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Die Todesliste

Die Todesliste

Titel: Die Todesliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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war im Stillen immer noch überzeugt, sie würden sich bei ungefähr fünf Millionen einigen.
    Dann übernahm al-Afrit die Verhandlung und schickte sein Bild. Zufällig waren auch Reynolds und Harry Andersson, dem man angeraten hatte, nach Stockholm zurückzufliegen und dort abzuwarten, im Raum anwesend. Beim Anblick des Bildes wurde den drei Männern übel, und sie verstummten.
    Der Kadett lag bäuchlings auf einem groben Holztisch und wurde von einem großen Somali an den Handgelenken festgehalten. Die Beine waren gespreizt, und jeder Knöchel war an ein Tischbein gefesselt. Hose und Unterhose fehlten.
    Sein Gesäß war zu einem blutigen Brei zerschlagen. Sein Kopf lag mit der Seite auf dem Holz, und man sah an seinem Gesicht, dass er schrie.
    Evans und Reynolds begriffen, dass sie es mit einem sadistischen Wahnsinnigen zu tun hatten. So etwas hatten sie noch nie erlebt. Harry Anderssons Reaktion war extremer. Er stieß einen Schrei aus, ein Kreischen fast, und stürzte ins benachbarte Badezimmer. Die anderen hörten sein Würgen, als er den Kopf über die Kloschüssel beugte. Als er zurückkam, war er aschgrau im Gesicht. Nur auf seinen Wangen waren rote Flecken.
    »Der Junge ist mein Sohn«, schrie er. »Mein Sohn, unter dem Mädchennamen seiner Mutter!« Er packte Gareth Evans bei den Jackettaufschlägen und riss ihn vom Stuhl hoch, bis ihre Gesichter nur eine Handbreit voneinander entfernt waren.
    »Holen Sie mir meinen Sohn zurück, Gareth Evans. Holen Sie ihn zurück. Bezahlen Sie diesen Schweinen, was sie wollen. Alles, haben Sie gehört? Sagen Sie denen, ich zahle fünfzig Millionen Dollar für meinen Jungen. Sagen Sie denen das.«
    Er stürmte hinaus und ließ die beiden Briten bleich und erschüttert zurück. Auf dem Bildschirm leuchtete immer noch das grässliche Bild.

ELF
    Am Morgen seiner Märtyrerschaft stand Tarik »Terry« Hussein lange vor Tagesanbruch auf. Hinter geschlossenen Vorhängen reinigte er seinen Körper nach den alten Ritualen, setzte sich vor das Laken, das er an die Schlafzimmerwand gehängt und mit passenden Koranversen beschrieben hatte, schaltete seinen Camcorder ein und zeichnete seine letzten Worte an die Welt auf. Dann loggte er sich in den Dschihad-Kanal ein und sendete seine Botschaft in die Welt hinaus. Wenn die Behörden sie zur Kenntnis nähmen, wäre es zu spät.
    Er fuhr durch einen wunderschönen Sommersonnenaufgang und mischte sich unter die ersten Pendler des Morgens. Einige kamen aus Maryland nach Virginia, andere fuhren in die entgegengesetzte Richtung, und viele wollten in den District of Columbia. Er hatte es nicht eilig. Ihm kam es auf den richtigen Zeitpunkt an.
    Auf der rechten Spur einer Hauptstraße des Berufsverkehrs würde er nicht lange anhalten können. Käme er zu früh, würden die Autofahrer, die sich hinter ihm stauten, anfangen zu hupen und damit Aufmerksamkeit erregen. Einer der am Himmel kreisenden Hubschrauber der Verkehrsüberwachung könnte leicht einen Wagen der State Police herbeirufen. Der würde Mühe haben, durch den Stau zu kommen, aber irgendwann würde er aufkreuzen, und zwar mit zwei bewaffneten Polizisten. So wollte Hussein es auch, nur nicht zu früh.
    Zu spät konnte bedeuten, dass die Ziele, auf die er es abgesehen hatte, schon vorübergefahren wären, und er würde nicht lange auf die nächsten warten können.
    Um zehn nach sieben erreichte er die Key Bridge.
    Dieses Washingtoner Wahrzeichen hat acht Bogen. Fünf spannen sich über den Potomac River, die Grenze zwischen Virginia und Georgetown. Zwei weitere auf der Washingtoner Seite überquerten den C und den O Canal und die K Street. Der achte, in Virginia, überwölbt den George Washington Memorial Parkway, eine ebenfalls stark befahrene Pendlerstrecke.
    Hussein fuhr auf der U. S. Route 29 auf die Brücke zu und blieb auf der rechten Spur des sechsspurigen Highways. Als er mitten über dem GW Memorial Parkway angekommen war, hatte er seine Panne. Der Kleinwagen rollte langsam aus. Sofort kurvten die nachfolgenden Autos wütend an ihm vorbei. Er stieg aus, ging nach hinten und klappte den Kofferraum auf, nahm zwei rote Warndreiecke heraus und stellte sie auf den Asphalt.
    Er öffnete die beiden Türen an der Beifahrerseite, sodass eine Art Nische zwischen Auto und Brückenbrüstung entstand. Dann langte er in den Wagen und nahm das Gewehr heraus. Es war mit vierzig Schuss in zwei vollen Wechselmagazinen geladen. Er beugte sich über die Brüstung und spähte durch das

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