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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Frühstück besorgen und wieder da sein, bevor es kalt werden konnte. Er ahnte nicht, dass jede Phase seiner Verhandlungen wortgetreu an den Secret Intelligence Service weitergemeldet wurde.
    Um halb neun zeigte ein rotes Blinklicht an, dass Mr. Abdi in der Leitung war. Optimistische Anwandlungen gestattete Gareth Evans sich niemals gern. Er war zu oft enttäuscht worden. Aber er und der somalische Vermittler, dachte er, waren dicht davor, ein Lösegeld von fünf Millionen Dollar zu vereinbaren, und dafür hatte er hundertprozentig grünes Licht. Der Transfer des Geldes war nicht sein Problem; dafür würden andere sorgen. Und er wusste, dass eine britische Fregatte nicht weit vor der Küste kreuzte und die Malmö in sichere Gewässer geleiten würde, wenn es so weit wäre.
    »Ja, Mr. Abdi, hier ist Gareth Evans. Haben Sie Neuigkeiten für mich? Sie kommen früher als sonst.«
    »Allerdings, Mr. Gareth. Und es sind sehr gute Neuigkeiten. Die allerbesten. Mein Auftraggeber ist bereit, sich auf nur fünf Millionen Dollar zu einigen.«
    »Ausgezeichnet, mein Freund.« Er bemühte sich, nicht allzu erfreut zu klingen. Das war die schnellste Freigabe, die er je erreicht hatte. »Ich denke, ich kann die Überweisung noch heute veranlassen. Geht es der Besatzung gut?«
    »Ja, sehr gut. Es gibt noch ein … wie sagt man bei Ihnen? … ein Haar in der Sauce, doch das ist nicht so wichtig.«
    »Ich glaube, das Haar ist in der Suppe. Ein Problem eben. Wie auch immer. Was ist das für ein Haar, Mr. Abdi?«
    »Der schwedische Junge, der Kadett …«
    Evans erstarrte. Er hob die Hand, und Mrs. Bulstrode blieb mit dem Frühstück in der Hand wie angewurzelt stehen.
    »Sie meinen Ove Carlsson. Was gibt es da für ein Problem, Mr. Abdi?«
    »Er kann nicht kommen, Mr. Gareth. Mein Auftraggeber … ich fürchte … es hat nichts mit mir zu tun … er hat ein Angebot bekommen …«
    »Was ist mit Mr. Carlsson passiert?« Evans’ Stimme klang nicht mehr gut gelaunt.
    »Ich fürchte, er ist an al-Schabaab in den Süden verkauft worden. Aber machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Gareth. Er war nur ein Kadett.«
    Gareth Evans legte den Hörer auf, beugte sich nach vorn und vergrub das Gesicht in den Händen. Mrs. Bulstrode stellte sein Frühstück hin und ging.
    Agent Opal saß zwischen Dschamma und der Tür, der Prediger auf der anderen Seite. Der Technical, der schlechter gefedert war als der Landcruiser, holperte bockend, wippend und erzitternd über Steine und durch Schlaglöcher. Sie waren seit fünf Stunden unterwegs. Es war kurz vor Mittag, und die Hitze war erstickend. Falls der Wagen einmal eine Klimaanlage gehabt hatte, war sie längst Geschichte.
    Der Prediger und Dschamma dösten. Ohne das Gerüttel wäre Opal vielleicht in einen unruhigen Schlaf verfallen und hätte nichts mitbekommen.
    Der Prediger wachte auf, beugte sich vor, klopfte dem Fahrer auf die Schulter und sagte etwas. Auf Urdu, doch was es bedeutete, wurde bald klar. Sie waren seit der Abfahrt aus Marka in Kolonne gefahren, und ihr Wagen war der zweite von vieren. Sofort nach dem Schultertippen verließ der Fahrer die Piste, auf der das erste Fahrzeug unterwegs war, und bog ab.
    Opal schaute durch das Rückfenster. Der dritte und der vierte Truck taten das Gleiche. Die Sitzverteilung war anders als im Landcruiser: Vorn saß nur der Fahrer, und auf der Sitzbank hinter ihm saßen der Prediger, Dschamma und er selbst. Die drei Bodyguards und Yusuf hockten hinten auf der offenen Ladefläche.
    Von oben würden alle vier Technicals gleich aussehen – wie achtzig Prozent aller Pick-ups in Somalia. Die drei anderen in ihrem Konvoi waren Mietwagen aus Marka. Opal wusste, was Drohnen waren. Sie hatten in seiner Agentenausbildung beim Mossad eine große Rolle gespielt. Er fing an zu würgen.
    Dschamma sah ihn erschrocken an.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Das kommt von dem Geschaukel«, sagte er. Der Prediger schaute herüber.
    »Wenn dir schlecht wird, musst du draußen sitzen«, sagte er.
    Opal öffnete die Tür neben sich und schwang den Oberkörper hinaus. Der Wüstenwind wehte ihm das Haar ins Gesicht. Er streckte eine Hand nach hinten zur Ladefläche, und ein kräftiger Pakistani packte sie. Eine wilde Sekunde lang baumelte er über einem wirbelnden Rad und wurde dann auf die Ladefläche gezogen. Dschamma beugte sich herüber und riss die Tür von innen zu.
    Opal lächelte den drei pakistanischen Leibwächtern und dem einäugigen Yusuf matt zu. Alle vier ignorierten ihn.

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