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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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amerikanischen Botschaft untergebracht, einem kleinen, aber gut eingerichteten Cottage in einer kopfsteingepflasterten Seitengasse in Mayfair. Es gab ein kurzes Meeting mit dem J-SOC -Chef in der Verteidigungsabteilung der Botschaft und dem CIA -Stationschef. Dann brachte man den Spürhund zum Hauptquartier des Secret Intelligence Service in Vauxhall Cross. Er war schon zweimal in dem Klotz aus grünem und braunem Stein am Themseufer gewesen, aber der Mann, den er jetzt traf, war ihm neu.
    Adrian Herbert war in seinem Alter, also Mitte vierzig, und folglich war er auf dem College gewesen, als Boris Jelzin 1991 das Ende des Sowjetkommunismus und der Sowjetunion verkündete. Nach dem Studium der Geschichte am Lincoln College in Oxford und einem Jahr auf der SOAS , der School of Oriental and African Studies in London, hatte er eine Karriere auf der Überholspur gestartet. Sein Spezialgebiet war Zentralasien, und er sprach Urdu, Paschtu und ein wenig Arabisch.
    Der Leiter des SIS – oft fälschlich MI6 genannt – ist immer nur als »Chief« bekannt. Er streckte seinen Kopf herein, sagte Hallo und ließ Adrian Herbert mit seinen Gästen allein. Aus Höflichkeitsgründen war ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes – des Security Service, kurz MI5 – dabei, der seinen Sitz in Thames House hat, fünfhundert Meter weit themseabwärts am Nordufer.
    Es folgte das fast rituelle Aufgebot von Kaffee und Keksen, dann sah Herbert seine drei amerikanischen Gäste an und fragte leise: »Was meinen Sie, wie können wir behilflich sein?«
    Die beiden Botschaftsmitarbeiter überließen es dem Spürhund. Keiner der Anwesenden war in Unkenntnis des Auftrags, den der Mann von TOSA hatte. Aber der Spürhund sah keine Notwendigkeit zu erklären, was er bisher unternommen hatte, wie weit er gekommen war und was er als Nächstes vorhatte. Selbst zwischen Freunden und Verbündeten gilt der Leitsatz »Kenntnis nur bei Bedarf«.
    »Der Prediger ist nicht im Jemen, er ist in Somalia«, sagte er. »Wo genau er sich aufhält, weiß ich noch nicht. Wir wissen allerdings, dass sich sein Computer und damit der Ausgangspunkt seiner Internetbotschaften in einem Umschlaglager im Hafengebiet von Kismaju befindet. Ich bin jedoch sicher, dass er nicht persönlich dort anwesend ist.«
    »Ich glaube, Konrad Armitage hat Ihnen schon gesagt, dass wir niemanden in Kismaju haben.«
    »Anscheinend hat dort niemand jemanden«, log der Spürhund. »Doch darum geht es mir hier nicht. Wir haben festgestellt, dass jemand mit diesem Lagerschuppen kommuniziert und Empfangsbestätigungen für seine Nachrichten erhält. Der Schuppen gehört der Firma Masala Pickles in Karatschi. Vielleicht haben Sie schon davon gehört.«
    Herbert nickte. Er aß gern indisch und pakistanisch und ging mit seinen Agenten manchmal in Curryrestaurants, wenn sie London besuchten. Das Mango Chutney von Masala war ziemlich bekannt.
    »Durch einen außergewöhnlichen Zufall – an den wir alle nicht glauben – gehört die Firma Masala zu hundert Prozent einem Mr. Mustafa Dardari, und der ist ein Kindheitsfreund des Predigers aus seiner Zeit in Islamabad. Ich möchte, dass dieser Mann unter die Lupe genommen wird.«
    Herbert sah den MI5-Kollegen an, und der nickte.
    »Sollte sich machen lassen«, sagte er. »Wohnt er in London?«
    Der Spürhund wusste, dass das MI5 zwar Mitarbeiter in den wichtigsten Auslandsvertretungen hatte, aber seine Hauptaufgaben lagen im Inneren. Der SIS befasste sich zwar hauptsächlich mit Auslandsspionage und Spionage gegen mutmaßliche Feinde Ihrer Majestät im Ausland, doch er konnte auch im Inland operieren.
    Er wusste außerdem, dass es genau wie zwischen CIA und FBI in Amerika auch hier zeitweilig Rivalitäten zwischen den »inneren« und »äußeren« Geheimdiensten gegeben hatte, die zu Feindseligkeiten geführt hatten, aber die allgemeine Bedrohung durch den extremistischen Dschihadismus und den daraus resultierenden Terrorismus hatte die Zusammenarbeit in den letzten zehn Jahren maßgeblich verbessert.
    »Er pendelt«, sagte der Spürhund. »Er hat eine Villa in Karatschi und ein Townhouse in London, in Pelham Crescent. Nach meinen Informationen ist er dreiunddreißig, ledig, eine angenehme Erscheinung und gesellschaftlich präsent.«
    »Kann sein, dass ich ihn schon kennengelernt habe«, sagte Herbert. »Bei einem privaten Essen vor zwei Jahren, auf Einladung eines pakistanischen Diplomaten. Sehr geschmeidig, wenn ich mich recht erinnere. Und Sie möchten

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