Die Todesliste
beigefügten Karte. Man kann ihn nicht verfehlen.
Wenn du die verschlüsselte Anweisung hörst, warte bis zum nächsten Tag. Fahre in der Abenddämmerung los, und du wirst im Morgengrauen am Treffpunkt ankommen. Dein Kontakt wird dort sein, mit neuem Geld, Ausrüstung und weiteren Anweisungen.
Die Worte im Wetterbericht, auf die du warten sollst, lauten: ›Für morgen erwarten wir leichten Regen über Aschkelon.‹ Viel Glück, Opal.«
ACHT
Der Fischkutter war alt und ramponiert, aber das war der Sinn der Sache. Er war verrostet und hatte mindestens einen neuen Anstrich nötig, doch auch das sollte so sein. Auf einem Meer voller Küstenfischerboote würde er keine Aufmerksamkeit erregen.
Er machte in finsterer Nacht von seinem Liegeplatz los und verließ die Bucht vor Eilat, wo Rafi Nelson früher seine Strandbar hatte. Als der Morgen dämmerte, war der Kutter südlich des Golfs von Akaba und tuckerte ins Rote Meer hinein, vorbei an den Tauchgebieten vor der ägyptischen Sinaiküste. Die Sonne stand hoch am Himmel, als die Taba-Höhen und Dahab vorüberzogen. Zwei Sporttaucherboote waren schon in aller Frühe über den Riffen unterwegs, aber niemand nahm Notiz von dem schmuddeligen israelischen Kutter.
Am Ruder stand der Kapitän, und sein Erster Maat kochte in der Kombüse Kaffee. Nur zwei echte Seeleute waren an Bord. Zwei echte Fischer würden die langen Leinen und die Netze handhaben, wenn das Boot zum Driften überginge. Die anderen acht waren Kommandosoldaten von Sajeret Matkal.
Der Laderaum war gescheuert und vom Fischgestank gereinigt worden, um sie unterzubringen. An den Wänden gab es acht Kojen und einen gemeinsamen Messbereich auf den Planken. Die Lukendeckel blieben geschlossen, damit die Klimaanlage in dem engen Raum trotz der sengenden Sonne ihre Arbeit tun konnte.
Auf dem Roten Meer zwischen Saudi-Arabien und dem Sudan wechselte der Kutter seine Identität und verwandelte sich in die Omar al-Dhofari aus dem omanischen Hafen Salalah. Die Besatzung sah entsprechend aus: Alle konnten, was Aussehen und Sprache anging, als Golfaraber durchgehen.
In der Meerenge zwischen Dschibuti und Jemen umrundete der Fischkutter die jemenitische Insel Perim und fuhr in den Golf von Aden ein. Ab jetzt befand er sich im Piratenrevier, aber er war nicht in Gefahr. Somalische Piraten sind auf Beute aus, die kommerziellen Wert hat und deren Eigner bereit sind, einen Preis für die Rückgabe zu bezahlen. Ein Fischkutter aus Oman gehörte nicht zu dieser Kategorie.
Die Männer an Bord sahen eine Fregatte der internationalen Flottille, die den Piraten seit einer Weile das Leben äußerst schwer machte, doch sie wurden nicht einmal angerufen. Die Sonne blitzte auf den Objektiven der starken Ferngläser, mit denen sie beobachtet wurden, das war alles. Ein omanischer Kutter war auch für die Piratenjäger uninteressant.
Am dritten Tag umrundete er Cape Guard, die östlichste Festlandspitze Afrikas, und schwenkte nach Süden. An Steuerbord lag nur noch Somalia, und der Kutter nahm Kurs auf sein Operationsgebiet vor der Küste zwischen Mogadischu und Kismaju. Als er dort angekommen war, drehte er bei. Die Netze wurden ausgeworfen, um den Schein zu wahren, und eine kurze, harmlose E-Mail-Nachricht wurde an die nicht vorhandene Freundin Miriam im Office geschickt, in der ihr mitgeteilt wurde, man sei bereit und warte.
Der Divisionschef Benny reiste ebenfalls, jedoch sehr viel schneller, nach Süden. Er flog mit El-Al nach Rom und dann weiter nach Nairobi. In Kenia ist der Mossad seit Langem besonders stark vertreten, und der örtliche Stationschef holte Benny in Zivil und mit einem unmarkierten Wagen am Flughafen ab. Eine Woche war es her, seit der somalische Fischer mit dem stinkenden Kingfish seine Ware an Opal übergeben hatte, und Benny musste hoffen, dass inzwischen irgendein Motorrad beschafft worden war.
Donnerstagabend, kurz vor Mitternacht, wurde wie immer die »Nachteulen«-Talkshow gesendet. Vorher kam der Wetterbericht. Darin hieß es, trotz der Hitzewelle in den meisten Teilen des Landes sei mit leichtem Regen über Aschkelon zu rechnen.
Die vorbehaltlose Zusammenarbeit der Briten mit dem Spürhund stand außer Frage. Großbritannien hatte vier Mordfälle, begangen von jungen Fanatikern auf der Suche nach dem Ruhm, dem Paradies oder beidem, angestiftet vom Prediger, und den Behörden war ebenso viel daran gelegen, ihn auszuschalten, wie den Amerikanern.
Der Spürhund wurde in einem Safe House der
Weitere Kostenlose Bücher