Die Todesbotschaft
ich hinter mir das Klacken des Stockes. Mein Vater folgte mir auf dem Fuße. Ohne ihn anzusehen, griff ich nach Umhängetasche und Koffer.
»Hast du etwas dagegen, wenn ich einen Blick in deine Tasche werfe?«, fragte er.
»Eigentlich schon.«
Mit einer provozierend langsamen Bewegung nahm er sie mir von der Schulter, durchsuchte sie und gab sie mir zurück. Dann deutete er mit einer knappen Kopfbewegung Richtung Koffer.
»Findest du nicht, dass das zu weit geht? Was soll das werden?« Ich nahm den Koffer und hielt ihn hinter meinen Rücken. »Egal, wonach du suchst, da drin wirst du es ganz sicher nicht finden.«
Mit zwei Schritten war ich an der Haustür. Den Koffer fest in der einen Hand, drückte ich mit der anderen die Klinke hinunter und öffnete die Tür, nur um in das Gesicht eines meiner Beschützer zu sehen. Er nickte mir freundlich zu, bevor er den Koffer ebenso sanft wie bestimmt aus meiner Hand löste, um ihn schließlich seinem Chef zu übergeben.
»Öffne ihn bitte«, sagte mein Vater.
»Darauf kannst du lange warten.«
»Dann bleibt er hier. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit.«
Ich sah meinen Vater an, als begegnete er mir zum ersten Mal. »Wirst du uns eigentlich irgendwann sagen, was hier vorgeht?«
Sein Blick verriet nichts. »Ich rate dir dringend, den Alarmsender wieder an dich zu nehmen, Finja. Ich kann dich sonst nicht schützen. Und dich, Adrian, ersuche ich, deinen Arbeitsplatz bis auf weiteres zu räumen.«
»Warum sollte ich das tun?«
»Weil die Vertrauensbasis nachhaltig zerstört ist.«
»Du …«, versuchte er, sich Luft zu machen, aber ich zog ihn Richtung Auto.
»Es hat keinen Sinn«, flüsterte ich ihm zu und lenkte seine Aufmerksamkeit auf den BMW seines Vaters. »Hältst du es für möglich, dass dieser Typ da in der Zwischenzeit unser Auto präpariert haben könnte?«
Adrian nickte und schilderte mir seinen Plan, mit dem wir uns sowohl eines Peilsenders als auch möglicher Verfolger entledigen konnten.
Als wir die Autotüren öffneten, erntete ich einen letzten Blick meines Vaters, bevor er im Haus verschwand. Mein Beschützer hob kurz die Hand zum Gruß und lief dann die Auffahrt hinunter. Er würde uns mit seinem Kollegen sicher gleich startbereit auf der Straße erwarten.
Adrian ließ den Motor an und vollführte ein sehr umständliches Wendemanöver, während ich ums Haus herumrannte und die Aktentasche aus dem Rhododendron holte. Kaum saß ich im Auto, redeten wir kein Wort mehr.
Wir mussten durch das Tor fahren, bevor mein Vater den Koffer geöffnet hatte. Ich hielt die Luft an, da ich es immer noch für möglich hielt, dass er das Täuschungsmanöver durchschaut hatte. Als sich die Flügel des Tors automatisch öffneten und wir hindurchfuhren, atmeten wir beide auf. Der Golf, der uns folgte, war das geringere Problem.
Entlang der Uferstraße beschleunigte Adrian so stark, dass sich der Abstand zu unseren Verfolgern schnell vergrößerte. Dann bog er in kurzen Abständen immer wieder ab, wobei er mindestens zwei Ampeln bei Rot überfuhr, um schließlich in entgegengesetzter Richtung in eine Einbahnstraße zu fahren. Bei diesem Manöver wagte ich es kaum zu atmen und betete, dass uns niemand entgegenkam. An der nächsten Ampel hielt er an, ließ mich schnell aussteigen und gab sofort wieder Gas. Mit der Aktentasche in der Hand lief ich in einen kleinen Fußweg, der zwei Parallelstraßen miteinander verband. Um nicht aufzufallen, bewegte ich mich gerade so schnell wie der Strom der übrigen Passanten.
Hinter der nächsten Ecke betrat ich eine Autovermietung, um sie zehn Minuten später mit dem Schlüssel für einen VW -Passat wieder zu verlassen. Ich fuhr nach Tegernsee zum Hotel Leeberghof und erwartete Adrian auf dem Parkplatz. Er wollte den BMW seines Vaters im Ort abstellen und dann einen der Fußwanderwege bis zum Hotel nehmen.
Während der halben Stunde, die ich auf ihn wartete, wurde ich immer nervöser. Ich stellte mir alles Mögliche vor. Vielleicht hatten sie ihn erwischt. Vielleicht hatte er auch bei einem dieser waghalsigen Manöver einen Unfall gebaut. Als ich ihn endlich kommen sah, war ich so erleichtert, dass mir die Tränen kamen. Ich wischte sie schnell fort und entriegelte die Türen.
Adrian schien ebenso froh über meinen Anblick zu sein. Er ließ sich in den Beifahrersitz fallen und sah mich sekundenlang nur an, ohne etwas zu sagen. »Wo wird uns dein Vater am ehesten suchen?«, fragte er schließlich.
»In Holz, in eurer Wohnung
Weitere Kostenlose Bücher