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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Speiseröhre und führt auf der Stelle zum Tod.
    Eine Ziege schlachtet man jedoch nicht so, denn hier ist ein maximaler Blutverlust erforderlich, damit das Fleisch zart wird. Also wird die Kehle durch eine hackende, sägende Bewegung von vorn durchschnitten. Um einen menschlichen Gefangenen leiden zu lassen und ihm Verachtung zu demonstrieren, verwendet man die Ziegenmethode.
    Nach dem Urteilsspruch saß der vorsitzende Geistliche dabei und sah der Vollstreckung zu. Einer der Vollstrecker war Abu Azzam.
    Noch etwas stand in der Datei. Um das Jahr 2009 begann ein Wanderprediger mit Auftritten in den Moscheen in den Bergen von Nord- und Südwasiristan. Ein Name war nicht angegeben, aber in der Datei hieß es, er habe Urdu, Arabisch und Paschtu gesprochen und sei ein machtvoller Redner gewesen, der sein Publikum in extreme religiöse Verzückung versetzen konnte. Etwa im Jahr 2010 war er verschwunden. In Pakistan hatte man nie wieder von ihm gehört.
    Die beiden Männer, die in einer Ecke der Bar des Washingtoner Mandarin Oriental saßen, fielen niemandem auf. Dazu gab es auch keinen Grund. Beide waren Anfang bis Mitte vierzig, beide trugen dunkle Anzüge und neutrale Krawatten. Beide wirkten schlank und muskulös, ein wenig militärisch, und sie hatten die undefinierbare Ausstrahlung, die auf »Kampferfahrung« schließen ließ.
    Der eine war der Spürhund. Der andere hatte sich als Simon Jordan vorgestellt. Er traf sich nicht gern mit Wildfremden in der Botschaft, wenn es sich auch anderswo machen ließ. Deshalb das Treffen in der diskreten Bar.
    In seiner Heimat hieß er mit Vornamen wirklich Simon, doch sein Nachname hatte nichts mit irgendeinem Fluss zu tun. Er war der Stationschef des Mossad in der israelischen Botschaft.
    Das Anliegen des Spürhunds war das gleiche, das er auch Konrad Armitage vorgetragen hatte, und das Resultat war ebenfalls weitgehend gleich. Simon Jordan wusste genau, wer der Spürhund war und was TOSA in Wirklichkeit tat, und als Israeli empfand er für beides volle Zustimmung. Aber deshalb hatte er noch keine Antwort parat.
    »Natürlich haben wir im Büro jemanden, der mit diesem Teil der Welt befasst ist, dem werde ich Ihre Frage vorlegen müssen. Ich nehme an, Sie haben es eilig?«
    »Ich bin Amerikaner. Haben wir es jemals nicht eilig?«
    Jordan lachte aufrichtig erheitert. Er schätzte Selbstironie. Er war Israeli.
    »Ich werde sofort nachfragen und um schnelle Erledigung bitten.« Er hielt die Karte mit dem Namen Jackson hoch, die der Spürhund ihm gegeben hatte. »Ich nehme an, die Nummer ist sicher?«
    »Sehr sicher.«
    »Dann werde ich sie benutzen. Über eine unserer sicheren Leitungen.«
    Er wusste genau, dass die Amerikaner alles abhörten, was aus der israelischen Botschaft kam, aber Verbündete wahren nach Möglichkeit den höflichen Schein.
    Sie verabschiedeten sich. Auf den Israeli wartete ein Wagen mit Chauffeur, der ihn zur Botschaft fahren würde. Das Prahlen lag ihm nicht, doch er war offizieller Geheimdienstvertreter in seiner Botschaft, und das bedeutete, dass man ihn erkennen konnte. Selbst zu fahren oder ein Taxi zu nehmen, war keine kluge Methode, eine Entführung zu vermeiden. Ein ehemaliger Kommandosoldat der Golani-Brigade am Steuer und eine UZI auf dem Rücksitz waren da schon besser. Andererseits hatte er auch keine Lust auf das lange Brimborium von Hakenschlagen und Hintertüren, das Inoffizielle veranstalten mussten.
    Zu den Gewohnheiten des Spürhunds hingegen, die für offizielles Stirnrunzeln sorgten, gehörte seine Abneigung gegen Autos mit Chauffeur. Er verbrachte auch nicht gern Stunden in den Staus zwischen Washington und seinem Büro im Wald. Deshalb benutzte er ein Motorrad. In dem Gepäckfach unter dem Sattel war ein Visierhelm. Allerdings war es kein Rollstuhl auf zwei Rädern, sondern eine Honda Fireblade, ein Transportmittel, mit dem man sich besser nicht anlegte.
    Nachdem er die Datei von Dschawad gelesen hatte, war der Spürhund – auch wenn er nicht sicher sein konnte – davon überzeugt, dass Abu Azzam aus den allzu gefährlichen Bergen an der afghanisch-pakistanischen Grenze in das scheinbar ungefährlichere Klima des Jemen geflohen war.
    Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel steckte 2008 noch in den Kinderschuhen, doch zu den Anführern gehörte ein in Amerika aufgewachsener Jemenit namens Anwar al-Awlaki, der fließend Englisch mit amerikanischem Akzent sprach. Er war dabei, sich als höchst erfolgreicher Onlineprediger zu etablieren, der

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