Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
in München, bei Elly in Osterwarngau«, zählte ich die möglichen Orte auf.
    »Und fünfhundert Meter von seinem Haus entfernt?«
    Ich ließ den Motor an. »Sehr gute Idee!«
     
    Eine Viertelstunde später durchschritten wir zu den Klängen von leisem Klavierspiel die Marmorhalle des Seehotels Überfahrt in Rottach-Egern. Einen Moment lang wünschte ich mir nichts sehnlicher, als mich hier in einen der Clubsessel fallen zu lassen, mir einen Cocktail zu bestellen und dem Aufziehen der Dämmerung über dem See zuzusehen, wie die meisten anderen Gäste es hier taten. Aber sie hatten auch sicher leichteres Gepäck als wir.
    Ich mietete uns für eine Nacht ein Doppelzimmer, ließ mir den Schlüssel aushändigen und folgte Adrian durch die weitläufige Halle zum Aufzug. Bis wir in unserem Zimmer angekommen waren, sprachen wir kein Wort. Als die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, atmete ich auf und hängte meine Tasche über eine Stuhllehne. Adrian setzte sich auf das französische Bett und sah sich suchend in dem komfortablen Zimmer um. Als er die Minibar entdeckte, stand er auf und nahm sich ein Bier heraus.
    »Möchtest du auch eines?«, fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Lieber einen Apfelsaft.«
    Er füllte mir ein Glas und reichte es mir. Dann stellte er sich ans Fenster. Entlang des Seeufers gingen nach und nach die Lichter an, wie Leuchtperlen an einer Kette. Ich trat neben ihn und erzählte ihm mit leiser, stockender Stimme von den Gesprächsprotokollen, aus denen hervorging, dass sich meine leibliche Mutter sehr wohl um mich gesorgt hatte. Warum immer sie mich in jener Nacht versucht hatte umzubringen – sie hatte es allem Anschein nach später zutiefst bereut. Das erfahren zu haben, empfand ich als großen Schatz.
    »Ich frage mich, wie mein Vater überhaupt darangekommen ist. Immerhin unterliegt so etwas der ärztlichen Schweigepflicht. Das war damals sicher nicht anders als heute.«
    Adrian zuckte die Schultern, als gebe es im Augenblick Wichtigeres. »Lass uns die anderen Sachen sichten.«
    Ich sah dabei zu, wie er die Aktentasche seines Vaters auf dem Bett ausleerte. Dabei fiel der braune aufgerissene Umschlag heraus, den ich aus dem Regal mitgenommen hatte. Ich griff hinein und zog eine unbeschriftete DVD hervor.
    »Hier«, sagte ich und hielt sie ihm hin. »Lass uns die zuerst ansehen.«
    Es dauerte einen Moment, bis Carls Laptop hochgefahren war und Adrian den Datenträger eingelegt hatte. Wie gebannt starrten wir auf den Bildschirm. Bereits nach den ersten Sequenzen sahen wir uns jedoch zweifelnd an. Der Inhalt der DVD stand in keinem Verhältnis zu der nächtlichen Aktion und ihrem guten Versteck. Mit jeder Minute, die verstrich, fragte ich mich, warum mein Vater ein solches Bohei um einen Seminarraum gemacht hatte, in dem zwanzig Männer und Frauen ganz offensichtlich im Rahmen einer Mitarbeiterschulung den Ausführungen eines Motivationstrainers lauschten. Ich betrachtete die Leute der Reihe nach.
    »Sind das Mitarbeiter von
BGS&R
?«, fragte ich Adrian.
    »Wenn, dann sind es Tobias’ Leute. Aber ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Warum sollte er denn seine Leute zu so einem Training schicken? Das sind doch keine Verkäufer.« Adrian ließ die DVD noch ein Stück vorlaufen, aber die Kamera blieb auf den Seminarraum gerichtet. Er nahm den Datenträger heraus und legte einen von denen in den Schlitten, die stapelweise im Regal gelegen hatten.
    Derweil inspizierte ich die übrigen Dinge aus Carls Aktentasche – blätterte sein Adressbuch und seinen Terminkalender durch, gab jedoch schnell wieder auf, da ich nicht einmal wusste, wonach ich suchen sollte. »Kommen wir an die Informationen, die dein Vater auf seinem Laptop gespeichert hat, eigentlich heran?«, fragte ich.
    »Nein. Die sind genau wie der USB -Stick mit einem Passwort geschützt«, antwortete er abwesend, wobei seine Stimme in diesem Moment von einer weiblichen übertönt wurde, die aus dem Laptop kam und einen Befehl bellte.
    Ich setzte mich neben Adrian, um der Szene zu folgen, die sich vor unseren Augen abspielte. In einem hellen, etwas spießig möblierten Raum lag ein ungefähr fünfundsechzigjähriger Mann mit Halbglatze auf dem Boden. Ziemlich dicht über seinem Gesicht hockte mit bloßem Hintern eine ansonsten in Lackleder gekleidete Frau. Wenn mich nicht alles täuschte, handelte es sich um eine Domina in Aktion. Und diese Aktion bestand darin, dass sie ihrem Kunden ins Gesicht pinkelte.
    »Golden

Weitere Kostenlose Bücher