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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Anstrengung gekostet, aber er schien ihr die ersehnte Ruhe zu versprechen. Sie wollte ihre Vergangenheit überleben. Sie wollte durchhalten – um Finja wiederzusehen. Eines Tages. Irgendwann.

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    12
    E s gab einen einfachen Grund, der Adrian und mich an dem zweifeln ließ, was Tobias uns als Wahrheit hatte verkaufen wollen: Wäre diese Spezialabteilung tatsächlich für den Personenschutz von Prominenten gegründet worden, hätte sicherlich keiner der Partner im Kreise der Familien ein Geheimnis daraus gemacht. Diskretion über die Identität der Auftraggeber war eine Sache, aber warum hätte die Abteilung an sich verschwiegen werden sollen?
    Als wir in das Haus seines Vaters zurückkehrten, trafen wir Carl ausnahmsweise einmal weniger alkoholisiert an. Adrian sagte ihm auf den Kopf zu, dass er von der Spezialabteilung wisse. Es sei also sinnlos, deren Existenz zu leugnen. Das Einzige, was ihn jetzt noch interessiere, sei, womit sich diese Abteilung befasse.
    Wie ein Getriebener lief Carl vor unseren Augen auf und ab und murmelte Unverständliches vor sich hin. Bis Adrian ihn festhielt und ihn anschrie, er solle ihm endlich die Wahrheit sagen. Der alte Mann riss sich los, wich vor seinem Sohn zurück und sah ihn unglücklich an. Es gehe um höchst vertrauliche Ermittlungen, davon müsse er nichts wissen, das sei allein Sache der Partner. Und genau wie die anderen drei würde auch er schweigen. Dabei fuhr er mit Daumen und Zeigefinger an seinen Lippen entlang, als verschließe er sie mit einem Reißverschluss. Bis ein Schluckauf dieses Bild zerstörte.
    Adrian schien sekundenlang blockiert zu sein, als brauche er Zeit, die Worte seines Vaters richtig einzuordnen. Dann ging er ohne Vorwarnung auf ihn los, trommelte auf dessen Brustkorb und schrie ihn an, er wolle wissen, in was für Machenschaften die Partner verwickelt seien. Als ich dazwischenging, bekam ich eine seiner Fäuste am Oberarm ab und schrie vor Schmerz auf. Bei meinem Schrei ging Carl weinend in die Knie. Wie eine Litanei wiederholte er immer wieder die gleichen Sätze. Sie hätten alles gemacht wie immer, sich abgesichert, um ein Gleichgewicht zu schaffen. Es sei reine Routine gewesen. Routine.
    Ich half ihm hoch und geleitete ihn zu einem Sessel. Er blieb dort jedoch nur Sekunden sitzen, faselte, er sei gleich wieder da, und floh aus dem Zimmer. Adrian ließ Kopf und Schultern hängen und prophezeite, sein Vater werde sich jetzt mit der nächsten Flasche Whiskey in seinem Arbeitszimmer einschließen. Und am besten werde er es ihm gleichtun, dann könne er vielleicht endlich vergessen. Nachdem ich vergeblich versucht hatte, mit ihm zu reden, gab ich auf und überließ beide Männer sich selbst. Jeder von uns musste auf seine eigene Weise mit der Trauer umgehen.
    Ich lieh mir Adrians Auto und fuhr durch die Dunkelheit nach Rottach-Egern. Ohne meinen Schwager an meiner Seite fühlte ich mich schutzlos. Die Angst, mir könne genau wie den vier anderen etwas zustoßen, war immer noch da. Selbst dem Alarmsender gelang es nicht, mir ein gewisses Gefühl von Sicherheit zu geben. Als mein Handy klingelte, zuckte ich erschreckt zusammen. Bis Richards Stimme mich erleichtert ausatmen ließ.
    »Täusche ich mich, oder freust du dich, mich zu hören?«, fragte er.
    War es tatsächlich erst drei Tage her, dass wir uns in Berlin gesehen hatten? In der Zwischenzeit war so vieles geschehen. »Wo steckst du gerade?«, stellte ich die Gegenfrage.
    »Bin unterwegs.«
    »Was macht deine dringende Recherche?«
    »Die hält mich in Atem. Und du, Finja, wo bist du gerade?«
    »Auch unterwegs.« Ich zögerte und sagte dann: »In Kreuzberg.« Die Frage, warum ich log, hätte ich nicht zu beantworten gewusst. »Wann kommst du zurück?«
    »Das steht noch nicht fest. Ich rufe dich rechtzeitig an.«
    »Ich würde das Bild gerne zu Ende malen.«
    »Und ich würde dich gerne wiedersehen.« Er schwieg einen Moment. »Wie geht es dir?«
    »Den Umständen entsprechend. Es ist eine blöde Redewendung, aber sie trifft es ziemlich genau.«
    Sekundenlang war nur sein Atmen zu hören. »So hat das Leben es eigentlich nicht vorgesehen, dass die Jungen sterben und die Alten weitermachen wie bisher.«
    »Was meinst du mit ›weitermachen wie bisher‹?«, fragte ich alarmiert.
    »Das war auch nur eine Redewendung.«
    »Für mich klang es eher nach einem Vorwurf.«
    »Wenn überhaupt, dann ist es ein Vorwurf an das Leben. Eigentlich sollten die Alten vor den Jungen sterben.«
    »Kannst du

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