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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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müsse dringend etwas mit ihm besprechen und bat ihn, zu ihm nach Hause kommen zu dürfen. Wie erwartet, schlug er ein Treffen im Büro vor. Es gelang mir jedoch, ihn umzustimmen. Er habe noch einige Anrufe zu erledigen und würde mich dann in circa eineinhalb Stunden in Bogenhausen erwarten.
    Also blieb uns noch etwas Zeit. Während um uns herum das Leben tobte, sprachen wir leise über zerstörte Lebenspläne. Mit feuchten Augen betrachtete Adrian die Paare mit ihren Kindern. Als unsere gemeinsame Nacht in Berlin zur Sprache kam und er sagte, dass er sich Amelie gegenüber deswegen schuldig fühle, setzte ich alles daran, ihm das aus dem Kopf zu schlagen. In dieser Nacht sei letztlich nichts anderes geschehen, als dass sich zwei verstörte Menschen für kurze Zeit an der Hand genommen und sich einen Halt gegeben hatten. Zumindest für den Moment schien ihn diese Vorstellung zu erleichtern.
    Wegen des einsetzenden Feierabendverkehrs kamen wir zehn Minuten zu spät bei Tobias an. Sein Haus wirkte in diesem imposanten Viertel eher zurückhaltend, dennoch war es mit Sicherheit mehrere Millionen wert. Auch hier waren diverse Kameras in Stellung gebracht worden. Ich schaute in die nicht einmal handtellergroße neben der Klingel und wartete auf das Summen des Türöffners. Wie von Geisterhand öffnete sich das zwei Meter hohe, schmiedeeiserne Tor.
    Tobias empfing uns in einem anthrazitfarbenen Sommeranzug aus Leinen, zu dem er dunkelbraune Wildlederschuhe trug. Seine Miene war wie immer zurückhaltend. Früher hatte ich diesen Gesichtsausdruck für abweisend gehalten, bis ich über die Jahre begriffen hatte, dass er einfach nur nicht wie andere auf seine Mitmenschen reagierte. Die Tatsache, dass Adrian mich begleitete, schien er als selbstverständlich zu nehmen, er kommentierte sie mit keinem Wort.
    Im Inneren des Altbaus war es angenehm kühl. Wir folgten Tobias in einen Raum, den Cornelia immer als Besucherzimmer bezeichnet hatte. Er enthielt nichts Persönliches, sondern beherbergte lediglich einen eckigen Glastisch, um den sechs schwarzlederne Corbusier-Stühle gestellt waren. Bis zum Boden reichende Fenster gaben den Blick frei auf Terrasse, Garten und Isar. Tobias entschuldigte sich für einen Moment, um Getränke zu holen.
    »An seinem Minimalismus hat sich tatsächlich nichts geändert«, meinte Adrian, während er sich erstaunt um die eigene Achse drehte. »Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich zuletzt hier war, ich weiß nur, dass schon damals alles ganz genauso aussah.« Er deutete ein Lächeln an. »Meine Mutter hat sich immer wieder darüber ausgelassen, dass diese Terrasse die reinste Verschwendung sei. Keine Liege, kein Deckchair. Dabei leide Tobias nicht einmal unter einer Lichtallergie. Aber er sei eben auch kein Genießer.«
    Genuss war tatsächlich das Letzte, woran ich bei Tobias’ Anblick dachte. Er war asketisch schlank, hielt seinen Körper durch tägliches Joggen in Schuss und machte mit seinen eingefallenen Wangen stets einen leicht unterernährten Eindruck, der sich durch seine Glatze nur noch verstärkte. Ich setzte mich in einen der Stühle und ließ meinen Blick über die Wände wandern. Zwei Wochen in diesem Raum, und er hätte ein anderes Gesicht. Ich hatte gleich mehrere Ideen, die ich liebend gerne auf diesem glattgeschliffenen Putz verewigt hätte.
    »Existiert eigentlich das Bild in deinem Schlafzimmer noch?«, fragte ich Tobias, als er mit einem Tablett zurückkam und es auf dem Glastisch abstellte.
    Sein Nicken fiel eher beiläufig aus, während er die Gläser mit Mineralwasser füllte.
    »Wenn ich mich recht entsinne, war es das Foto einer unbekannten Frau, das ich damals abgemalt habe. In Schwesterntracht, oder? Magst du es überhaupt noch ansehen nach all den Jahren?«
    »Vielleicht gerade weil es das Bildnis einer Unbekannten ist.« Er setzte sich zu uns an den Tisch, schlug ein Bein über das andere und lehnte sich zurück. »Worum geht’s?«, fragte er mit einem Blick, der genauso unpersönlich war wie dieser Raum. »Du hast es vorhin am Telefon sehr dringend gemacht.«
    Ich stützte die Ellbogen auf die Knie und beugte mich nach vorne. »Um deine Sonderabteilung.«
    Seine Mimik entsprach der eines völlig Ahnungslosen. »Um was bitte?«
    »Vielleicht hat das Ganze einen anderen Namen. In jedem Fall muss es bei
BGS&R
eine Abteilung geben, die von den übrigen Bereichen getrennt ist und die vermutlich Spezialaufträge übernimmt.«
    Er verzog den Mund zu einem spöttischen

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