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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Shower heißt das glaube ich im Fachjargon«, meinte Adrian lakonisch.
    »Das macht es auch nicht appetitlicher. Wer interessiert sich denn für solche Aufnahmen?« Doch wohl hoffentlich nicht mein Vater.
    »Menschen mit ähnlich gelagerten Bedürfnissen würden sie ganz sicher gefallen«, sagte Adrian und riss mich aus meinen Gedanken. »Aber um die geht es hier nicht. Wenn ich mich nicht täusche, handelt es sich um Material, mit dem du den Mann dort auf dem Boden in der Hand hast. Und zwar sehr fest. Der wird weder wollen, dass seine Frau davon erfährt, noch seine Aufsichtsratskollegen oder gar die Medien.«
    »Wie bitte? Kennst du ihn etwa?«
    »Nicht persönlich. Ich weiß aber, dass er gleich in zwei Aufsichtsräten nicht unbedeutender Unternehmen sitzt. Außerdem ist er gern gesehener Vortragsredner.«
    Ich konnte dem Geschehen auf dem Bildschirm nicht länger zusehen und drehte den Kopf zur Seite. Adrian schien es ähnlich zu gehen, er stoppte die Wiedergabe und nahm die DVD heraus.
    »Sag jetzt nur nicht, dass
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für diese Aufnahmen verantwortlich ist«, meinte ich mit einem beklemmenden Gefühl im Hals.
    »Wer sonst?«, lautete Adrians Kommentar. Seine Verachtung für diese Art der Detektivarbeit war unüberhörbar.
    »Meinst du allen Ernstes, Tobias’ Abteilung hat da die Finger im Spiel, um Leute damit zu erpressen?«
    Anstatt mir zu antworten, schob er die nächste DVD ein. Ich spürte, dass das beklemmende Gefühl in meinem Hals in Abwehr umschlug. »Hör auf, ich will nicht noch mehr davon sehen«, bat ich Adrian.
    »Dann sieh weg und hör nicht hin. Ich muss wissen, warum Amelie umgebracht wurde.« In diesem Tonfall hatte ich ihn noch nie reden hören.
    »Es ist doch gar nicht gesagt, dass diese Aufnahmen überhaupt etwas damit zu tun haben.« Ich öffnete das Fenster und zündete eine Zigarette an. Als ich den Rauch inhalierte, wurde mir für einen Moment schwindelig.
    »Und es ist nicht gesagt, dass sie nichts damit zu tun haben«, entgegnete er und konzentrierte sich auf den Bildschirm.
    Ich sah auf den See hinaus und gab mir Mühe, meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Natürlich war der Versuch zum Scheitern verurteilt. Wie sollte ich an etwas anderes denken als an das, was sich da vor unseren Augen abspielte? Der Blick auf den Bildschirm hatte etwas von einem Reflex.
    Die Kamera war auf einen eher kräftigen Mann mittleren Alters gerichtet, der, während er sich vor dem Badezimmerspiegel die Smokingschleife band, einen Disput mit seiner Frau vom Zaun brach, weil sie ihn mal wieder auf unbotmäßige Weise warten lasse. Anstatt zum vereinbarten Zeitpunkt fertig angezogen zu sein, liege sie immer noch faul in der Wanne. Sie zuckte sichtlich zusammen und versuchte sich damit zu rechtfertigen, dass ihre Schwester krank geworden sei, sie noch schnell etwas für sie eingekauft und sich deshalb verspätet habe. Als sie sich beeilte, um aus der in den Boden eingelassenen runden Wanne zu steigen, zog er sie ohne jede Vorwarnung an den nassen Haaren und versetzte ihr einen so kräftigen Schlag, dass sie stürzte und sich auf den Terrakottafliesen den Kopf aufschlug. Mit schmerz- und angstverzerrtem Gesicht setzte sie sich vorsichtig auf. Blut floss ihr über Gesicht und Oberkörper, sie wimmerte, nur um sich von ihm anhören zu müssen, das habe sie sich selbst zuzuschreiben, sie solle gefälligst den Mund halten und die Sauerei wegwischen. Als er mit dem Fuß ausholte, wurde mir übel.
    Ich sah weg und hielt mir die Ohren zu, bis Adrian mich an der Schulter berührte und mir zu verstehen gab, dass er die DVD herausgenommen hatte.
    »So ein elendes Schwein«, keuchte ich und schluckte gegen die Übelkeit an. Ich stand vom Bett auf und lief auf der Flucht vor diesen erschreckenden Bildern durchs Zimmer. Als ich Adrian etwas in die Tastatur tippen hörte, blieb ich stehen. »Was machst du da?«
    »Der Name, der auf der DVD steht, sagt mir nichts, aber Google kennt ihn ganz bestimmt.« Es dauerte keine Minute, bis er murmelte, dass es sich bei dem Schläger um ein hohes Tier in der Versicherungsbranche handelte.
     
    Während der nächsten zwei Stunden schoben wir DVD um DVD in den Laptop. Dabei war unter anderem die Ehefrau eines bekannten Medienvertreters zu sehen, die ihrer Psychotherapeutin erzählte, dass ihr Mann vor mehr als zwanzig Jahren in betrunkenem Zustand zwei Menschen auf einem Zebrastreifen überfahren, die beiden dabei tödlich verletzt und anschließend Fahrerflucht begangen

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