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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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nicht über der schwedischen Küste, da hatte er für achtzehn Uhr einen Termin mit den Anwälten. Verdammt, sie würden eben Überstunden machen müssen.
    Als er im Landeanflug vor Northolt war, begann man bei Chauncey Reynolds mit den Vorbereitungen. Sie versuchten ihren bevorzugten Unterhändler in seinem Haus in Surrey zu erreichen, ein fast pensioniertes Ass in diesem seltsamen Beruf. Seine Frau holte ihn aus dem Garten, wo er an seinen Bienenkörben hantierte.
    Er hatte seine Fähigkeiten als Unterhändler der Metropolitan Police bei Geiselnahmen erworben, ein Waliser von täuschend langsamer Bedächtigkeit namens Gareth Evans.
    Der Troll war mausetot, als Opal ankam. Der Beobachter weiter unten an der Straße hatte Opal gesehen, und er war erkannt worden, weil der Captain ihn bei seinem Treffen mit Benny am Strand schon einmal gesehen hatte. Der Signalgeber in der Hand des Captains leuchtete noch einmal rot, und die Straßensperre erwachte zum Leben.
    Opal sah die Gestalten in den langen Gewändern im matten Licht seines Scheinwerfers, er sah die hin und her schwenkende Taschenlampe und die erhobenen Sturmgewehre. Wie jeder Geheimagent, der weit hinter den feindlichen Linien operiert und im Falle seiner Enttarnung einen scheußlichen Tod zu erwarten hat, bekam er eine kurze Panikattacke.
    Waren seine Papiere in Ordnung? Würde seine Geschichte von der Suche nach einem Job in Marka durchgehen? Was konnten die mutawa mitten in der Nacht auf dieser Straße wollen?
    Der Mann mit der Lampe kam heran und starrte ihm ins Gesicht. Der Mond trat hinter einer Wolkenbank hervor, die den nahenden Monsun ankündigte. Zwei schwarze Gesichter in der Nacht, nur ein paar Handbreit voneinander entfernt, das eine von Natur aus dunkel, das andere mit der Schminke des Kommandosoldaten für den Nachteinsatz beschmiert.
    »Schalom, Opal. Kommen Sie von der Straße herunter. Da kommt ein Truck.«
    Die Männer verschwanden im Gras zwischen den Bäumen und nahmen das Motorrad mit. Der Laster fuhr vorbei. Der Captain zeigte Opal die Unfallstelle.
    Anscheinend war dem Troll der Reifen auf der Fahrerseite des Pick-ups geplatzt. Der Nagel ragte noch aus der Laufflä che, wo menschliche Hände ihn hineingeschlagen hatten. Der Pick-up musste außer Kontrolle und ins Schleudern geraten sein. Unglücklicherweise war das mitten auf der Betonbrücke passiert.
    Er war in hohem Tempo über den Rand und in die steile Böschung des Wadi geschossen. Der Aufprall hatte den Fahrer gegen die Frontscheibe geschleudert, und er war mit solcher Wucht auf das Lenkrad gedrückt worden, dass es ihm Kopf und Brust zerschmettert hatte. Jemand hatte ihn aus der Kabine gezogen und neben dem Wagen auf den Boden gelegt. Im Tod starrten blicklose Augen hinauf zu den Wipfeln der Kasuarinen zwischen ihm und dem Mond.
    »Reden wir«, sagte der Captain. Er berichtete Opal genau, was Benny ihm über die sichere Verbindung zwischen dem Kutter und Tel Aviv übermittelt hatte. Wort für Wort. Dann gab er ihm eine Tasche mit Papieren und eine rote Baseballkappe.
    »Das hat der Verunglückte Ihnen gegeben, bevor er starb. Sie haben Ihr Bestes getan, aber da war keine Hoffnung. Er war schon zu weit hinüber. Noch Fragen?«
    Opal schüttelte den Kopf. Die Geschichte war tragfähig. Er schob die Tasche unter seine Windjacke. Der Captain der Sajeret Matkal streckte ihm die Hand entgegen.
    »Wir müssen wieder in See stechen. Viel Glück, mein Freund. Mazel tov .«
    Sie brauchten ein paar Augenblicke, um die letzten Fußspuren im Staub zu verwischen, alle bis auf Opals. Dann waren sie weg und fuhren über den dunklen Ozean hinaus zu dem wartenden Fischkutter. Opal schob sein Motorrad auf die Straße und fuhr weiter in Richtung Norden.
    Alle, die im Büro von Chauncey Reynolds versammelt waren, hatten Erfahrung in dem, was über ein Jahrzehnt der Piraterie hinweg zu einem allgemein akzeptierten Ritual geworden war. Die Piraten waren Clanchefs aus Puntland, und ihre Operationsbasis war ein achthundert Meilen langer Küstenstreifen von Bosaso im Norden bis Mareg, das nördlich von Mogadischu an der Küste lag.
    Sie betrieben die Piraterie des Geldes wegen, und das war alles. Ihre Ausrede lautete, vor Jahren seien Fangflotten aus Südkorea und Taiwan vor ihrer Küste aufgekreuzt und hätten die traditionellen Fischbestände zerstört, die bis dahin für ihren Lebensunterhalt gesorgt hätten. Wahr oder unwahr – sie waren Piraten geworden und verdienten seitdem sehr viel mehr Geld als

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