Die Todesliste
seine Ausrüstung bereit, und hinter Marka begann er zu filmen. Er bekam ausgezeichnete Aufnahmen der gesamten Küste von Marka bis zu einem fünfzig Meilen weit nördlich von Kismaju gelegenen Punkt – insgesamt zweihundert Meilen Sandstrand.
Der Kameramann schaltete ab, und die King Air wendete. Sie flog den Weg zurück, auf dem sie gekommen war, schaltete von den internen Tanks auf die Hauptversorgung und kehrte heim. Nach zwölf Stunden Flug landete sie mit den letzten Tropfen auf dem Flughafen Eilat, tankte und flog weiter nach Sve Dov. Ein Motorradkurier brachte die Kamera zur fotografischen Analyseeinheit des Mossad, wo man die Aufnahmen studierte.
Was Benny haben wollte und bekam, war ein unverwechselbarer Treffpunkt an der Küstenstraße, an dem er mit Agent Opal zusammentreffen konnte, um ihm neue Anweisungen und die nötige Ausrüstung zu geben. Die Stelle, die er brauchte, musste für einen Autofahrer auf der Landstraße und jemanden, der mit einem schnellen Schlauchboot vom Meer kam, gleichermaßen erkennbar sein.
Als er die Stelle gefunden hatte, verfasste er seine Nachricht an Opal.
Direktor Doherty bemühte sich, ein anständiges Gefängnis zu führen, und natürlich gehörte dazu auch eine Kapelle. Aber dass seine Tochter dort heiratete, wollte er nicht. Als Brautvater wollte er ihr einen wirklich denkwürdigen Tag schenken. Deshalb sollte die Trauung in der katholischen Kirche St. Francis Xavier stattfinden, und danach würde es einen Empfang im Hotel Clarendon in der Stadt geben.
Die Hochzeit war samt Ort und Zeit in der Gesellschaftsspalte der Phoenix Republic erwähnt worden, und so war es nicht überraschend, dass sich zahlreiche Neugierige und Gratulanten vor den Kirchentüren versammelt hatten, als das glückliche Paar herauskam.
Niemand achtete besonders auf den dunklen jungen Mann in der Menge im langen weißen Gewand und mit dem in die Ferne gerichteten Blick. Nicht, bis er durch das Zuschauergedränge stürmte und auf den Brautvater zulief. Er hielt etwas in der rechten Hand, als wollte er ihm ein Geschenk überreichen. Aber es war kein Geschenk, es war eine .45er Colt. Viermal schoss er auf Direktor Doherty, und der wurde von der Wucht der Treffer rückwärtsgeschleudert und brach zusammen.
Wie immer, bevor das wahre Grauen einsetzt, herrschte zwei Sekunden lang fassungsloses Schweigen. Dann kamen die Reaktionen. Rufe, Schreie und weitere Schüsse, als zwei Polizisten des Phoenix Police Department ihre Waffen zogen und feuerten. Der Attentäter fiel ebenfalls. Andere warfen sich einfach zu Boden, während ringsum das Chaos ausbrach: Mrs. Doherty war hysterisch, die weinende Braut wurde weggeführt, die Sirenen von Polizei- und Krankenwagen heulten, und die Leute liefen in panischem Schrecken durcheinander.
Dann übernahm »das System« die Kontrolle. Der Tatort wurde mit Flatterband abgesperrt, die Waffe wurde geborgen und in einen Asservatenbeutel gelegt, der Täter wurde identifiziert. Am Abend verbreiteten die Nachrichtensender aus Arizona die Neuigkeit in den ganzen USA : Es gab wieder einen Fall. Auf dem Laptop des Fanatikers, den man in dem Einzimmerapartment über der Werkstatt beschlagnahmte, in der er gearbeitet hatte, fand sich eine lange Liste von Onlineauftritten des Predigers.
Die Filmeinheit der U. S. Army heißt TRADOC (Training and Doctrine Command) und hat ihren Sitz in Fort Eustis, Virginia. Normalerweise produziert sie Lehrfilme und Dokumentationen, die ausgiebig jeden Aspekt des Militärs, seiner Arbeit und seiner Funktion behandeln. Der leitende Offizier war deshalb ohne Zögern bereit, sich mit einem gewissen Colonel Jamie Jackson aus dem Hauptquartier der MacDill Air Force Base außerhalb Tampas /Florida, zu treffen.
Auch innerhalb der Truppe sah der Spürhund keinen Grund zu offenbaren, dass er in Wirklichkeit Colonel Kit Carson hieß, von TOSA kam und nur ein paar Meilen weit entfernt im selben Staat stationiert war. Das alles fiel unter die Rubrik »Kenntnis nur bei Bedarf«.
»Ich will einen Kurzfilm drehen«, sagte er. »Aber er wäre als top secret einzustufen, und der fertige Film dürfte nur von einer äußerst begrenzten Gruppe von Leuten gesehen werden.«
Der Offizier war fasziniert und leicht beeindruckt, jedoch nicht beunruhigt. Er war stolz auf das filmemacherische Talent seiner Einheit. Er konnte sich nicht entsinnen, schon einmal eine so merkwürdige Anfrage bekommen zu haben, aber die Sache konnte ja nur umso interessanter werden. Film-
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