Die Todesliste
auf.
»Mr. Weller, ich glaube, wir beide kennen die Regeln. Wir sind nicht erst seit gestern dabei.«
Als der Spürhund gegangen war – nachdem er eine Zeit und einen Ort, weit weg von der Botschaft, genannt hatte – schaute Brian Weller sich das Brikett genauer an. Fünfundzwanzigtausend Dollar. Fünf würde er ausgeben müssen, und der Yankee sorgte für das Versteck. Er hatte zwei Töchter großzuziehen, eine Frau zu unterhalten, Essen auf den Tisch zu bringen, und seine Fähigkeiten waren nicht so, dass man sie beim Tee im Pfarrhaus vermarkten konnte.
Er kam zum Treffpunkt, brachte einen Kollegen aus seinem alten Kommando mit und nahm den Job eine Woche lang unter die Lupe. Dann sagte er Ja.
Ali Abdi nahm seinen ganzen Mut zusammen und ging zu al-Afrit.
»Die Sache läuft gut«, berichtete er. »Wir werden ein hübsches Lösegeld für die Malmö herausschlagen.«
Dann kam er auf ein anderes Thema zu sprechen.
»Der blonde Junge. Wenn er stirbt, macht das die Angelegenheit kompliziert. Es führt zu Verzögerungen und verringert das Lösegeld.«
Von seinem persönlichen Albtraum, der Aussicht auf europäische Stoßtrupps, die zu einer Rettungsmission den Strand stürmten, erwähnte er nichts. Es könnte den Mann vor ihm provozieren.
»Warum sollte er sterben?«, knurrte der Warlord.
Abdi zuckte die Achseln.
»Ich weiß es nicht. Eine Infektion, eine Blutvergiftung …?«
Er bekam, was er wollte. In Garacad gab es einen Arzt, der Grundkenntnisse in Erster Hilfe besaß. Die Wunden des Kadetten wurden desinfiziert und verbunden. Aber er blieb weiter im Keller eingesperrt. Daran konnte Abdi nichts ändern, und er wagte es auch nicht.
»Das ist ein Revier für die Hirschjagd«, sagte der Mann von der Jagdagentur. »Für die Böcke geht bald die Brunft los, und dann ist Schonzeit.«
Der Spürhund lächelte. Er spielte wieder den harmlosen amerikanischen Touristen.
»Ach, die Böcke haben von mir nichts zu befürchten. Nein, ich will nur mein Buch schreiben, und dazu brauche ich absolute Ruhe und Stille. Kein Telefon, keine Straße, keinen Besuch, keine Störungen. Eine hübsche Hütte abseits der ausgetretenen Pfade, wo ich den großen amerikanischen Roman schreiben kann.«
Der Agent kannte sich mit Schriftstellern ein wenig aus. Sie waren verrückt. Er klapperte auf seiner Tastatur und schaute auf den Monitor.
»Wir haben eine kleine Jagdhütte in unseren Büchern«, erklärte er. »Bis zum Beginn der Jagdsaison ist sie frei.«
Er stand auf und ging zu einer Karte an der Wand, sah im Register nach und tippte auf einen jungfräulichen Bereich abseits von Städten, Dörfern oder Straßen. Nur ein paar spinnwebzarte Wege waren eingezeichnet. Die Gegend lag im nördlichen Caithness, dem letzten schottischen County vor dem wilden Pentland Firth.
»Ich habe ein paar Bilder.«
Er kehrte mit dem Spürhund zu seinem Computer zurück und ließ ein paar Fotos über den Monitor wandern. Ja, es war eine Blockhütte in einem endlos wogenden Meer aus Heidekraut, in einem weiten Glen, umrahmt von hohen Bergen. In so einer Gegend würde ein Großstädter, der von zwei Marines gejagt wurde, nach fünfhundert Metern zusammenbrechen.
Die Hütte hatte zwei Schlafzimmer, ein großes Wohnzimmer, Küche und Dusche, einen riesigen Kamin und einen Brennholzvorrat.
»Ich glaube wirklich, ich habe mein Paradies gefunden«, sagte der Tourist und Schriftsteller. »Ich hatte noch keine Zeit, ein Konto einzurichten. Ist Barzahlung in Dollar okay?«
Dollar in bar waren wundervoll. In ein paar Tagen würde man eine genaue Wegbeschreibung und die Schlüssel zuschicken, und zwar nach Hamworthy.
Mustafa Dardari zog es vor, kein Auto zu besitzen und in London nicht selbst zu fahren. Die Parkplatzsuche war ein dauerhafter Albtraum, auf den er gut verzichten konnte. In seiner Gegend von Knightsbridge waren ständig Taxen unterwegs, brauchbar, wenn auch teuer. Kein Problem. Für ein elegantes Abendprogramm, ein Dinner zum Beispiel, benutzte er einen Limousinenservice – immer dieselbe Firma und meistens denselben Fahrer.
Er hatte eine Meile weit von seinem Haus entfernt bei Freunden zu Abend gegessen, und während er sich verabschiedete, rief er auf seinem Handy den Fahrer an und bestellte ihn vor den Portikus, wo eine doppelte gelbe Linie das Parken Tag und Nacht untersagte. Der Fahrer, der um die Ecke wartete, ließ den Motor an und berührte das Gaspedal mit der Fußspitze. Der Wagen bewegte sich einen Meter weit vorwärts, und
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