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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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geben mir das Gefühl, nirgendwo mehr sicher zu sein, wenn es jemand auf meine intimsten Gedanken abgesehen hat.« In einer hilflosen Geste hob ich die Hände und ließ sie wieder fallen. »Wie kann es denn sein, dass jemand im Besprechungszimmer eines psychiatrischen Krankenhauses bespitzelt wird? Wie machen die das?«
    Adrians Miene war voller Mitgefühl. Er schien sich zu fragen, ob er mir diese Frage überhaupt beantworten oder besser schweigen sollte.
    »Erklär es mir, bitte!«
    »Wenn du herausfinden willst, was eine bestimmte Person in diesem Besprechungszimmer über sich preisgibt, statten zuvor zwei Leute dieser Klinik einen Besuch ab. Einer von ihnen vereinbart einen Termin für sich selbst. Während er sich mit dem Arzt in dem jeweiligen Zimmer unterhält, erleidet sein Komplize vor der Tür zum Beispiel einen Schwächeanfall oder bricht lauthals einen Streit vom Zaun, so dass der Arzt aus dem Zimmer gelockt wird. Bei so etwas bleibt in der Regel keiner ruhig sitzen, ohne nachzusehen, was draußen vor sich geht. Währenddessen wird drinnen die entsprechende Technik installiert, beispielsweise eine Wanze.«
    »Und auf genau diese Weise wird die Wanze auch wieder abgeholt?«, fragte ich.
    Adrian schüttelte den Kopf. »Eine von einem Profi versteckte Wanze ist unsichtbar und bleibt, wo sie ist. Kein Profi geht das Risiko ein, sie wieder zurückzuholen. Wenn jemand sein Handwerk versteht, helfen nur Messgeräte, um die Dinger aufzuspüren.« Sein Lachen hatte nichts Fröhliches, als er sagte, Leute würden Wanzen immer noch unterm Tisch oder im Kronleuchter vermuten. Und das, obwohl die Technik so immense Fortschritte gemacht habe. Diese Art von Spionen würde in Kleinstserien produziert und auf den Anwendungsbereich zugeschnitten.
    »Und was ist mit den Kameras?«, fragte ich. »Da die mich sehen müssen, muss ich sie doch auch entdecken können.«
    »Könntest du, wenn du ein Auge dafür hättest und wüsstest, wo du zu suchen hast. Sie sind in Alltagsgegenständen versteckt – in Baudosen, Bewegungsmeldern, Buchrücken, Wassersprenklern, Radioweckern. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Das Problem bei den Kameras ist allerdings, dass sie sehr energieaufwendig sind und nur kurze Batteriezeiten haben. Günstiger ist es, wenn du sie ans Stromnetz anschließen kannst, zum Beispiel in einer abgehängten Decke. Aber um sie dort zu installieren, musst du den Raum mal einen Tag lang für dich haben. Allerdings gibt es auch Kameras mit Funkübertragung, da stellt sich das Problem dann nicht.«
    Ich sah meinen Schwager von der Seite an. »Woher weißt du das alles?«
    Er kaute auf seiner Unterlippe. »Weil ich mich natürlich über die Branche informiert habe, bevor ich bei
BGS&R
angefangen habe.« Er fasste sich an den Kopf. »Es ist paradox. Ich habe nicht ein einziges Mal daran gezweifelt, dass mein Vater und seine Partner weiße Westen haben. Aber ich wollte wissen, worum es genau geht, wenn von den schwarzen Schafen in diesem Gewerbe die Rede ist.«
    »Und du hast es dir von deinem Vater erklären lassen?«
    Adrian nickte mit offenem Mund, wobei er den Unterkiefer von einer Seite zur anderen bewegte, als sei er völlig verkrampft und müsse ihn entspannen. »Meine Mutter war sogar bei einem dieser Gespräche dabei. Sie hat meine Entscheidung, in die Detektei einzusteigen, sehr unterstützt. Sie war so stolz auf Vaters Arbeit und schwärmte mir vor, dass
BGS&R
für absolute Seriosität stehe.«
    »Willst du damit behaupten, dass so etwas wie diese Aufnahmen bei den schwarzen Schafen üblich ist?«
    »Vielleicht nicht gerade üblich, vor allem nicht in diesem Ausmaß, aber möglich.« Er sah auf die Datenträger, die neben ihm lagen. »Was wir da gesehen haben, ist das Ergebnis eines enormen Aufwands und nicht zuletzt eine Geduldsprobe. Du landest ja nicht sofort einen Treffer, nachdem du deine Technik an Ort und Stelle angebracht hast.«
    Minutenlang saßen wir beide völlig erschöpft da, als hätten wir einen anstrengenden Kampf hinter uns gebracht. Was wir letztlich auch hatten. Aber der eigentliche Kampf – nämlich die Auseinandersetzung damit, dass unsere Väter ganz offensichtlich Kriminelle waren – stand uns noch bevor.
    »Erpressung«, sagte ich leise. »Das ist es doch, worum es hier geht, oder? Tobias’ Spezialabteilung kümmert sich nicht etwa um den Personenschutz von Prominenten, sondern um die Beschaffung von schmutzigen Details. Und die Leute auf diesen DVD s müssen für die

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