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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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»Genauso gut könntest du einen Feuerwehrmann fragen, was seinen Beruf gefährlich macht. Mit solch naiven Fragen stiehlst du mir ehrlich gesagt meine Zeit. Sei froh, dass du Alexanders Tochter bist und nicht …«
    »Und du beleidigst uns, solltest du allen Ernstes davon ausgehen, dass wir deine Erklärungen schlucken. Wenn es in deiner Abteilung um Personenschutz für Promis geht, wieso wurde Hartwig Brandt dann mit einer Ermittlung beauftragt?«
    »Weil der Auftraggeber an ihn gewöhnt ist und ihm absolut vertraut.« Tobias sprach mit mir in einem Ton, als sei ich begriffsstutzig.
    »Und diese Ermittlung läuft seit sechs Wochen?«
    »Nein, sie hat nur zwei in Anspruch genommen. Danach hat Herr Brandt sich einen lange überfälligen Urlaub genommen.«
    »Und wann erwartest du ihn zurück?«
    »Glaubst du allen Ernstes, dass ich die Urlaubspläne meiner Leute im Kopf habe?« Er griff nach dem Tablett und bewegte sich Richtung Tür.
    »Werdet ihr von Hartwig Brandt erpresst?«, fragte Adrian. »Die Informationen, auf die er zugreifen kann, müssten einiges wert sein. Außerdem böte ihre Preisgabe sicherlich genügend Zündstoff, um den guten Ruf von
BGS&R
ins Wanken zu bringen. Eine kleine Indiskretion reicht ja oft schon. Vielleicht hat er eine solche Indiskretion auf DVD aufgenommen …«
    Mit dem Ellbogen drückte Tobias die Klinke hinunter und verschwand im Flur. Wir hörten ihn nur noch rufen, wir seien alt genug, um ohne seine Hilfe die Tür zu finden.
    *
    Hunderte Kilometer vom Tegernsee entfernt versuchte Gesa, sich in Hamburg zurechtzufinden, nachdem sie wochenlang ihre lieblos möblierte Einzimmerwohnung nur verlassen hatte, um in dem kleinen Laden zwei Straßen weiter etwas zu essen zu kaufen. Auf ihren Streifzügen durch das Viertel, das Alexander für sie ausgesucht hatte, kam sie sich verloren vor. Sie hatte nicht nur das Vertrauen in sich selbst eingebüßt, sondern auch das in andere. Hinter jedem freundlichen Lächeln vermutete sie einen von Alexanders Spionen. Er hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er sie im Auge behalten würde – damit sie sich an die Abmachung hielt, sich keinem von ihnen je wieder zu nähern. Eine einseitige Abmachung, die er ihr aufgezwungen hatte und die ihr das Gefühl gab, über eine unsichtbare Fessel von ihm kontrolliert zu werden.
    Tagelang konnte sie an nichts anderes denken als an Finja. Zahllose Stunden hatte sie an die Wohnungstür gelehnt verbracht, bereit zum Bahnhof zu fahren und in den nächsten Zug Richtung Süden zu steigen. Wenigstens einen Blick wollte sie auf ihr Kind werfen. Aber ihr Mut hatte keine Chance gegen die Angst vor dem, was passieren würde, sollte Alexander sie dabei erwischen.
    In ihrer Verzweiflung versuchte sie, Doktor Radolf anzurufen, aber man sagte ihr, er komme erst in drei Wochen aus dem Urlaub zurück. Während sie wie ein eingesperrtes Tier den ihm gesteckten Rahmen abschritt, kamen ihr die Worte in den Sinn, die ihr Arzt ihr zum Abschied mit auf den Weg gegeben hatte. Wenn sie sich einsam und verlassen fühle, solle sie malen. Ihr Talent sei wie ein stabiles Seil, an dem sie sich auf dem Weg aus einer dunklen Höhle entlanghangeln könne.
    Mit dieser Vorstellung im Kopf zog Gesa los, um Farben, Leinwand und eine Staffelei zu kaufen. Als sie die Sachen in ihrer Wohnung auspackte, schien zum ersten Mal ein winziger Lichtstrahl in diese düsteren vier Wände zu fallen. Gesa musste keine Sekunde über ein Motiv nachdenken, es drängte sich mit ungeheurer Kraft auf: Finja, immer wieder Finja – so, wie sie ihr in Erinnerung geblieben war.
    Der Anblick dieser Bilder schien jedoch das Seil, von dem Doktor Radolf gesprochen hatte, zum Reißen zu bringen. Sie warf die Farben in den Müll und schob die Mappe mit den Bildern unter ihr Bett, nur um wieder in diese von tiefer Traurigkeit durchzogene Unruhe zu verfallen.
    Sie begann zu laufen. Erst nur durch die Straßen ihres Viertels dann immer weiter darüber hinaus bis ans Hafenbecken und die Ufer der Elbe. So verbrachte sie zahllose Stunden ungezählter Tage. Erst lief sie, ohne links und rechts etwas wahrzunehmen. Bis sich ihr Horizont erweiterte und sie nicht mehr nur innen etwas spürte, sondern auch endlich wieder außen etwas sah. Eine Hausfassade, eine Katze in einem Fenster, einen Zaunkönig im Gebüsch. Nur über Babys und Kinder sah sie hinweg.
    Und schließlich war es nur ein kleiner Schritt, diesen Entschluss zu fassen. Er hatte lange in ihr rumort und sie eine große

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