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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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Behandlung war, muß ich annehmen, daß die Gründe für ihren Zustand auf diesem Gebiet zu suchen sind. Ich bin praktischer Arzt, ich kann ihr nur ein Beruhigungsmittel geben. Aber das ist auf die Dauer natürlich keine Hilfe.« Er hatte nachdenklich an ihr vorbeigesehen, blickte sie nun aber an. »Professor Mulcahy und Mrs. Mullins denken, sie hätte einen Geist gesehen. Stimmt’s?«
    Sie erzählte ihm alles, was sie inzwischen über Bally Moran erfahren hatte, und bemühte sich, einen nüchternen Ton beizubehalten. Aber als sie von Jesses entsetzlichem Anfall in dem leeren Schlafzimmer erzählte und von den unheimlichen Schreien, die sie selbst gehört hatte, oder von ihrem mysteriösen schlafwandlerischem Ausflug in die Galerie, konnte sie nicht verhindern, daß ihr Ton etwas nervöser wurde.
    »Dan, dieser Ort hat eine unheilvolle Atmosphäre. Ich spürte es nicht so unmittelbar wie Jesse, aber ich kann es nicht wegleugnen. Dabei habe ich mich so gefreut, einmal in einem richtigen Schloß zu leben. Ich hatte ja keine Ahnung, daß einem etwas aus der Vergangenheit heute noch Angst einjagen könnte. Und auch jetzt weiß ich nicht, was ich denken soll. Glauben Sie, daß eine Atmosphäre — oder ein Geschehnis aus der Vergangenheit noch immer in diesen Mauern lebendig sein können und diese düstere Stimmung verursachen?«
    »Nein. Sie etwa?«
    Sie starrte nachdenklich in Dans gebräuntes Gesicht. Für die Menschen hier mit ihren weißen Gesichtern und den roten Wangen mußte es fast fremd wirken. Aber Peggy erinnerte es an wolkenlos blauen Himmel und endlos weite Weizenfelder im Sommerwind. Es erinnerte sie ganz einfach an zu Hause, und sie wußte plötzlich, daß ihre eigenen, kaum mehr zu unterdrückenden Ängste nur in einem so nebeligen, wolkenverhangenen Land wie Irland entstehen konnten.
    »Nein«, sagte sie langsam. »Nein, ich glaube auch nicht daran. Aber ich verstehe, warum es die Iren tun. Diese Landschaft, das trostlose Wetter und Schlösser wie Bally Moran fordern geradezu dazu heraus.« Dan lachte. »Die Iren sind überhaupt abergläubisch, egal wo sie leben. Wenn ich allein an meine Mutter denke, sie hat Irland nie gesehen, aber heimlich bekreuzigt sie sich, wenn einer in ihrer Gegenwart zum Beispiel vom Tod spricht.«
    »Dan, was soll ich denn nun machen?« fragte Peggy.
    Er antwortete nicht sofort, sondern betrachtete sie ein wenig erstaunt. »Was wollen Sie denn tun?« fragte er schließlich zurück.
    »Ich weiß es nicht. Deshalb frage ich Sie ja.« Peggy spürte etwas von der Erleichterung, die sie bei Dans Auftauchen empfunden hatte, schwinden. Sie starrte in die Kaffeetasse und rührte geistesabwesend darin herum.
    »Peggy, haben Sie Angst vor diesem Haus?«
    Sie hob bei der Frage überrascht den Kopf. »Nein. Nicht meinetwegen. Natürlich war es scheußlich, nachts auf der Galerie aufzuwachen oder die heulenden Schreie zu hören. Ich habe aber wegen Jesse Angst. Sie weigert sich, das Schloß zu verlassen, und will auch nicht, daß ich ihrem Mann schreibe. Dieser Ort ist für ihren Nervenzustand das reinste Gift. Wer weiß, was mit ihr geschieht, wenn wir dableiben.«
    »Peggy, Jesse hat wohl angekratzte Nerven, aber sie ist gesund genug, um eine Entscheidung treffen zu können. Sie brauchen ihr das nicht abzunehmen.«
    Na so was, er hält mich doch nicht etwa für eine Wichtigtuerin, dachte Peggy wütend und blickte ihn abweisend an.
    »Ich kann die Sache unmöglich so leichtnehmen«, entgegnete sie. »Und ich habe die schrecklichen Schreie wirklich gehört, und ich bin tatsächlich im Schlaf gewandelt.«
    »Das Schlafwandeln kann eine Folge Ihrer Sorgen um Jesse gewesen sein. Ihre Nerven sind auch nicht mehr die besten.« Er griff nach ihrer unruhig auf den Tisch trommelnden Hand. »Entspannen Sie sich doch ein bißchen, Peggy.«
    Das persönliche Interesse in seiner Stimme und der warme beruhigende Druck seiner Hand verwirrte sie. Ihr war plötzlich nur noch die Nähe von Dan McGuire bewußt, und Jesse, das Schloß und alle Geister der Welt gerieten in Vergessenheit.
    »Das einzige, was nicht so einfach zu erklären ist, sind die Schreie, die Sie auf der Treppe hörten«, fuhr er fort, ohne ihre Verwirrung zu bemerken. »Sie meinten ja, es könnte der Wind gewesen sein. Auf jeden Fall gibt es auch dafür bestimmt eine ganz natürliche Erklärung. Ich kann dem Professor und seinen Spukgeschichten nichts abgewinnen.«
    »O Dan, ich mag von dem allen nichts mehr hören.«
    Er sah sie lange

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