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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Wahrscheinlichste war doch, dass mein Vater hinuntergegangen war, um sich etwas zum Trinken zu holen. Oder er konnte nicht schlafen und war auf dem Weg in sein Arbeitszimmer.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen, schlich aus meinem Zimmer, um mich kurz vor dem Geländer im zweiten Stock auf den Boden zu legen. In dem dämmrigen Licht der Halle entdeckte ich die Silhouette meines Vaters, der gerade die Haustür öffnete. Seltsamerweise schaltete sich die Außenbeleuchtung nicht ein, als er einen Schritt vor die Tür tat. In diesem Moment war ein Motorengeräusch zu hören, das gleich darauf erstarb. Wer immer vor der Eingangstür hielt, hatte die Scheinwerfer ausgeschaltet.
    Sekundenlang war es völlig still, bis Schritte auf dem Kies zu hören waren und gleich darauf jemand auf meinen Vater zutrat. Auch von demjenigen sah ich nur eine Silhouette, aber ich hätte schwören können, dass es sich um Tobias handelte. Die beiden Männer standen dicht beieinander und redeten im Flüsterton. Sosehr ich mich auch anstrengte, ich konnte nicht einmal einen Wortfetzen verstehen. Lediglich an ihren Gesten war zu erkennen, dass sie nicht gerade einer Meinung waren. Der Mann, den ich für Tobias hielt, wedelte mit etwas herum, das wie ein größerer Papierumschlag aussah. Er versuchte, ihn meinem Vater in die Hand zu drücken, doch der schien sich zu weigern. Also warf er ihn ihm vor die Füße, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in die Dunkelheit.
    Mein Vater bückte sich, hob ihn auf und schloss geräuschlos die Tür. Dann wandte er sich um und schaute hinauf, als wolle er sich vergewissern, dass es keine Zeugen für diese nächtliche Begegnung gab. Einen Moment lang schien er zu horchen, bis er schließlich durch die Halle davonging. Am liebsten wäre ich ihm sofort gefolgt, aber ich ließ erst zehn Minuten verstreichen, bevor ich die Treppen hinunterging, mir in der Küche eine Flasche Wasser holte und an die Tür seines Arbeitszimmers klopfte. Ich wartete seine Antwort gar nicht erst ab.
    »Ich habe Licht gesehen«, gab ich ihm zur Erklärung, als ich sein Zimmer betrat.
    Mein Vater saß vor dem geöffneten Laptop und sah mich gelassen an. Neben dem Gerät lag ein aufgerissener brauner DIN -A 5 -Umschlag, darauf eine leere DVD -Hülle. »In den vergangenen Wochen ist jede Menge Arbeit liegengeblieben«, erklärte er mir. »Ich versuche, ein wenig aufzuholen.«
    Ich deutete auf die DVD -Hülle neben seinem Laptop. »Überwachungsaufnahmen?«
    »Auch diese Arbeit muss gemacht werden«, antwortete er.
    »Ich dachte, so etwas würdest du längst delegieren.«
    »Sporadische Kontrollen haben noch nie geschadet. Leg dich wieder schlafen, Finja.«
    Mit einem halbherzigen Nicken sagte ich ihm gute Nacht und zog seine Tür hinter mir zu. Auf dem Weg zurück in mein Zimmer fragte ich mich, wie der Inhalt einer DVD aussehen mochte, die mitten in der Nacht übergeben und sofort danach in einen Laptop geschoben wurde.
     
    Man konnte tatsächlich die Uhr nach ihm stellen. Pünktlich um sechs ging mein Vater hinunter zum See, um dort seine tägliche Runde zu schwimmen. Ich wartete, bis er den Gürtel seines Bademantels löste, um gleich darauf die Treppe hinunterzuspringen und in sein Arbeitszimmer zu stürmen. Blitzschnell durchsuchte ich nun bereits zum zweiten Mal seinen Schreibtisch und gab mir größte Mühe, die Ordnung, die ich dort vorfand, nicht zu zerstören.
    Die Chance war sehr gering gewesen, dass er die DVD zwischen seinen Papieren oder in einem der beiden Rollcontainer verwahrt hatte, geschweige denn vergessen hatte, sie aus seinem Laptop herauszunehmen. Trotzdem hatte ich es prüfen müssen. Blieb der kleine Tresorraum. Ich wollte gerade nach dem Schalter tasten, um das Bild zur Seite fahren zu lassen, als ich in kurzen Abständen ein stetig wiederkehrendes Geräusch hörte, das mir einen gehörigen Schrecken versetzte. Mein Vater war im Anmarsch, das Klacken wurde von seinem Stock verursacht. Ich machte mehrere Hechtsprünge, um von dem einen Bild zum gegenüberliegenden zu gelangen und davor Aufstellung zu nehmen.
    »Was tust du hier?«, hörte ich seine Stimme hinter mir.
    »Ich wollte mir das Bild noch einmal anschauen«, antwortete ich und versuchte, gleichmäßig zu atmen.
    »Wer sollte es besser kennen als du – du hast es gemalt.« Seine Stimme klang nach unterdrücktem Ärger. Er räusperte sich. »Erinnerst du dich, dass mein Arbeitszimmer tabu ist? Daran hat sich nichts geändert.«
    Ich sah ihn an, als

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