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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Er gab Suarez eine Karte mit ein paar arabischen Wörtern.
    »Shit, Mann, das ist kompliziert.«
    Ein älterer Mann, der stumm an der Wand gelehnt hatte, trat vor.
    »Versuchen Sie mir nachzusprechen«, sagte er und artikulierte die fremden Wörter wie ein Araber. Suarez versuchte es. Es klang nicht genauso, aber seine Lippenbewegungen gingen in die richtige Richtung. Die Synchronisation würde den Rest besorgen. Tony Suarez begab sich in die Maske. Es dauerte eine Stunde.
    Die erfahrene Maskenbildnerin verdunkelte seinen Teint und machte ihn schwärzlicher. Ein schwarzer Bart wurde angebracht. Das shemagh , ein einfaches arabisches Kopftuch, bedeckte die Haare, und schließlich kamen die Kontaktlinsen, die ihm faszinierend bernsteingelbe Augen verpassten. Als er aufstand und sich umdrehte, war der Spürhund sicher, den Prediger vor sich zu sehen.
    Tony Suarez wurde zu dem Stuhl geführt und setzte sich. Camcorder, Lautstärkelevel, Fokus und Teleprompter wurden noch einmal justiert. Die Stunde in der Maske hatte der Schauspieler benutzt, um den Text zu studieren, den er vom Teleprompter ablesen würde. Den größten Teil kannte er inzwischen auswendig, und auch wenn sein Arabisch nicht klang wie bei einem Muttersprachler, stolperte er nicht mehr über die Wörter.
    »Kamera ab«, sagte Captain Mason. Eines Tages, davon träumte er, würde er diese Worte zu Brad Pitt und George Clooney sagen.
    Der Statist fing an zu sprechen.
    Der Spürhund flüsterte Mason etwas ins Ohr.
    »Mehr Ernst, Tony«, sagte Mason. »Das ist ein Geständnis. Sie sind der Großwesir, der dem Sultan gesteht, dass er alles falsch gemacht hat und es ihm leidtut. Okay, noch mal. Kamera ab.«
    Nach acht Takes hatte Suarez seine Spitzenleistung erreicht und ließ nach. Der Spürhund ließ abbrechen.
    »Okay, Leute, das Ding ist im Kasten.« Mason liebte diesen Ausdruck. Die Crew baute ab, was sie aufgebaut hatte. Tony Juarez trug wieder Jeans und T-Shirt, er war glatt rasiert und roch leicht nach Reinigungscreme. Kostüme und Maske wurden eingepackt und in den Truck zurückgebracht. Das Laken wurde abgenommen, zusammengerollt und weggebracht. Die Fenster wurden vom schwarzen Papier und Klebstreifen befreit.
    Währenddessen ließ der Spürhund sich vom Kameramann die besten fünf Takes der Rede aussuchen. Er wählte die Aufnahme aus, die er haben wollte, und ließ alle übrigen löschen.
    Die Stimme des Schauspielers war immer noch reinstes Kalifornisch. Aber der Spürhund kannte einen britischen TV-Comedian, der das Publikum mit seinen unglaublichen Imitationen von Prominentenstimmen in Lachkrämpfe versetzte. Man würde ihn für einen Tag einfliegen und gut bezahlen, und die Techniker würden für präzise Lippensynchronisation sorgen.
    Sie übergaben dem Hotel den gemieteten Konferenzraum. Tony Suarez räumte mit großem Bedauern seine Suite, wurde nach Washington gefahren und nahm den Nachtflug zurück nach Los Angeles. Das Team aus Fort Eustis hatte einen viel kürzeren Heimweg und war bei Sonnenuntergang schon zu Hause.
    Sie hatten einen unterhaltsamen Tag verbracht, aber sie hatten noch nie vom Prediger gehört und nicht die leiseste Ahnung, was sie getan hatten. Doch der Spürhund wusste es. Er wusste, wenn er das, was da auf der Kassette in seiner Hand war, vom Stapel ließ, würde unter den Streitkräften des Dschihadismus das reine Chaos ausbrechen.
    Der Mann, der auf dem Flughafen von Mogadischu zusammen mit einer Handvoll Somalis aus der Turkish-Airlines-Maschine stieg, hatte einen Pass, der ihn als Dänen auswies, und weitere Papiere in fünf Sprachen – unter anderem in Somali –, die ihn als Mitarbeiter des Kinderhilfswerks »Save the Children Fund« identifizierten.
    Sein richtiger Name war nicht Jensen, und in Wirklichkeit arbeitete er in der Spionageabteilung des Mossad. Er war am Tag zuvor vom Flughafen Ben Gurion nach Larnaka auf Zypern geflogen, hatte dort Namen und Nationalität gewechselt und war nach Istanbul weitergeflogen.
    Das Warten in der Businessclass-Transitlounge auf den Weiterflug in Richtung Süden und nach Somalia war lang und ermüdend. Aber Turkish Airlines war immer noch die einzige staatliche Fluglinie, die Mogadischu anflog.
    Es war acht Uhr morgens und schon heiß auf dem Vorfeld, als die fünfzig Passagiere ins Ankunftsterminal zockelten. Die Somalis aus der Economyclass drängten die drei Business-Passagiere zur Seite. Der Däne hatte es nicht eilig, wartete geduldig vor der Passkontrolle, bis er an der

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