten.«
26
Ihr Boot sich durch das Dunkel stahl,
Die Weidenhaine fern im Tal
Hörten singen sie ein letztes Mal
Die Lady von Shalott.
Das ist unmöglich«, sagte Will mit flacher Stimme. »Will.«
Ich fühlte mich hundeelend. War von der Wolke der Glückseligkeit, auf die mich seine Küsse befördert hatten, auf den Boden gestürzt. Es kam mir fast so vor, als ob es nie passiert wäre. Hatte ich es nur geträumt? Alles, was in der letzten Stunde geschehen war, schien jetzt wie ein Traum, angefangen von dem Sturm bis zu … nun, dem hier.
»Es ist nicht unmöglich«, widersprach ich. »Der Waffenschrank deines Vaters wurde wirklich aufgebrochen, und von Marco fehlt noch immer jede Spur. Ich weiß, dass du die Pistole nicht gestohlen hast. Wer könnte es dann wohl gewesen sein?«
»Oh, ich glaube schon, dass Marco sie genommen hat«, sagte Will. »Aber um mich zu töten? Jean - ich meine Mom - überreagiert ein bisschen. Marco ist kein Mörder.«
Das war exakt das, was ich zu Mr. Morton gesagt hatte. Bevor ich den Rest herausgefunden hatte.
»Ähm. Das ist etwas komplizierter, als du dir vielleicht vorstellst.«
»Noch komplizierter, als dass meine leibliche Mutter mich zur Welt brachte, während ihr Ehemann in Übersee war, bevor sie mich anschließend in die Obhut meines Erzeugers gab, damit ihr Mann nicht herausfand, dass sie untreu gewesen war? Noch komplizierter, als dass man mich mein ganzes Leben lang hat glauben lassen, meine Mutter sei tot? Bis ich dann heute erfahren habe, dass sie in Wirklichkeit die Frau ist, die mein Vater geheiratet hat, nachdem er sich durch die Ränge so weit nach oben gearbeitet hatte, dass er in der Lage war, seinen besten Freund - ihren Mann - in den sicheren Tod zu schicken?« Wills Lachen war freudlos. »Glaub mir, Elle. Das Wesentliche hab ich verstanden.«
»Ja«, sagte ich. »Was das angeht schon. Ich muss dir etwas sagen, das sich vielleicht etwas seltsam anhört, aber erinnerst du dich noch, wie du mir vor einiger Zeit mal anvertraut hast, dass es dir manchmal so vorkommt, als ob du schon mal gelebt hättest? Na ja, es gibt da diese Gruppe, die glaubt, dass du tatsächlich -«
»Warum will er mich umbringen?«, unterbrach mich Will, während er auf dem Felsen auf und ab marschierte. Über unseren Köpfen wurde seine Frage mit einem weiteren lauten Donnergrollen beantwortet. »Mein Dad ist der Schuldige, nicht ich. Ich hatte nichts damit zu tun.«
»Ja«, stimmte ich zu. »Erinnerst du dich, wie Marco letztes Jahr Mr. Morton angegriffen hat? Wie sich herausgestellt hat -«
»Und es ist ja auch nicht so, als ob mein Vater es mit Absicht gemacht hätte«, sprach Will weiter. »Ich meine,
okay, er hat den Typen in ein Krisengebiet geschickt. Trotzdem hat er diesen Hubschrauber schließlich nicht selbst abgeschossen. Sie befanden sich unter feindlichem Geschützfeuer. Es hätte jeden treffen können.«
»Will«, sagte ich und griff dabei nach seinen Schultern, damit er für eine Minute aufhörte, hin und her zu laufen. »Das Warum spielt keine Rolle. Tatsache ist, Marco will dich töten. Also, denkst du nicht, dass es besser wäre, wenn wir beide von hier verschwinden würden, für den Fall, dass er auftaucht?«
»Hier?« Wills dunkle Augenbrauen senkten sich nach unten. »Aber er kennt diesen Ort nicht mal. Ich habe ihm weder davon erzählt, noch habe ich ihn jemals mit hierhergenommen.«
»Und was ist mit dem Treffen heute zwischen Mr. Morton und deiner Mutter«, wollte ich wissen. »Hat irgendjemand Marco davon erzählt? Oder ist er einfach aufgetaucht?«
«Nein, niemand hat ihm was davon gesagt. Er …« Während er zu mir runtersah, wechselte Wills Gesichtsausdruck von zornig zu verwirrt. »Wie konnte er von dem Treffen gewusst haben? Es sei denn … Er muss auf dem anderen Apparat mitgehört haben, als Mr. Morton anrief.«
»Genau«, sagte ich. »Oder … Nun, es gibt noch eine andere Erklärung.«
Einer von Wills Mundwinkeln zuckte nach oben. »Was für eine? Dass er eine übersinnliche Wahrnehmung hat?«
»Entweder
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