Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesgöttin

Die Todesgöttin

Titel: Die Todesgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
drehte, damit ich über die Köpfe der Menschen hinwegschauen konnte.
    Es war wirklich nicht Bills Art, einen sitzenzulassen, und ich machte mir Sorgen. Das war in unserem Job verständlich, schließlich stand nicht nur ich, sondern auch Bill Conolly auf der Abschussliste unserer Gegner ziemlich weit oben. Das Unheil aus den anderen Dimensionen konnte blitzschnell und gnadenlos zuschlagen.
    In der Nähe standen mehrere Telefone. Schalldichte Hauben schirmten die Anrufer ab.
    Ich spielte mit dem Gedanken, bei den Conollys zu Hause anzurufen, um nachzufragen, ob der gute Bill wirklich abgereist war. Das allerdings war nicht mehr nötig, denn der Reporter erschien. Er hatte es wirklich eilig und hastete durch die Menschenmenge, wobei er mehr als einmal jemand zur Seite drückte.
    Ich winkte.
    Bill hatte in diesem Moment nach vom geschaut, sah mein Zeichen und winkte zurück.
    Sekunden später hatte er mich erreicht.
    Erst jetzt sah ich, dass er nicht allein war. Er wurde von einem Mann begleitet, der mir höchstens bis zur Schulter reichte, pechschwarzes Haar und eine dunklere Haut als ich hatte. Die Augen waren ebenso dunkel. Er trug einen grauen Anzug und darunter einen schwarzen Pullover. In London gab es Tausende von Indern. Dieser Mann gehörte dazu.
    Bill begrüßte mich und stellte den Mann vor, der auf den Namen Kisulah hörte.
    »Wo können wir ungestört reden?« fragte mich der Reporter.
    Ich deutete nach links. Dort befand sich das Karree einer Quick-Bar, an deren Theke noch einige Hocker frei waren. Bill Conolly war einverstanden.
    Wir wurden sofort nach unseren Wünschen gefragt und bestellten alle Kaffee. Der Inder hockte geduckt auf seinem Platz. Mir fiel auf, dass er sich des öfteren scheu umschaute, als befürchtete er, verfolgt zu werden.
    Ich machte mir meine Gedanken, sagte jedoch nichts.
    »Es geht um die Göttin Kali«, sagte Bill nach einem Schluck.
    Ich schaute Bill an, sah den ernsten Ausdruck in seinen Augen und begann nachzudenken.
    Was wusste ich über die Göttin? Angeblich sollte sie vier Arme besitzen und Schiwas Gemahlin gewesen sein. In Indien hatte man sie verehrt, aber auch in Europa, denn Inder hatten diesen grausamen Totenkult der Blutgöttin mit in die Alte Welt gebracht. Vor allen Dingen in den Großstädten und dort wiederum in den asiatischen Enklaven waren Geheimbünde ins Leben gerufen worden, deren Mitglieder sich Tongs nannten. Auch in London gab es sie, nur hatten sie es bisher verstanden, sich im Hintergrund zu halten. Wenn sie ihre grausamen Ritualmorde durchführten, dann geschah dies unter Ausschluss der Öffentlichkeit, und selbst von den Opfern fand man nichts, weil sie verbrannt und ihre Asche in die Themse gestreut wurde.
    Ziel des Geheimbundes war die Ausbreitung der Religion des Schreckens. Kali, die Totengöttin, sollte auf der gesamten Welt ihre Anhänger finden. Zu ihnen gehörten nur Männer. Wer sich einmal dem Schwur der Kali gebeugt hatte, der kam nie wieder frei. Er befand sich für ewig in ihren Fesseln Verrat wurde mit dem Tod bestraft. Wer zu Kalis Dienern gehörte, der hielt den Mund. Man konnte ihn foltern, teeren und federn; über seine Lippen drang kein Wort, das die Tongs belasten konnte.
    Gerade deshalb war es für Europäer schwer oder nahezu unmöglich, den Ring des Schweigens zu durchbrechen. Wenn Bill jemand kannte, der tatsächlich den Mund öffnen wollte, dann hatte der Reporter schon Übermenschliches geleistet.
    Bill stieß mich an. »Du bist auf einmal so nachdenklich, mein Lieber.«
    »Ist das nicht nur natürlich?«
    »Und ob, wenn das eintrifft, was uns Kisulah zu sagen hat.« Bill drehte sich zu ihm. »Du kannst Oberinspektor Sinclair alles erzählen. Hier hört uns niemand.«
    Der Inder zuckte zusammen. »Ich weiß es nicht, ob sie nichts mitbekommen haben, aber es ist mir egal. Sie haben meine Schwester ermordet, weil sie ihnen nicht gehorchen wollte, und ich will Rache.«
    »Wer ist sie?« fragte ich.
    »Die Tongs.«
    »Gibt es die in London?«
    »Ja, schon lange. Sie werden auch von Indien aus unterstützt. Es hat Jahre der relativen Ruhe gegeben, aber jetzt ist die Macht der Totengöttin Kali wieder erweckt worden.«
    »Inwiefern?«
    Der Mann schaute Bill an. Mein Freund nickte aufmunternd. »Erzählen Sie von Beginn an. Oberinspektor Sinclair ist ein guter Zuhörer.«
    Der Inder nickte und senkte den Blick. Er schaute auf das glatte Holz, während er mit leiser Stimme zu reden begann. »Lange Zeit hatten wir Inder vor den Tongs

Weitere Kostenlose Bücher