Die Todesbotschaft
wurde auf grausame Weise getötet.« Er ließ seine Worte einen Moment lang wirken, bevor er fortfuhr. »Gemeinsam ist diesen völlig unterschiedlichen Ereignissen nur ihr zeitnahes Auftreten. Und die Tatsache, dass es sich um Angehörige der Partner von
BGS&R
handelt. Wer daraus eine Verschwörungstheorie basteln will, dem ist nicht zu helfen.«
Offensichtlich war der Kripomann nicht so leicht zu überzeugen. Zumindest ansatzweise war es mir gelungen, Zweifel bei ihm zu schüren. »Herr Benthien, sollte etwas an dem dran sein, was Ihre Tochter sagt, können wir Ihnen nur helfen, wenn Sie offen mit uns reden. Das sollten Sie eigentlich wissen. Wenn es also doch noch etwas dazu zu sagen gibt …?«
Mein Vater schüttelte den Kopf, als sei er zu müde, um seine Antwort in Worte zu fassen. Er stand auf und nahm seinen Stock. »Niemand wird hier erpresst. Und niemand will sich rächen. Das Einzige, was es dazu noch zu sagen gibt, ist: Finden Sie die Mörder meiner Tochter, und führen Sie sie einer gerechten Strafe zu.« Er machte eine Handbewegung, mit der er die Männer einlud, ihm zur Tür zu folgen. »Ich begleite Sie hinaus.«
»Eine Frage habe ich noch«, hielt ihn der Ältere zurück. »
BGS&R
ist eine der Großen unter den Wirtschaftsdetekteien, soweit ich weiß. Jeder Buchstabe steht für einen der Partner, nehme ich mal an?«
Mein Vater nickte und zählte die vier Namen auf.
»Ist es möglicherweise zwischen den Partnern zum Streit gekommen?«
»Wir sind seit Jahrzehnten sehr gut miteinander befreundet. Und wir sind ein hervorragendes Team, das sich mehr als bewährt hat. Freunde, die zu Partnern geworden sind, wenn Sie so wollen. Natürlich gibt es auch bei uns Meinungsverschiedenheiten, die bleiben nicht aus. Aber so etwas nehmen wir in der Regel sportlich.«
»Die Partner haben während ihrer Studienzeit gemeinsam einen Vierer gerudert«, setzte ich fast automatisch zu einer Erklärung an. »Sie waren eine sehr gute Mannschaft.«
Mein Vater machte eine wegwerfende Geste. »Das ist Schnee von gestern.«
»Nicht so ganz«, meinte der jüngere Beamte und zeigte auf mein Bild, das die gesamte Wand einnahm. »Das soll doch bestimmt diese Vierermannschaft darstellen, oder?«
»Finja hat es gemalt«, antwortete mein Vater nicht ohne Stolz.
Der Beamte sah von dem Bild zu mir und wieder zu dem Bild, als käme er bei dessen Betrachtung zu dem Schluss, dass ich tatsächlich die leicht verwirrte Künstlerin war, als die mein Vater mich hinzustellen versuchte.
»Vielleicht fragen Sie sich, warum die Männer sich gegen den Sturm stemmen«, beeilte ich mich zu sagen. »Als Amelie und ich Kinder waren, war einer der Leitsprüche unseres Vaters, man müsse sich quälen, sonst erreiche man weder im Rudern noch im Leben etwas. Er hat vergeblich versucht, uns für diesen Sport zu begeistern. Aber für mich war das nichts. Und meine Schwester wollte, wenn überhaupt, nur die Position des Steuermanns einnehmen.«
»Weil der nicht rudern muss?«, fragte der Beamte mit einem Schmunzeln.
»Nein, weil der den Kurs vorgibt.«
Er sah zu meinem Vater. »Wer von Ihnen hat denn in Ihrem Vierer den Kurs bestimmt?«
Mein Vater signalisierte durch Gesichtsausdruck und Körperhaltung, dass es im Moment Wichtigeres als diese Frage gab, und blieb eine Antwort schuldig.
»Sie hatten einen Vierer mit Steuermann«, erklärte ich. »Ich habe Thomas Niemeyer nur deshalb nicht mit auf mein Bild genommen, weil sich die Mannschaft damals aufgelöst hat und er mit der Detektei nichts zu tun hat.«
Während mein Vater mich ausdruckslos betrachtete, klingelte sein Handy. Er meldete sich und bat den Anrufer um einen Moment Geduld, um kurz jemanden zu verabschieden. Nachdem er beiden Beamten die Hand gereicht hatte, entschuldigte er sich mit einem wichtigen Telefonat.
Während ich die Kripomänner zur Tür begleitete, kündigten sie an, dass ich in den nächsten Tagen für eine Befragung im Kommissariat erscheinen müsse.
»Bitte«, sagte ich zum Abschied, »glauben Sie mir: Ich habe diese Todesanzeige in der Hand gehalten.«
»Was genau hat denn darin gestanden?«, fragte der Ältere.
Die Details hatten sich in mein Gedächtnis gebrannt. Ich konnte sie problemlos wiedergeben. Während ich das tat, zeichnete sich in den Mienen der Beamten Skepsis ab. »Ich habe keine Wahnvorstellungen«, beteuerte ich. »Ich weiß, was ich gesehen habe.«
Noch bevor mein Vater sein Telefonat beendet hatte, schnappte ich mir meine Tasche und
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