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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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hatte. Sie habe neben ihm im Auto gesessen und könne diesen Unfall nicht vergessen. Von Jahr zu Jahr leide sie stärker darunter. Ihrem Mann helfe der Alkohol, sie habe es lange Zeit mit Schlaftabletten versucht, bis eine Sucht daraus geworden sei.
    Das folgende Gespräch wurde in einem Beichtstuhl aufgenommen. Im Dämmerlicht erzählte eine etwa achtzigjährige Frau, die ihren Rosenkranz wie einen Rettungsanker in der Hand hielt, über ihren Sohn. Er sei Richter am Arbeitsgericht und habe sich in alkoholisiertem Zustand verraten, als sie ihn gefragt habe, wie er mit seinem Gehalt seinen aufwendigen Lebensstil bezahlen könne: mit der finanziellen Unterstützung von Unternehmen, die auf diese Weise Einfluss auf seine Urteile nahmen. Die tiefgläubige Frau konnte diese Last nicht mehr allein tragen und hatte sich einem Priester anvertraut.
    Und so ging es endlos weiter: Aus dem Mund einer Geliebten erfuhren wir in der Sitzung mit ihrem Therapeuten von den wenig solidarischen Machenschaften ihres Gönners, eines Gewerkschaftsfunktionärs. Schließlich erzählte ein junges Mädchen einem unsichtbaren Gegenüber von ihrem Vater, der sie über Jahre hinweg missbraucht hatte. Wie sich herausstellte, fand dieses Gespräch in einem psychiatrischen Krankenhaus statt und handelte vom Gründer eines Pharmakonzerns.
    Ich wusste nicht, was ich schlimmer fand: die sexuellen Abweichungen, Vergehen und Verbrechen, von denen wir auf diesem Wege erfuhren, oder die Tatsache, dass, wer auch immer diese Aufnahmen zu verantworten hatte, vor keinem Raum, in dem Menschen ihre Privat- und Intimsphäre ganz selbstverständlich für geschützt hielten, haltgemacht hatte. »Damit haben aber doch unsere Väter nichts zu tun«, sagte ich immer noch fassungslos. »Wer macht denn so etwas?«
    »Jemand, der durch und durch skrupellos ist und vor absolut nichts zurückschreckt«, meinte er erschüttert, klappte den Laptop zu und starrte sekundenlang darauf, um schließlich so tief Luft zu holen, als sei der Sauerstoff, den er einatmete, eine Art Gegengift.
    »Ist dir auch aufgefallen, dass die wenigsten DVD s bei den Leuten zu Hause aufgenommen wurden?«, fragte ich in die Stille hinein.
    »Wir leben im Zeitalter von Kunden- und Kreditkarten, von digitalen Spuren im Netz, von Mobiltelefonen und GPS -Technik – alles Mittel, mit denen du ausgefeilte Profile erstellen kannst und …«
    »Dagegen kann ich mich ja noch irgendwie zur Wehr setzen, wenn ich es möchte«, fiel ich ihm ins Wort. »Das hat doch aber mit diesen DVD s nichts zu tun.«
    »Mittelbar schon, denn auch die Leute, die hier bespitzelt wurden, gehen inzwischen vorsichtiger und selektiver mit der modernen Technik um und lassen beispielsweise ihre Handys abhörsicher machen. Telefongespräche und eine Wohnraumüberwachung per Handy fallen damit also flach. Wenn sie dann noch ihr Privathaus mit einer hochwertigen Alarmanlage abgesichert haben, stehst du als Krimineller, der sich fürs Eingemachte interessiert und seine Technik installieren will, vor einem Problem.« Die Hände zu Fäusten geballt lief er im Zimmer umher. »Also wird auf Orte ausgewichen, die längst nicht so gut gesichert sind wie Privaträume – auf Arzt- und Psychotherapiepraxen, Anwaltskanzleien, Bordelle, Beichtstühle.«
    »Könnte es nicht auch sein, dass es weniger mit der Absicherung dieser Räume zu tun hat, sondern vielmehr damit, was dort besprochen wird?«
    »Gut möglich.« Adrian fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht, ließ sich aufs Bett fallen und legte die Unterarme über die Augen. Diese unerträglichen Bilder ließen sich damit jedoch kaum wegwischen.
    Ich nahm ein paar der DVD s in die Hand und betrachtete sie. »Selbst wenn solche Räume nicht gut gesichert sind«, dachte ich laut, »führt doch trotzdem kein Weg daran vorbei, dass die Wanzen und Kameras heimlich dort installiert werden müssen. Gelingt das denn so problemlos?«
    »Einem Profi schon. Und mit Profis haben wir es hier zweifellos zu tun. Die brechen entweder ein, ohne die geringste Spur zu hinterlassen, oder sie betreten die Räume unter einem Vorwand.«
    »Das klingt gerade so, als bestünde die einzige Schwierigkeit darin, sich zu entscheiden, welchen Raum man überwachen will. Und als sei alles andere ein Kinderspiel.«
    »Mir musst du deshalb keinen Vorwurf machen«, sagte Adrian und setzte sich auf.
    »Aber es ist doch so, oder?« Ich baute mich vor ihm auf und schleuderte die DVD s neben ihn aufs Bett. »Diese Dinger

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