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Die Todesgruft von Bally Moran

Die Todesgruft von Bally Moran

Titel: Die Todesgruft von Bally Moran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Nuelle
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Arm.
    »Sie haben einen elenden Dickschädel, Dan!« rief sie den Tränen nahe aus.
    »Schon gut, schon gut«, beschwichtigte der Professor. »Dan ist eben Wissenschaftler, und es fällt ihm wohl schwer, ein paar Dinge einfach als gegeben hinzunehmen. Ich, zum Beispiel, mache mir wegen Mrs. Witlow Sorgen. Sie ist fest entschlossen, dieses Haus nicht zu verlassen, lieber will sie zugrunde gehen. Und wenn nicht bald was geschieht, wird genau das eintreten. Benutzen Sie doch Ihre Augen, Ihren Kopf, Dan. Meinen Sie wirklich, daß solche seltsamen, unnatürlichen Dinge geschehen können, wenn alles so wäre, wie Ihr logischer Menschenverstand es nur akzeptieren will? Wollen Sie sich tatsächlich Dingen verschließen, nur weil sie über Ihr übliches Denkvermögen hinausgehen?«
    »Haben Sie das gehört?« Dan horchte plötzlich zur Tür hin.
    Sie lauschten angestrengt. Peggy verkrampft und voller Angst, daß irgend etwas Neues, Schreckliches sie erwartete. Dann kam die Stimme wieder. »Professor Mulcahy! Miss Witlow!«
    »Das ist doch Andrew Quigley.« Der Professor stand auf und ging zur Tür. »Wir sind hier in der Küche. Kommen Sie!«
    In der nächsten Minute tauchte Andrew Quigley in der Küchentür auf. Er blieb mit einem schüchternen Lächeln stehen. »Ich wollte Sie keinesfalls stören«, entschuldigte er sich fast stotternd.
    »Aber Sie stören doch nicht«, beruhigte Peggy ihn freundlich und holte eine saubere Tasse aus dem Schrank. »Wir haben gern Gäste.«
    »Das ist sehr liebenswürdig von Ihnen.« Er rieb sich nervös die kahle Stirn. »Aber es kommt mir fast unrecht vor, daß ich hier in Conig herumsitze und zusehe, mit welchen Schwierigkeiten Sie sich herumschlagen müssen. Es könnte fast so aussehen, als ob ich nur darauf warte, bis die Erbschaft meiner Gesellschaft zufällt.« Seine Hand strich in einer hilflosen Geste über das Gesicht.
    »Jetzt reden Sie aber Unsinn«, wies ihn Peggy freundlich zurecht. »Setzen Sie sich her und trinken Sie eine Tasse Kaffee mit uns.« Der unscheinbare, schmächtige Mann tat ihr leid. Vermutlich gab es wenige, die sich mit einem so überempfindlichen Gewissen herumschlagen mußten.
    »Haben Sie Mrs. Mullins gesehen?« fragte der Professor.
    »Nein. Sie hat mir angeboten, bei ihr zu wohnen, aber das wäre zuviel Umstand für sie gewesen.« Und nach einer kleinen Pause: »Ich komme nur, weil ich den Damen meine bescheidene Hilfe anbieten wollte.«
    Peggy wollte sich herzlich bedanken, aber Dan, der Mr. Quigley die ganze Zeit beobachtet hatte, ließ sie nicht zu Wort kommen. »Mr. Quigley, Sie wissen doch, daß der Professor glaubt, hier im Schloß spuke es?« fragte er geradeheraus. »Können Sie etwas dazu sagen? Vielleicht etwas, was Sie gestern noch nicht erzählen wollten?«
    »Tut mir leid, aber ich weiß auch nicht mehr als die allgemeinen Gerüchte. Und ich muß zugeben«, er blickte entschuldigend zum Professor, »daß ich nichts von diesen Spukgeschichten halte. Und von Mr. Shaw konnte ich ja auch nichts anderes erfahren, als daß er verdammt sein wolle, wenn er verflucht wäre. Damit ist nichts anzufangen. Aber ich hätte mich gern ein bißchen nützlich gemacht. Ich würde auch Mrs. Mullins’ Tiere versorgen, wenn sie bei den Damen im Schloß bleiben wollte. Aber wahrscheinlich hat sie genausoviel Angst vor dem Ort wie die Dorfbewohner. Es hat sich doch bestimmt keiner von denen hier draußen blicken lassen?«
    »Nein. Keiner«, bestätigte Peggy.
    »Dabei reden sie im Gasthaus von nichts anderem, sie...«
    Ein durchdringender langgezogener Schrei ließ ihn verstummen. Peggy hatte sich steif aufgerichtet und wartete, daß der gellende Laut seinen Höhepunkt erreichte und wie schon zweimal zuvor sich in herzzerreißendes Schluchzen verwandelte. Der Professor und Dan eilten zur Tür; Dan als erster. Er hatte instinktiv nach seiner Arzttasche gegriffen.
    »Es ist nicht Jesse!« schrie Peggy ihnen hinterher und wandte sich zu Mr. Quigley, der wohl hochgefahren war, aber nun wie festgewurzelt vor seinem Stuhl stand. Dann fiel ihr Jesse ein, und in welchen Zustand der Schrei sie versetzt haben mochte, und sie raste hinter den Männern her.
    In der Halle blickte sie unwillkürlich zur hinteren Galerie hinauf und entdeckte Jesse. Sie stand weit über das niedrige Geländer gebeugt, das rote Haar hing lose über die Schultern; sie war noch im Nachthemd.
    »Hast du’s gehört?« rief sie mit gepreßter Stimme.
    »Lehn dich nicht so weit über das Geländer!«

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